In der Energiekrise nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs war der Strompreis regelrecht explodiert. Dies hat sich inzwischen zwar abgeschwächt, richtig günstig ist Elektrizität aber auch nicht geworden. In den vergangenen Tagen hat zudem eine Dunkelflaute - eine Zeit mit wenig Wind und wenig Sonne - die Strompreise nach oben getrieben. Wir erklären, was Strom noch immer recht teuer macht und wie Verbraucher reagieren können.
Weshalb war Strom in den vergangenen Tagen so teuer?
In Deutschland wird immer mehr Strom mit Photovoltaik und Windkraft produziert. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Erzeugung betrug im Jahr 2023 bereits 56 Prozent, berichtet das Statistische Bundesamt. Das hilft aber wenig, wenn Wind und die Sonne im Nebel ausfallen. Strom muss dann zum Beispiel in teuren Gaskraftwerken erzeugt werden. Fachportale berichten derzeit von explodierenden Strompreisen. In der vergangenen Woche stieg der Strompreis im Großhandel zeitweise auf 82 Cent pro Kilowattstunde, so das Fachportal Agrarheute.de. Kunden mit dynamischen Stromtarifen mussten zeitweise 120 Cent pro Kilowattstunde bezahlen.
Wie teuer ist Strom heute im Normalfall?
Für Haushalte betrug der durchschnittliche Strompreis in diesem Jahr 41,35 Cent pro Kilowattstunde, berichtet der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Der Preis ist damit im Vergleich zum Rekordjahr 2023 um 4,38 Cent gesunken. Damit liegt er aber immer noch über dem Niveau aller Jahre davor.
Was macht den Strom so teuer?
Auch ohne Dunkelflaute gibt es dafür mehrere Gründe. Zum einen sind die Großhandelspreise noch immer relativ hoch. „Die Großhandelspreise für Strom sind zwar seit der Hochphase der Energiekrise 2022 wieder deutlich gesunken, liegen aber immer noch höher als vor der Krise“, berichtet der BDEW. Der Strompreis im Großhandel werde maßgeblich durch den Gaspreis sowie den CO₂-Preis bestimmt. „Die Gaspreise im Großhandel liegen derzeit immer noch doppelt so hoch wie vor der Energiekrise“, erklärt der Verband. Auch der CO₂-Preis sei in den vergangenen Jahren angestiegen. Zudem machen Steuern, Abgaben und die Netzkosten Strom teurer.
Welche Rolle spielen Steuern, Abgaben und Netzentgelte für den Strompreis?
Die Kosten für die Stromproduktion und den Vertrieb machen nach Abgaben des BDEW nur 43 Prozent der Stromkosten für einen Haushalt aus. Steuern, Abgaben und Umlagen sind für weitere 29 Prozent des Preises verantwortlich. Ein wachsender Posten sind die Ausgaben für das Netz und den Netzausbau. Sie machen 28 Prozent des Preises aus und hatten sich zuletzt spürbar erhöht.
Gibt es günstigere Alternativen für Verbraucher?
Ja, denn es sind zahlreiche Stromanbieter auf dem Markt. Während frühere Tarife noch recht teuer sind, können nun Verträge zu günstigeren Kosten abgeschlossen werden. Dem Preisportal Verivox.de zufolge können vor allem Verbraucher profitieren, die sich in der Grundversorgung befinden: „Während die Neukundenpreise heute wieder auf Vorkrisenniveau liegen, kostet Strom in der örtlichen Grundversorgung im Vergleich zu 2021 rund 30 Prozent mehr.“ Zurückzuführen sei dies auf die konservative, langfristige Beschaffungsstrategie der örtlichen Versorger. In der Folge komme die Markterholung langsamer bei dieser Kundengruppe an. Eine Kilowattstunde Strom kostet nach Verivox-Berechnungen in der Grundversorgung durchschnittlich 44,22 Cent je Kilowattstunde, über alle Tarife hinweg seien bundesweit im Schnitt 34,92 Cent fällig. Der günstigste Tarif beträgt lediglich 23,33 Cent. Eine dreiköpfige Familie könne durch einen Wechsel in den günstigsten Neukundentarif mit fairen Bedingungen im Jahr 836 Euro sparen.
Wie wechsel ich den Stromanbieter?
Befinden sich Kunden in der Grundversorgung, können sie nach Angaben der Verbraucherzentrale mit einer Frist von zwei Wochen kündigen und den Energieanbieter wechseln. Bei Preiserhöhungen haben Kunden in der Regel ein Sonderkündigungsrecht. Wer einen Sondervertrag hat - also nicht in der Grundversorgung ist - muss wissen: meist setzt das Sonderkündigungsrecht eine Vertragsänderung voraus. Zum Ende der Vertragslaufzeit können Verbraucher den Energieanbieter aber natürlich wechseln. Die Kündigungsfrist sowie das Ende der Vertragslaufzeit stehen auf der Jahresabrechnung. Mit einer Vollmacht übernimmt häufig der neue Energieanbieter die Kündigung.
Was ist bei einem Anbieterwechsel zu beachten?
Die Suche nach einem neuen Stromanbieter sollte man mit Sorgfalt angehen, rät die Verbraucherzentrale. Preisportale im Internet sind heute der Standard. Bei der Suche sollte man allerdings Boni ausblenden, auf eine Preisgarantie achten, Laufzeiten von rund einem Jahr wählen und sich zusätzlich über den neuen Energieanbieter informieren, etwa welche Kundenbewertungen dieser bekommen hat und ob er seriös ist.
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