Die anhaltend hohen Strompreise vieler Grundversorger führen zu einem Rekord an Lieferantenwechseln der bundesdeutschen Haushalte. Laut unserer Redaktion vorliegenden Zahlen der Bundesnetzagentur wechselten allein im vergangenen Jahr 4,44 Millionen Privatkunden unabhängig von Umzügen ihren Stromanbieter. Das ist mehr als jeder zehnte deutsche Haushalt und rund 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Vergleichsportale im Internet melden auch für 2024 einen Ansturm auf Billigangebote.
„Wir verzeichnen eine sehr hohe Nachfrage nach Stromanbieterwechseln und erwarten, dass die Zahlen für dieses Jahr über den Rekordwerten vom Vorjahr liegen könnten“, sagte der Geschäftsführer der Energiesparte des Vergleichsportals Check24, Steffen Suttner, unserer Redaktion. „Der November ist bei uns für Stromanbieterwechsel traditionell der stärkste Monat, wenn viele Menschen ihre Ausgaben überprüfen und die Tarife vergleichen“, berichtete er. „Die Preise vieler lokaler Stromanbieter in der Grundversorgung sind nach wie vor sehr hoch. In bestimmten Gegenden kann eine Familie deutlich über tausend Euro im Jahr sparen, wenn sie den Versorger wechselt.“
Wer noch in der Grundversorgung ist, für den lohnt sich der Wechsel am meisten
Vor allem für Kunden in der örtlichen Grundversorgung kann sich ein Wechsel lohnen: „Während viele Stromtarife bei Neuabschluss längst wieder auf Vorkrisenniveau sind, werden in vielen Bestandstarifen noch weit über 40 Cent pro Kilowattstunde fällig“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte des Preisportals Verivox unserer Redaktion. Die günstigsten Tarife auf dem Markt seien dagegen schon für rund 24 Cent pro Kilowattstunde zu bekommen. „Wer noch die Preise aus der Zeit der Energiekrise bezahlt, kann durch einen Wechsel mehrere Hundert Euro pro Jahr einsparen“, sagt Storck.
Verbraucherzentrale: „Neuer Anbieter muss seriös sein“
Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) hält es für lohnend, Tarife zu vergleichen. „Insbesondere Menschen in der Strom-Grundversorgung können durch einen Wechsel zu einem günstigen Anbieter signifikant sparen“, sagte VZBV-Energieexperte Florian Munder. „Je nachdem, wie hoch der individuelle Stromverbrauch ist, und in welcher Stadt man lebt, gibt es deutliche Unterschiede“, betont er. Eine Auswertung der Verbraucherzentralen zwischen den günstigsten Angeboten und den Grundversorgungstarifen in 14 deutschen Großstädten ergab, dass ein Durchschnittshaushalt bis zu 36 Prozent Kosten einsparen könnte. „Es lohnt sich also durchaus für Verbraucherinnen und Verbraucher, Anbieter und Preise zu vergleichen und Wechselmöglichkeiten zu günstigeren Anbietern in Betracht zu ziehen“, sagt Experte Munder. „Wichtig ist allerdings auch, genau zu schauen, ob der Anbieter seriös ist“, mahnt der Verbraucherschützer.
Vorsicht bei Lockangeboten am Telefon
Insbesondere bei Angeboten am Telefon rät Munder zu größter Vorsicht. „Verbraucherinnen und Verbraucher berichten von Fällen, in denen die Anrufer ihnen Angaben wie die Zählernummer entlocken und mit diesen Informationen einen Vertragswechsel einleiten, ohne dass es eine Vertragserklärung gab“, warnt er. Solche untergeschobenen Verträge würden zu einem immer größeren Problem.
Auch bei Tarifwechseln über Online-Plattformen sollten sich Verbraucher bewusst sein, dass diese Anbieter damit immer ein eigenes kommerzielles Interesse verfolgen. „Sie erhalten Werbeeinnahmen und Provisionen von den Anbietern, deren Tarife sie auf ihrer Plattform präsentieren.“ Dies könne dem Verbraucherinteresse entgegenstehen.
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