Die Lage am Gasmarkt hat sich entspannt. Verbraucherinnen und Verbraucher können zum Teil von sinkenden Tarifen profitieren. „Die Gasspeicher sind verhältnismäßig voll“, sagt Markus Last, Chef des Anbieters Energie Schwaben. Der Füllstand betrug Ende Februar 69 Prozent. „Dazu kommt, dass die Konjunktur in Asien schwächelt, was die Gasnachfrage dort senkt“, erklärt Last. „Wir kommen also hervorragend durch diesen Winter.“ Entlastend wirkt die warme Witterung. „Die Energieanbieter haben sich für den Winter mit Gas eingedeckt. Da der Februar sehr warm ist, verkaufen viele nun wieder das nicht genutzte Gas“, erklärt Last. „Es ist also viel billiges Gas auf dem Markt, das ist gut für Energie-Discounter, die meist sehr kurzfristig einkaufen.“
Besonders sparen kann, wer aus der Grundversorgung zu anderen Anbietern wechselt, berichtet das Portal Check24. Die Gaspreise bei den Alternativanbietern seien so niedrig wie seit 2021 nicht mehr. Eine vierköpfige Familie könne durch den Wechsel aus der Grundversorgung zum günstigsten Alternativanbieter im Schnitt 1284 Euro oder 47,3 Prozent sparen, hat das Portal für hundert deutsche Städte ausgewertet. „Der Gasmarkt entspannt sich weiter, daher sind die Gaspreise deutlich gesunken“, bestätigt Energieökonomin Claudia Kemfert. „Es lohnt sich für Verbraucher zu wechseln, da die Neukundentarife oftmals deutlich niedriger als die bisherigen sind.“
Gaspreis: Vierköpfige Familie zahlt 20 Prozent weniger als vor einem Jahr
Aber auch ohne Discount-Tarife findet eine Entlastung statt: „Die Energiepreise befinden sich seit Monaten im Abwärtstrend“, teilte Check24-Geschäftsführer Steffen Suttner mit. Zahlte eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas im Februar 2023 im Schnitt noch 2635 Euro pro Jahr, sind es heute 2107 Euro und damit 20 Prozent weniger. Gas sei an der Börse halb so teuer wie noch vor einem Jahr. Auch Energie Schwaben will den Vorteil weitergeben: „Unsere Einkaufspolitik ist auf Langfristigkeit und Versorgungssicherheit ausgerichtet, wir sehen aber das Potenzial einer Preissenkung mit Blick auf die nächste Heizsaison“, sagt Last.
Ein Effekt konterkariert aber die Entlastung: Ab 1. April wird die Mehrwertsteuer auf Gas von sieben Prozent wieder auf den alten Satz von 19 Prozent erhöht. Check24 zufolge bedeutet das für den Musterhaushalt 177 Euro Mehrkosten in diesem Jahr. Kunden in unserer Region trifft dies ebenfalls: „Auf gesetzliche Umlagen wie die Mehrwertsteuer, deren Senkung zum 1. April zurückgenommen wird, haben wir keinen Einfluss. Wir müssen sie an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben“, berichtet Energie Schwaben.
Fachleute: So billig wie vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine wird es nicht mehr
Langfristig ist zudem fraglich, ob Gas wieder so günstig wird wie vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Damals lieferten Pipelines billiges Erdgas nach Deutschland. Heute kommt verstärkt Flüssiggas mit LNG-Tankern an Europas Küsten an, dies ist teurer. „Wenn die Konjunktur in Asien anspringt, werden viele LNG-Tanker lieber dort ihre Ladungen verkaufen“, gibt Energie-Schwaben-Chef Last zu bedenken. „Noch reichen die Flüssiggasmengen der deutschen LNG-Terminals nicht, um das Gas aus Russland zu ersetzen“, sagt er. „Der Markt wird deshalb volatil bleiben, es kann auch wieder Phasen geben, in denen die Preise über den jetzigen liegen.“
„Wir sind noch immer in einer angespannten geopolitischen Situation, sodass es unwahrscheinlich ist, dass die Gaspreise auf ein Vor-Corona-Niveau absinken“, sagt Kemfert. Neue Gase wie Wasserstoff werden das nicht ändern: „Mit Wasserstoff zu heizen ist teuer und ineffizient“, ist sie überzeugt.