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Energie: Kohle aus Kolumbien: Wie Deutschland seine Energie-Probleme auslagert

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Kohle aus Kolumbien: Wie Deutschland seine Energie-Probleme auslagert

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    Cerrejón ist der größte Kohletagebau Lateinamerikas.
    Cerrejón ist der größte Kohletagebau Lateinamerikas. Foto: Georg Ismar

    Das Steinkohlebergwerk „El Cerrejón“, von den Einheimischen das „Monster“ genannt, ist mit seinen 69.000 Hektar eines der größten aus dem Versorgungsengpass mit den fossilen Energien helfen soll.

    Doch die Lage vor Ort ist laut Berichten indigener Gruppen kritisch. Es gibt Probleme mit der Wasserversorgung für die umliegenden oder bereits umgesiedelten Gemeinden. Deshalb haben einige Indigene damit begonnen, die An- und Abfahrtswege der Mine zu blockieren. Die kolumbianische Tageszeitung El Tiempo berichtete jüngst, durch die Aktion seien mindestens 30 Prozent der aktuellen Produktion der Kohlemine im nördlichen Departement „La Guajira“ beeinträchtigt worden. Eine Sprecherin der Indigenen vor Ort bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion entsprechende Meldungen lokaler Medien über die Blockade der Mine.

    Deutschland muss fehlende Energie aus Russland ausgleichen

    Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine importiert Deutschland deutlich mehr Kohle aus Kolumbien, um wegen des Embargos gegen Russland die fehlenden Energieträger ausgleichen zu können.

    Laut Statistischem Bundesamt stammten im Jahr 2021 – also noch vor dem russischen Überfall auf die Ukraine – bereits 5,5 Prozent der Steinkohleimporte aus dem südamerikanischen Land. Das Klimaschutz- und Wirtschaftsministerium bezifferte den Umfang der im vergangenen Jahr bezogenen Kohle aus Kolumbien auf Anfrage auf 2,28 Millionen Tonnen. Wie hoch die Importsteigerung bislang ist, lässt sich noch nicht exakt beziffern, sie soll allerdings beträchtlich sein.

    Indigene in Kolumbien haben Probleme mit Wasserversorgung

    Dem Kohlehunger aus Deutschland stehen nun die Interessen der vor Ort lebenden indigenen Gemeinden gegenüber. In einem Schreiben der indigenen Gemeinde Wayúu Gran Parada an das Verfassungsgericht in Bogotá hieß es: „Wir, die

    Kohleimporte aus Kolumbien waren bereits in der Vergangenheit umstritten. Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen warfen den Betreibern der Mine gravierende Verstöße gegen den Umweltschutz und Menschenrechte vor. Zudem profitierten die Menschen nicht von den wirtschaftlichen Einnahmen durch den Kohleexport. Deswegen kam es in der Vergangenheit auf Hauptversammlungen deutscher Energiekonzerne, die Kohle aus Kolumbien importierten, stets zu heftigen Protesten.

    Früher waren auch die Grünen gegen die Kohle-Importe

    Auch die Grünen, die heute in Person von Robert Habeck das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium leiten, standen den Importen stets kritisch gegenüber. Zuletzt forcierte die Klimaschutzbewegung „Ende Gelände“, die gegen die Braunkohleförderung in Deutschland protestiert, die Zusammenarbeit mit Aktivistinnen und Aktivisten aus Kolumbien.

    Konkreter Kritikpunkt der lokalen Bevölkerung ist die fehlende Wasserversorgung der Gemeinden. Ihre Lebensbedingungen hätten sich verschlechtert: „In Tamaquito hatten wir einen tiefen Brunnen, zwei Bäche und Quellen. Wenn wir baden wollten, haben wir gebadet, jetzt haben wir nur noch einen Brunnen und eine Anlage, die teuer ist“, sagte Jairo Fuentes, indigener Kommunalpolitiker, gegenüber lokalen Medien. Die Betreiber der Mine erklären hingegen, sie hätten die notwendigen Auflagen erfüllt und es würden tausende Arbeitsplätze entstehen.

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