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Energie: Völlig elektrisiert: Bayern erzeugt den meisten Strom aus Erneuerbaren

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Völlig elektrisiert: Bayern erzeugt den meisten Strom aus Erneuerbaren

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    Die Sonne geht hinter Windrädern auf. Im Norden eher mehr, in Bayern eher weniger.
    Die Sonne geht hinter Windrädern auf. Im Norden eher mehr, in Bayern eher weniger. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Der Streit tobt gefühlt seit dem Bau der ersten Windkraftanlage: Wo wird die meiste erneuerbare Energie erzeugt, im Norden oder im Süden? Es gibt unterschiedliche Berechnungsgrundlagen, aber gemessen an den absoluten Zahlen hat, Bayern weiterhin die Nase vorn. Aus Biomasse, Sonne und anderen Quellen erzeugt der Freistaat aktuell 28.069 Megawatt Strom, wie aus Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht. Sie wurden von der CSU-Landesgruppe erfragt und liegen unserer Redaktion exklusiv vor. Niedersachsen kommt demnach mit rund 20.534 Megawatt auf Platz zwei, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 16.478,9 Megawatt. Baden-Württemberg erzeugt 13.546 Megawatt. Für die Christsozialen ist damit klar: Der Vorwurf der Ampelregierung, Strom aus erneuerbaren Energien werde insbesondere im Norden produziert, "trifft nicht zu".

    Beim sogenannten Nettozubau bezieht sich das Wirtschaftsministerium auf das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur (Stand 20. Juni). Demnach war allein der Zubau in der Solarenergie in Bayern im ersten Halbjahr mit 1325,5 Megawatt deutlich höher als der Ausbau der Windenergie in Deutschland insgesamt (1016,8 MW) - was auch mit einem deutlichen Rückgang der Genehmigungen für Windkraftanlagen zu tun hat. Dieser wiederum bedingt sich in Teilen durch den schleppenden Netzausbau. So ist Niedersachsen bei der installierten Leistung Wind mit deutlich mehr als 12.200 Megawatt weiterhin führend. Die Norddeutschen bekommen diese Energie mangels Kapazitäten aber oft nicht mehr in die Netze gespeist. Die Folge: Selbst bei gutem Wind werden Windkraftanlagen abgeschaltet. 

    Habeck gibt Startschuss für "SuedLink"

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gab vor diesem Hintergrund am Donnerstag den Startschuss für die Nord-Süd-Stromtrasse "SuedLink". Die Gleichstromleitung gilt als ein Schlüsselprojekt der Energiewende und soll mit der Inbetriebnahme 2028 Strom aus dem windreichen Norden zu Verbrauchszentren im Süden Deutschlands transportieren. "Wir müssen gemeinsam für mehr Tempo beim Netzausbau sorgen", sagte Habeck und ergänzte: "Der Baustart von SuedLink ist deshalb ein ganz zentraler Schritt. In den nächsten zwei Jahrzehnten brauchen wir tausende Kilometer zusätzlicher Stromnetze."

    Der Grünen-Politiker und Vizekanzler betonte das Wort "gemeinsam" und verkniff sich Seitenhiebe auf die bayerische Landesregierung. Unter anderem wegen des Ausbaus der Windkraft ist er mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder bereits einige Male aneinandergeraten, der Freistaat reagiert empfindlich, wenn er als Bremser an den Pranger gestellt wird. Stefan Müller, parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, erklärte angesichts der neuen Zahlen: "Bayern ist und bleibt das Zugpferd beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit der bayerischen Ausbaudynamik beim klimafreundlichen Strom kann kein anderes Bundesland mithalten, auch wenn die Ampel gerne das Gegenteil behauptet." 

    Robert Habeck nimmt an einer Auftaktveranstaltung für die Suedlink-Stromtrasse teil.
    Robert Habeck nimmt an einer Auftaktveranstaltung für die Suedlink-Stromtrasse teil. Foto: Marijan Murat, dpa

    Windkraft ist ein Standortvorteil für Unternehmen

    Einige Kritiker monieren, die installierte Leistung müsse zur Fläche des Landes, alternativ zu seiner Bevölkerungszahl, ins Verhältnis gesetzt werden. Wer die installierte Leistung an erneuerbaren Energien auf den Quadratkilometer umlegt, sieht in einigen Berechnungen auf einmal Schleswig-Holstein an der Spitze, Bayern rutscht da eher ans Ende. In andere Betrachtungen fließt ein, wo das jeweilige Bundesland aktuell steht. So ist Brandenburg in absoluten Zahlen zwar noch kein Stromriese bei den Erneuerbaren. Das Land nutzt sein Potenzial aber gut aus und gilt inzwischen durchaus als Vorreiter in Deutschland. 

    Die Erneuerbaren gewinnen außerdem zunehmend mehr Einfluss auf die Standortwahl von Unternehmen. Wenn es dabei um den Faktor Erneuerbare geht, „zeigen sich Vorteile im Norden Deutschlands und ein deutlicher Handlungsbedarf in Süddeutschland. Dieser erklärt sich durch die fehlende Verfügbarkeit von Windenergieanlagen sowie benötigten Anschlüssen an bestehende und geplante Leitungsinfrastrukturen für Strom und Wasserstoff“, heißt es in einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). 

    Bayern wiederum hat mit Abstand die größte Dynamik beim Ausbau von erneuerbaren Energien. Der Freistaat baute im ersten Halbjahr 1347 Megawatt neue Stromerzeugungskapazitäten auf und liegt damit fast 500 Megawatt vor dem zweitplatzierten Bundesland NRW (875). Baden-Württemberg kam seit Jahresbeginn bisher auf rund 700 Megawatt neue Leistung. Die drei Bundesländer punkteten vor allem beim Ausbau der Solarenergie. Das Windland Niedersachsen kam bei der Energie aus Sonne lediglich auf 466 Megawatt Nettozubau im ersten Halbjahr.

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