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Energie: Strom aus Biogas statt neuer Großkraftwerke?

Energie

Strom aus Biogas statt neuer Großkraftwerke?

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    Biogasanlagen könnten einen größeren Beitrag zur Energiewende leisten, sagen die Landwirte.
    Biogasanlagen könnten einen größeren Beitrag zur Energiewende leisten, sagen die Landwirte. Foto: Bernhard Weizenegger

    In Deutschland gibt es rund 10.000 Biogasanlagen. Aus Gülle, Mist, aber auch Pflanzen wie Mais wird auch in unserer Region auf zahlreichen Bauernhöfen Biogas gewonnen. Die Landwirte erzeugen daraus im Regelfall noch vor Ort Strom und häufig auch Wärme für ein Nahwärmenetz. Die Branche geht davon aus, dass sie einen größeren Beitrag zum Energiesystem der Zukunft leisten kann als heute. Die Anlagen könnten nämlich genau dann einspringen, wenn die Stromerzeugung mit Sonne und Wind schwach ist. Biogas lässt sich schließlich speichern. Mit dieser Reserve, argumentiert der Fachverband Biogas, könnten Großkraftwerke zum Teil überflüssig werden, wie sie derzeit von der Bundesregierung geplant sind und gefördert werden sollen.

    Die Bundesregierung hatte unlängst ihre neue Kraftwerksstrategie vorgestellt. Diese sieht den Bau neuer Gaskraftwerke vor. Diese sollen übergangsweise mit Erdgas betrieben werden, ab dem Jahr 2035 soll klimafreundlicher grüner Wasserstoff zum Einsatz kommen. Die Kraftwerke sollen einspringen, wenn Engpässe im Netz vorhanden sind, zum Beispiel, weil gerade nicht genügend erneuerbarer Strom zur Verfügung steht. Ausgeschrieben werden sollen zunächst zehn Gigawatt. Zum Vergleich: Ein Block des stillgelegten Kernkraftwerks Gundremmingen leistete 1,3 Gigawatt. 

    Fachverband Biogas: Bestehende Biogasanlagen können neue Gaskraftwerke überflüssig machen

    Gibt es eine Alternative? "Die bestehenden Biogasanlagen könnten den Bau neuer Gaskraftwerke überflüssig machen", ist man im Fachverband Biogas überzeugt. Bisher laufen sehr viele Biogasanlagen 24 Stunden durch und erzeugen Strom. Konzentriert man die Stromproduktion dagegen auf wenige Stunden, könnte mit der gleichen Menge Biogas zeitweise eine höhere Leistung erzeugt werden. Diese könnte dann abgerufen werden, wenn der Bedarf groß ist, weil Wind- oder Sonnenstrom fehlen. 

    Ein Beispiel nannte Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas: Angenommen, ein Biogas-Kraftwerk läuft 24 Stunden und leistet kontinuierlich 500 Kilowatt. Dann wäre es möglich, mit der gleichen Menge Biogas zeitweise auch 2000 Kilowatt bereitzustellen, wenn die Anlage nur sechs Stunden lang läuft. 

    Nötig wäre eine Modernisierung bestehender Biogasanlagen

    Eine Verdopplung der aktuellen Leistung aller deutschen Biogasanlagen von 6 auf 12 Gigawatt wäre problemlos machbar, nimmt der Verband an. "Bis 2040 ließen sich sogar 24 Gigawatt erzeugen", heißt es. Der Vorteil ist, dass nur bestehende Biogasanlagen modernisiert werden müssten. Nötig können zum Beispiel größere Motoren oder Generatoren sein. "Die bestehenden Biogasanlagen müssten investieren, aber ein Umbau ist definitiv günstiger als ein Neubau von Gaskraftwerken", sagte Seide. 

    Die Branche erhofft sich für die Flexibilisierung allerdings ein Signal der Bundesregierung. Viele Biogasanlagen seien in den Jahren 2004 bis 2006 errichtet worden, schildert es Seide. Sie fallen nach zwanzig Jahren automatisch aus der Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). "Die Anlagen müssen wissen, wie es weitergeht", erklärt er. Sonst bestehe die Gefahr, dass Anlagen stillgelegt werden. Der Verband fordert, das Ausschreibevolumen durch die Bundesnetzagentur von derzeit 300 Megawatt pro Halbjahr auf 900 Megawatt zu erhöhen. Zudem bräuchte es einen Zuschlag von 120 Euro pro Kilowatt und Jahr, um die Flexibilisierung zu unterstützen. 

    Teller-Tank-Diskussion als Hindernis?

    Was aber ist wichtiger? Die Produktion von Biogas oder die von Lebensmitteln? Die Teller-Tank-Diskussion sieht der Verband nicht als zentrales Problem an: Denn wenn die gleiche Menge Strom nur konzentriert zu bestimmten Zeiten erzeugt wird, müsse die eingesetzte Menge an Biomasse nicht steigen.

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