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Energie: Strom und Gas: Wie wird das Energiejahr 2024?

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Strom und Gas: Wie wird das Energiejahr 2024?

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    Rekorde bei den erneuerbaren Energien markierten das Energiejahr 2023, die Preise bleiben aber wohl auch 2024 für Verbraucherinnen und Verbraucher hoch.
    Rekorde bei den erneuerbaren Energien markierten das Energiejahr 2023, die Preise bleiben aber wohl auch 2024 für Verbraucherinnen und Verbraucher hoch. Foto: Daniel Reinhardt, dpa

    Jahrelang waren der Strom aus der Steckdose und das Gas für die Heizung im Keller eine sichere Sache. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat dies infrage gestellt und vor allem die Preise nach oben getrieben. Energie stand auch dieses Jahr im Zentrum vieler Debatten, sei es im Frühjahr zum Zeitpunkt des Atomausstiegs oder im Streit um das neue Heizgesetz. Wie schlägt sich die deutsche Energiewende? Und was ist bei den Preisen zu erwarten? Hierzu die Fakten im Überblick.

    Wie hat sich die Stromversorgung 2023 entwickelt?

    Die Befürchtung großflächiger Blackouts oder regionaler Stromausfälle war ein großes Thema im Winter 2022/2023. Trotz Energiekrise sind sie ausgeblieben. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung ist indes gestiegen: Erneuerbare Energien haben 2023 knapp 52 Prozent des Bruttostromverbrauchs gedeckt, berichtet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Damit sei der Anteil um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Schaut man die Erzeugung an und lässt den Eigenverbrauch der Kraftwerke außen vor, fällt die Rechnung noch deutlicher aus: Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung lag 2023 bei 59,4 Prozent, berichtet Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme.

    Ist der Trend zu einem höheren Anteil erneuerbarer Energien nachhaltig?

    Davon ist Claudia Kemfert, Energieexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, überzeugt: "Es zeichnet sich eindeutig ein Rekord bei den erneuerbaren Energien ab. In der letzten Woche lag der Anteil an erneuerbaren Energien bei 80 Prozent, aufs Jahr gerechnet sind wir bei knapp 60 Prozent", sagt sie. "An Heiligabend wurde sogar die 100-Prozent-Marke geknackt. Es wird immer mehr Phasen geben, wo wir mehr Strom aus erneuerbaren Energien produzieren, als wir verbrauchen. Daher wird es immer wichtiger werden, dass Speicher zum Einsatz kommen."

    Wie schnell schreitet der Ausbau der erneuerbaren Energien voran?

    Gut läuft es bei der Fotovoltaik, schlechter bei der Windkraft. Von Januar bis November 2023 wurden in Deutschland 13,2 Gigawatt an Solarleistung installiert, berichtet Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Damit sei das Ausbauziel von 9 Gigawatt deutlich überschritten worden. Besonders rasant ist Bayern: Die Fotovoltaik ist inzwischen der bedeutendste Stromerzeuger in Bayern geworden, sagt Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft: Sie deckt im Jahressaldo zwischen 20 und 25 Prozent des Strombedarfs. "Leider steht uns die Kraft aus der Sonne im Winter kaum zur Verfügung", schränkt Fischer ein. Schleppender verlief auch deutschlandweit der Windkraft-Ausbau. Im Bund kamen von Januar bis November nur 2,7 Gigawatt hinzu. "Das reicht nicht aus, um das Zubauziel von 4 Gigawatt zu erreichen", so Burger. 

    Wie hat das Energiesystem die Abschaltung der letzten drei deutschen Atomkraftwerke im Frühjahr verkraftet?

    Am 15. April gingen die letzten drei deutschen Kernkraftwerke Isar 2 in Bayern, Neckarwestheim und Emsland vom Netz. Die Kraftwerksbetreiber meldeten einen routinemäßigen Vorgang, auch wenn er vielen Mitarbeitern ans Herz ging. "Das System hat den Ausstieg aus der Atomkraft erwartungsgemäß ohne Probleme verkraftet", sagt Kemfert. Erstaunlicherweise wurde die Atomkraft nicht durch Strom aus Braunkohle ersetzt. Der Anteil des Braunkohlestroms am deutschen Energiemix ging zurück. "Da die CO2-Preise sehr hoch sind, rechnet sich auch der Einsatz von Braunkohle immer weniger", erklärt sie. 

    Hat Deutschland nach dem Atomausstieg mehr Strom importiert?

