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Energiekrise: Preis-Explosion am Strommarkt: Das teuerste Kraftwerk bestimmt die Kosten

Energiekrise

Preis-Explosion am Strommarkt: Das teuerste Kraftwerk bestimmt die Kosten

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    Der Stromzähler kennt nur eine Richtung: nach oben. Bei den Preisen ist es ähnlich.
    Der Stromzähler kennt nur eine Richtung: nach oben. Bei den Preisen ist es ähnlich. Foto: Sina Schuldt, dpa

    Nicht nur der Gaspreis, auch die Strompreise an den Börsen erreichen immer neue Rekorde. Im Juli wurde Strom für die Lieferung am Folgetag an der Börse in Deutschland im Schnitt für 315 Euro pro Megawattstunde oder 31,5 Cent pro Kilowattstunde gehandelt – das ist eine Vervierfachung innerhalb eines Jahres. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Verbraucherinnen und Verbraucher das ebenfalls zu spüren bekommen.

    Der Anstieg setzt sich seit vielen Monaten fort. Schon im vergangenen Sommer lag der Preis mit 81 Euro überdurchschnittlich hoch. Zuvor waren jahrelang 40 bis 50 Euro üblich gewesen, wie Professor Bruno Burger vom Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme betont. Er hat mit den „Energy Charts“ eine große Datenbank zur Energieversorgung aufgebaut. „Es ist alles nicht mehr normal, was hier passiert“, sagt Burger.

    Frankreich hat viele Kernkraftwerke außer Betrieb, nun verschärft der Ukraine-Krieg die Lage

    Ein Grund für die Entwicklung ist die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Krise. Zudem haben die Kernkraftwerke in Frankreich noch nie so wenig Strom produziert wie derzeit. Ersatz dafür muss irgendwo herkommen. Nun verschärft auch noch der Krieg in der Ukraine mit den hohen Preisen für fossile Energie die Lage.

    Nur warum wird Strom so teuer, wenn doch vor allem russisches Gas fehlt, Photovoltaik und Windkraft aber weiterlaufen? Die Kostenexplosion kommt durch einen besonderen Umstand im Stromhandel zustande: Das teuerste Kraftwerk bestimmt nämlich den Preis für Strom. Das Prozedere funktioniert so: Die Strombörsen sammeln zunächst die Nachfragen für Strom, der am nächsten Tag gebraucht wird. Die Kraftwerksbetreiber machen parallel dazu Angebote, zu welchen Kosten sie welche Mengen liefern können. Diese werden dann in aufsteigender Reihe sortiert, erklärt Burger.

    Die Logik der "Merit order": Das teuerste Kraftwerk bestimmt den Preis

    Am günstigsten seien üblicherweise die erneuerbaren Energien und Laufwasserkraftwerke, die keine Brennstoffkosten haben. Es folgen Atomkraftwerke, dann solche, die mit Braunkohle, Steinkohle und am Ende Erdgas und Öl betrieben werden. Auf dieser Basis wird ermittelt, welches Kraftwerk gerade noch gebraucht wird, um den Strombedarf decken zu können.

    „Dieses Kraftwerk, das das teuerste ist, bestimmt dann den Preis für alle“, sagt Burger. Das wird so gemacht, um zu verhindern, dass mit den Preisen wild spekuliert wird, führt aber dazu, dass einige Erzeuger viel mehr Geld für ihren Strom erhalten, als sie laut eigenem Angebot haben wollten. „Ist das letzte Kraftwerk zum Beispiel ein teures Gaskraftwerk, das 400 Euro pro Megawattstunde will, bekommen selbst Braunkohle-Kraftwerke diese 400 Euro, obwohl sie ihre Leistung für 40 Euro angeboten haben.“ Auch Betreiber großer Freiflächen-Photovoltaikanlagen profitieren. Sie erzielen für ihren Strom derzeit Marktpreise, die deutlich höher sind als jene Preise, mit denen sie selbst in die Ausschreibung gegangen waren.

    Professor Bruno Burger: "Hohe Börsenstrompreise werden auf Verbraucher durchschlagen"

    Dieses sogenannte „Merit order“-System führt dazu, dass Energiekonzerne derzeit üppig verdienen. Der Energieriese RWE hat seine Gewinnprognose vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen eben erst auf bis zu 5,5 Milliarden Euro für das laufende Jahr angehoben. Die Zeche zahlen die Endkunden, denn rund die Hälfte des Stroms wird laut Burger an der Börse gehandelt. „Diese hohen Börsenstrompreise werden auf die Verbraucherinnen und Verbraucher durchschlagen“, prognostiziert er.

    Erste Versorger haben die Strompreise bereits auf über 40 Cent pro Kilowattstunde erhöht, berichtet das Portal „Check 24“. Im vergangenen Jahr hatten Haushalte im Schnitt 32,16 Cent bezahlt.

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