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Energiepreise steigen: Regierung sicher: Deutsche müssen im Winter nicht frieren

Energiepreise steigen

Regierung sicher: Deutsche müssen im Winter nicht frieren

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    Gas ist gerade knapp - und es wird teurer. Viele Deutsche werden deshalb dieses Jahr wohl eher auf Sparflamme kochen müssen.
    Gas ist gerade knapp - und es wird teurer. Viele Deutsche werden deshalb dieses Jahr wohl eher auf Sparflamme kochen müssen. Foto: Ulrich Wagner

    Während Großbritannien Energieversorger wegen des Gaspreis-Hochs vor der Pleite retten muss und die Regierungen in Frankreich, Italien und Spanien milliardenschwere Zuschüsse für Verbraucher auf den Weg bringen, kann die Bundesregierung noch ziemlich entspannt sein. „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist weiterhin hoch. Wir sehen derzeit keine Versorgungsengpässe", erklärte das für Energie zuständige Wirtschaftsministerium am Freitag in Berlin.

    Doch man muss sich das Gas auch leisten können. In Deutschland hat sich der Großhandelspreis für den Brennstoff im Verlauf des Jahres mehr als verdoppelt. Die Gasspeicher sind zum Herbstanfang geringer gefüllt als in den vergangenen Jahren, sie sind den Angaben zufolge zu zwei Dritteln voll. Während die Briten tatsächlich fürchten, Weihnachten in der kalten Stube zu sitzen, muss das in Deutschland derzeit zwar niemand. Doch das Heizen wird auch hierzulande teurer. Nach einer Auswertung des Internet-Vergleichsportals „Check 24“ haben bereits 50 Energieversorgerihre Preise erhöht oder Preiserhöhungen angekündigt. Laut dem Portal muss ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden pro Jahrim Schnitt dafür 1516 Euro jährlich zahlen. Das sei so viel wie noch nie.

    Regierung will keine Zuschüsse auf Energiekosten geben

    Die Regierung plant derzeit keine Zuschüsse auf den Weg zu bringen, wie es Italien, Frankreich und Spanien getan haben. In den drei Ländern sind die Preise noch brutaler nach oben gegangen. Die französische Regierung verteilt deshalb Energieschecks im Umfang von über einer halben Milliarde Euro an ärmere Haushalte. Rom versucht die Steigerungen über einen vier Milliarden schweren Hilfstopf abzufedern - und Spanien hat die Stromsteuer gesenkt.

    Verbraucher müssen sich auf höhere Gaspreise einstellen. Damit steigen auch die Stromkosten.
    Verbraucher müssen sich auf höhere Gaspreise einstellen. Damit steigen auch die Stromkosten. Foto: Jens Büttner, dpa

    Denn die durch die Decke schießenden Ausgaben für das Gas ziehen die Strompreise nach oben. Der Durchschnittspreis von 68 Cent je Kilowattstunde, der sich im bisherigen Jahresverlauf ergeben hat, liegt laut Bundesnetzagentur über dem langjährigen Mittel. Privatverbraucher zahlen bei ihren Anbietern um die 30 Cent je Kilowattstunde. Sie müssen sich also darauf einstellen, dass die Energieunternehmen die Preise anheben. Neunhaben es der Auswertung von „Check 24“ zufolge bereits getan oder die Erhöhung angekündigt.

    Entlastung der Bürgerinnen und Bürger durch die Regierung wäre möglich

    Die Bundesregierung hätte die Möglichkeit, Haushalte und Unternehmen zu entlasten. Die Hälfte der Stromrechnung resultiert aus Steuern und Abgaben, wie zum Beispiel Mehrwertsteuer, Stromsteuer und Ökostromumlage. Zu den Besonderheiten der Energiewende in Deutschland gehört, dass ein hoher Strompreis zu einer sinkenden Ökostromumlage führt, mit der der Bau von Windrädern, Solaranlagen und Biomassekraftwerken finanziert wird. Die Experten der Denkfabrik Agora Energiewende gehen deshalb davon aus, dass der Haushaltsstrompreis nächstes Jahr im Schnitt nur um 1,5 Cent je Kilowattstunde klettern wird, statt um drei Cent.

    Ursachen für die teurer werdende Energie gibt es mehrere. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie mit dem Herunterfahren ganzer Wirtschaftszweige hatte die Preise zunächst sinken lassen. Die kraftvolle Erholung der Wirtschaft in Asien sorgt nun für einen Nachfrageschub, der die Preise von Brennstoffen steigen lässt. Spekuliert wird immer wieder darüber, ob Russland das Angebot in Europa künstlich verknappt, um den Europäern deutlich zu machen, wie segensreich die neue Gasröhre Nord Stream 2 zwischen Deutschland und Russland ist. Die Bundesregierung bestreitet das. Polen hat die EU-Kommission aufgefordert, den Zusammenhang zu überprüfen.

    Der Heiz-Winter wird teuer

    Die Ausgaben für Strom, Heizen und auch Sprit klettern auch deshalb, weil die Zertifikate für den Ausstoß an CO2 seit Monaten nur den Weg aufwärts kennen. In Deutschland verteuert die CO2-Abgabe Diesel und Benzin. Sowohl der nächsten Bundesregierung als auch der EU-Kommission kommt das Preishoch höchst ungelegen. Wird der Ausstoß von Kohlendioxid, wie geplant und für den Klimaschutz nötig, durch steigende Abgaben zusätzlich verteuert, liegt darin sozialer Sprengstoff. Die Preisrallye droht die Unterstützung für einen ehrgeizigen Klimaschutz zu unterminieren.

    In Deutschland kann sich ein Durchschnittshaushalt jedenfalls zurzeit darauf einrichten, dass seine Energierechnung um mehrere hundert Euro pro Jahr höher ausfallen wird als zuletzt. Verbraucher mit kleinerem Einkommen könnten dadurch in finanzielle Bedrängnis geraten.

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