    Die Importe stiegen tatsächlich. "Letztes Jahr hatten wir einen Exportüberschuss, dieses Jahr einen Importüberschuss", berichtet Burger. Exportierte Deutschland im Jahr 2022 noch 27.300 Gigawattstunden mehr Strom, als es aus dem Ausland bezog, hat man 2023 unter dem Strich 9300 Gigawattstunden Strom importiert. Fachleute weisen darauf hin, dass sich Deutschland selbst mit Strom versorgen kann, der Import aber häufiger billiger ist: "Wir sind nicht auf den Import von Strom angewiesen. Deutschland könnte jederzeit durch heimische Energieträger seine Stromversorgung sicherstellen", sagt Kemfert. "Heimische Kohlekraftwerke sind im Vergleich zu ausländischen erneuerbaren Energien aber teurer", erklärt sie, sodass viel erneuerbarer Strom importiert worden sei. "Stromhandel ist im europäischen Strommarktsystem etwas völlig Normales. Es wird dort Strom gekauft, wo er am billigsten ist."

    Wie hat sich der Strompreis 2023 entwickelt?

    An den Strombörsen ist der Preis deutlich gesunken. Lag der Preis im Großhandel für eine Kilowattstunde Strom zur Lieferung am nächsten Tag 2022 noch bei rund 23 Cent, ist er 2023 auf rund 9 Cent gefallen. Das entspricht dem Niveau von 2021, berichtet Burger, liegt aber immer noch über dem Niveau der Jahre zuvor. Teuer blieb es aber für Verbraucherinnen und Verbraucher: Der durchschnittliche Strompreis für Haushalte lag 2023 im Schnitt 14 Prozent höher als im zweiten Halbjahr 2022 und betrug 45,73 Cent pro Kilowattstunde, berichtet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. Ab der zweiten Jahreshälfte sind die Kosten aber spürbar gesunken und viele Tarife billiger geworden. 

    Welche Strompreise sind im neuen Jahr zu erwarten?

    Die Stromkosten könnten 2024 steigen. Grund ist, dass zum einen die staatlichen Energiepreisbremsen zum 1. Januar wegfallen, außerdem steigen die Netzentgelte, die ein Bestandteil des Strompreises sind. Das Vergleichsportal Check 24 geht davon aus, dass auf eine Musterfamilie mit einem Stromverbrauch von 5000 Kilowattstunden im Jahr Mehrkosten von 156 Euro pro Jahr zukommen.

    Wie steht es um die Sicherheit der Gasversorgung?

    Deutschland geht mit reichlich gefüllten Erdgasspeichern ins neue Jahr. Der Gesamtfüllstand lag am Donnerstagmorgen bei 90,8 Prozent. Genau ein Jahr zuvor hatte er 88,8 Prozent betragen. Zur Einordnung: Sind die Speicher voll, entspricht die gespeicherte Gasmenge etwa dem Verbrauch von zwei bis drei durchschnittlich kalten Wintermonaten. Der Branchenverband Ines ist zuversichtlich, dass die Gasversorgung in diesem Winter gesichert ist. "Mittlerweile dürfte die Gasversorgung selbst bei extrem kalten Temperaturen vollständig zu gewährleisten sein", sagte Geschäftsführer Sebastian Heinermann.

    Wie hat sich der Gaspreis 2023 entwickelt?

    Für Haushaltskundinnen und -kunden hat sich die Lage nach der Energiekrise leicht entspannt. Der durchschnittliche Erdgaspreis für Haushalte in Einfamilienhäusern mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden ist 2023 um 30 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2022 gesunken, berichtet der BDEW. Der Gaspreis beträgt nun durchschnittlich 13,99 Cent pro Kilowattstunde. 

    Mit welchen Gaspreisen ist im neuen Jahr zu rechnen?

    Auch bei Gas ist mit steigenden Preisen zu rechnen: Zwar sinken die Preise für Erdgas im Großhandel, gleichzeitig aber fallen die staatlichen Preisbremsen weg und die CO2-Abgabe steigt. Ab März wird auf Gas zudem der alte Mehrwertsteuersatz fällig. "Somit hat der Musterhaushalt, bestehend aus zwei Kindern und zwei Erwachsenen, 2024 insgesamt Mehrkosten von durchschnittlich 370 Euro", berichtet das Vergleichsportal Check 24. "Das sind 17 Prozent mehr als 2023." (mit dpa) 

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