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Energiekrise: Diesel in Österreich wird immer knapper

Energiekrise

Diesel in Österreich wird immer knapper

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    Auch Österreichs Autofahrer leiden unter den hohen Treibstoffpreisen. Doch das ist inzwischen nicht mehr das einzige Problem.
    Auch Österreichs Autofahrer leiden unter den hohen Treibstoffpreisen. Doch das ist inzwischen nicht mehr das einzige Problem. Foto: Sabine Dobel

    Wer in Österreich einen Diesel fährt, könnte bald nicht nur wegen der horrenden Preise an der Zapfsäule verzweifeln – sondern im schlimmsten Falle überhaupt leer ausgehen. Vergangene Woche sorgten in der Alpenrepublik Meldungen für Aufsehen, wonach an manchen Tankstellen kein Diesel mehr verfügbar gewesen sei. Dem Land gehe der Diesel aus, titelte etwa die konservative Presse. Die Regierung in Wien, allen voran Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), bemühten sich prompt um Beruhigung. Eine Versorgungsknappheit sei derzeit nicht zu erwarten, betonte die Regierungsspitze am vergangenen Mittwoch. 

    Dennoch: Im Hintergrund dürfte die Regierung zusammen mit dem halbstaatlichen Mineralölkonzern OMV alle Hände voll zu tun haben, damit Treibstoff auch weiterhin fließt. Dass die Situation mehr als ernst ist, zeigen Einschätzungen der Vorsitzenden des Fachverbands Mineralöle in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Hedwig Doloszeski. „Der österreichische Mineralölproduktmarkt befindet sich derzeit in einer Ausnahmesituation“, bestätigte Doloszeski gegenüber der Zeitung Heute. Österreich verbrauche weit mehr Diesel, als es selbst herstellen könne, schon jetzt sei man zum Großteil – fast 60 Prozent – auf Importe angewiesen.

    Ein Unfall hat die größte Raffinerie in Österreich schwer getroffen

    Bei jenem Anteil, den Österreich selbst herstellt, gibt es seit einigen Wochen ein gravierendes Problem: Die größte Raffinerie des Landes in Schwechat bei Wien kann aktuell nur mehr rund 20 Prozent der sonst üblichen Mengen an Treibstoff herstellen. Der Grund: Bei Wartungsarbeiten an der Hauptanlage Anfang Juni kam es zu einem folgenschweren Unfall, die vollständige Reparatur wird bis in den Herbst hinein dauern.

    Eigenen Angaben zufolge habe die OMV es geschafft, die Ausfälle etwa durch eine Optimierung einer weiteren, kleineren Anlage in Schwechat und ein Ausweichen auf andere Standorte zu kompensieren. Die Situation könnte sich allerdings auch aus anderen Gründen zuspitzen.

    Zwar importiert Österreich nur etwas mehr als zehn Prozent seines Öls aus Russland. Der Hauptlieferant Kasachstan, von dem Österreich 2020 über 2,7 Millionen Tonnen Öl bezog, ist aber auf Pipelines und Lieferwege über die ukrainischen Schwarzmeer-Häfen angewiesen – zu einem beträchtlichen Teil quer durch Russland, wie man auch seitens der Österreichischen Energieagentur betont. Deren Experten mahnten bereits im April, man müsse sich genauer mit der Frage der Folgen eines EU-Importstopps von russischem Öl auseinandersetzen. Es sei unklar, wie sich ein solches Embargo auf den für Österreich wichtigen Transit von kasachischem Öl auswirken könnte.

    Endlich wieder Sommerreise? Der Benzinverbrauch in Österreich ist überdurchschnittlich hoch

    Aufgrund des Runs auf Heizöl nach Kriegsbeginn musste Österreich im vergangenen März erstmals auf die strategische Ölreserve zurückgreifen. Abseits der Frage von Produktion und Reserven verschärft ein erhöhter Treibstoffverbrauch die Situation. Dies ist vor allem dem starken Reiseaufkommen nach über zwei Jahren Pandemie und dem Wegfall von Reisebeschränkungen geschuldet. Der Beginn von Russlands Angriffskrieg im Februar wiederum führte zu einem erheblichen Anstieg des Warenverkehrs in der EU. Auch verzichtet Österreich bis dato auf Abfüllbeschränkungen an der Zapfsäule. Dazu kommen noch Kapazitätseinschränkungen anderer großer Raffinerien in EU-Ländern aufgrund von – länger geplanten – Wartungsarbeiten.

    Der Bundeskanzler von Österreich, Karl Nehammer (ÖVP).
    Der Bundeskanzler von Österreich, Karl Nehammer (ÖVP). Foto: Alexander Zemlianichenko, AP/dpa

    Auch alle anderen europäischen Länder verbrauchen aktuell mehr Treibstoff als in den vergangenen zwei Jahren. Doch nun kommt das Problem der Produktion hinzu. Diesel importiert die Alpenrepublik übrigens zum größten Teil aus Deutschland, das wiederum bei der Herstellung auch auf russisches Erdöl angewiesen ist. Allerdings betont ein Sprecher der OMV gegenüber unserer Redaktion, man habe sich inzwischen rund zwei Drittel des in den kommenden Monaten benötigten Diesels auf dem Markt gesichert. Schwankungen in der Verfügbarkeit über die Sommermonate seien allein Transportschwierigkeiten geschuldet.

    Die Nehammer-Regierung will kein verschärftes Tempolimit

    Der Druck auf die konservativ-grüne Regierung, endlich gegenzusteuern, um Spritknappheit und etwaige Rationierungen gegen Ende des Sommers hin zu vermeiden, steigt aber. Zu Maßnahmen wie Tempo 100 auf den Autobahnen will man sich allerdings nicht durchringen. Es bleibt bei Empfehlungen seitens der Energieministerin Gewessler: „Runter vom Gas“ sei „immer eine gute Idee“.

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