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Strom: Netzgebühren treiben den Strompreis noch weiter in die Höhe

Strom

Netzgebühren treiben den Strompreis noch weiter in die Höhe

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    Der Ausbau der Stromnetze macht sich auf der Stromrechnung immer deutlicher bemerkbar.
    Der Ausbau der Stromnetze macht sich auf der Stromrechnung immer deutlicher bemerkbar. Foto: Christophe Gateau, dpa

    Dass Strom selbst nach der Energiepreiskrise im vergangenen Jahr recht teuer bleibt, liegt auch daran, dass ein Preisbestandteil beständig steigt: die Kosten für den Betrieb des Stromnetzes. Auch im kommenden Jahr ist nach Schätzungen von Vergleichsportalen mit einem deutlichen Plus zu rechnen. Besonders betroffen könnte Bayern sein. Die Netzentgelte machen fast ein Viertel des Strompreises für Haushalte aus. Um den Kostenanstieg zu dämpfen, will die Bundesregierung mit einem Milliarden-Zuschuss dagegenhalten. 

    "Die Netzgebühren für Strom steigen 2024 auf ein neues Allzeithoch", warnt das Verbraucherportal Verivox. Bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden würden für einen Haushalt künftig im Schnitt allein 395 Euro netto für die Nutzung der Stromnetze fällig. Dies entspreche einem Plus von 11 Prozent oder 40 Euro verglichen mit dem Vorjahr. Bayern sei mit am stärksten betroffen, hier sei mit einer Steigerung von 17 Prozent oder 55 Euro zu rechnen. "Im kommenden Jahr müssen Haushalte bereits ein Drittel höhere Netzkosten als noch im Jahr 2022 schultern", sagt Verivox-Energieexperte Thorsten Storck.

    Kosten für das Engpassmanagement noch immer sehr hoch

    Die Netzgebühren decken die Kosten für den Ausbau des Stromnetzes ab, um beispielsweise Photovoltaikanlagen und Windparks ins Netz zu integrieren. In Bayern nimmt der Ausbau gerade besonders Fahrt auf. Dazu entstehen große Stromleitungen von Nord nach Süd. Enthalten sind auch die Kosten für das Engpassmanagement. Ist das Netz nicht genügend ausgebaut, schalten die Netzbetreiber etwa Windräder an den Küsten ab, im Gegenzug müssen an anderer Stelle Kraftwerke hochgefahren werden. Die Kosten für das Engpassmanagement seien vergangenes Jahr auf einen historischen Höchststand von vier Milliarden Euro gestiegen, sagte eine Sprecherin des Netzbetreibers Amprion unserer Redaktion. Dieses Jahr sei noch immer mit einem hohen Wert zu rechnen. 

    Der Bund plant deshalb einen milliardenschweren Zuschuss: "Die Bundesregierung hat sich vor dem Hintergrund weiterhin krisenbedingt erhöhter Strompreise darauf verständigt, den Anstieg der Netzentgelte auch im Jahr 2024 durch einen Zuschuss zur anteiligen Finanzierung der Übertragungsnetzkosten aus Mitteln des Wirtschaftsstabilisierungsfonds in Höhe von 5,5 Milliarden Euro zu dämpfen", heißt es in einem Entwurf des Wirtschaftsministeriums aus dem Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie, der unserer Redaktion vorliegt. "Diese Stabilisierung der Übertragungsnetzentgelte kommt allen Stromverbraucherinnen und Stromverbrauchern zugute." Derzeit beträgt die Stromrechnung eines Durchschnittshaushalts laut Verivox rund 1500 Euro netto, also ohne Mehrwertsteuer. 

    Ingrid Nestle, Grüne: "Sinnvoll, auch im nächsten Jahr einen Zuschuss zu zahlen"

    Bereits im vergangenen Jahr hatte der Bund einen Zuschuss über 13 Milliarden Euro gezahlt. "Insbesondere die Kosten für Netzengpässe hängen stark von den Strompreisen an der Börse ab und sind deshalb letztes Jahr durch den Ukraine-Krieg und die Preisexplosion für fossiles Gas sehr stark angestiegen", sagte Ingrid Nestle, Sprecherin des Ausschusses für Klimaschutz und Energie, unserer Redaktion. "Die Strompreise sind zwar wieder gesunken, aber noch nicht auf dem Niveau vor Putins Gaspreisangriff. Deshalb ist es sinnvoll, auch im nächsten Jahr einen Zuschuss zu zahlen", erklärt die Grünen-Politikerin. "Putin hat versucht, unsere Unterstützung für die Ukraine durch Angst vor hohen Energiekosten zu brechen. Das weisen wir entschieden zurück."

    Um den Zuschuss auf den Weg zu bringen, sei eine Änderung im Energiewirtschaftsgesetz nötig. Das Kabinett soll sich damit Anfang November beschäftigen. Kommt der Zuschuss nicht, haben die großen Netzbetreiber bereits deutlich gemacht, was dann passiert: Die Gebühren müssten nochmals steigen.

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