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Energie: Zwei Ernten sind das Ziel bei Agrar-Solaranlagen

Energie

Zwei Ernten sind das Ziel bei Agrar-Solaranlagen

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    LEW testet Agri-PV-Anlagen im Landkreis Augsburg.
    LEW testet Agri-PV-Anlagen im Landkreis Augsburg. Foto: Bernd Feil, LEW

    Dass Deutschlands Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) nichts von Atomstrom hält, ist bekannt. Deutschland hat sich auch dagegen ausgesprochen, dass Investitionen in neue Reaktoren in der EU künftig als nachhaltig gelten sollen. Bei einer Konferenz in Berlin hat Habeck jüngst nachgelegt: „Das, was Frankreich im Moment macht, ist eine sehr planwirtschaftliche, gedeckelte Energieversorgung einer altmodischen Industrie“, sagte er auf einem Podium.

    Am Donnerstag hat Habeck dann erklärt, wie er es besser machen will. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen sollen demnach künftig deutlich mehr Solaranlagen entstehen. Darauf hat sich Habeck mit Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) geeinigt. Bisher fristet diese Zweifachnutzung landwirtschaftlicher Flächen in Deutschland ein Schattendasein. Gemeint sind damit nicht frei stehende Solaranlagen auf der grünen Wiese, die wegen ihres Flächenbedarfs zunehmend in die Kritik geraten sind. Es geht vielmehr um Anlagen, die auf weiterhin hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Flächen installiert sind und damit quasi eine doppelte Ernte ermöglichen: Feldfrüchte und Strom.

    Die Solaranlagen können den Pflanzen helfen

    Landwirte können mit einer solchen Anlage auf zusätzliche Einnahmen hoffen. Entweder betreiben sie die Anlage selbst oder sie verpachten die nötige Fläche an einen Dritten. Zudem können die Anlagen unter bestimmten Voraussetzungen sogar helfen, die Erträge zu steigern. Es gibt sie prinzipiell in zwei Formen. Unter dachförmigen Solaranlagen – der Fachbegriff heißt aufgeständerter Modulaufbau – wachsen etwa Beeren und Obst. Landwirte berichten aus der Praxis von einem besseren Schutz der Felder vor extremer Sonneneinstrahlung, Stark-regen, Frost und Hagel. Allerdings trifft das längst nicht auf alle Kulturen zu, viele Projekte dazu sind noch in der Erprobung.

    Bei der anderen Art der Agrar-Solaranlagen sind die Module senkrecht auf Ständer montiert. Weil die Module beidseitig Strom erzeugen, sind sie sowohl morgens als auch abends besonders effektiv. Der Aufbau erinnert an einen hohen Zaun, der nicht auf dem Boden aufsetzt. Maschinen wie Traktoren oder Mähdrescher können zwischen den Modulreihen durchfahren. Der Energieversorger LEW experimentiert an zwei Standorten im Landkreis Augsburg mit solchen Modulen. Auf Basis der dabei gewonnenen Erfahrungen soll ein größeres Projekt mit Unterallgäu umgesetzt werden. Dazu läuft derzeit die Suche nach einer geeigneten Fläche.

    LEW kritisiert den Ausschluss von Grünland

    LEW-Vorstandsmitglied Markus Litpher begrüßt die Pläne in einer ersten Einschätzung auf Anfrage unserer Redaktion: „Es kommt jetzt auf die konkrete Ausgestaltung an, die Hürden und Einschränkungen für den Ausbau der Agri-PV dürfen nicht zu groß werden. Wie sieht es mit Förderungen und Ausschreibungsmodellen aus? Welche Flächen können wie genutzt werden?“

    Klimaschutzminister Habeck sieht großes Potenzial: „Wir rechnen damit, dass dadurch bis zu 200 Gigawatt zusätzliche PV-Leistung installiert werden kann. Das ist eine enorme Steigerung, heute haben wir knapp 60

    Schutzgebiete, Grünland, naturschutzrelevante Ackerflächen und Moorböden werden von der Regel aber ausgeschlossen. Landwirtschaftlich genutzte Moorböden sollen für die Solarernte infrage kommen, wenn sie wieder vernässt werden. Zusätzlich sollen die Kommunen Naturschutzauflagen vorschreiben können. Litpher kritisiert vor allem den Ausschluss von als Grünland bewirtschafteten Flächen für Agri-PV. Dies könnte viele Gebiete in der Region von der Nutzung ausschließen.

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