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Energieversorgung: Fernwärme soll Alternative zur Wärmepumpe werden

Energieversorgung

Fernwärme soll Alternative zur Wärmepumpe werden

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    Klimaschutzminister Habeck und Bauministerin Geywitz während der Pressekonferenz nach dem Fernwärmegipfel.
    Klimaschutzminister Habeck und Bauministerin Geywitz während der Pressekonferenz nach dem Fernwärmegipfel. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Fernwärme soll in Deutschland eine echte Alternative zu Wärmepumpen und anderen klimafreundlicheren Heizungen werden. Jedes Jahr sollten 100.000 Häuser neu an Wärmenetze angeschlossen werden, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach einem Treffen mit Branchenvertretern und Verbänden in Berlin.

    Das aus Verbrauchersicht wohl größte Problem dürfte der Preis sein: Aktuell herrsche auf dem Fernwärmemarkt ein unreguliertes Monopol, warnte die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), Ramona Pop. "Wir sind der Ansicht, dass wir eine vernünftige Kontrolle über die Preise brauchen."

    Fernwärme ist Wärme, die nicht im Wohnhaus erzeugt wird, sondern aus einem Kraft- oder Heizwerk in der Umgebung kommt. Meistens wird dort Wasser erhitzt, das dann durch isolierte Rohre in die Häuser geleitet wird. Etwa jede siebte Wohnung in Deutschland wird mit Fernwärme beheizt, 2020 lag die Trassenlänge bei mehr als 31.000 Kilometern.

    Wie klimafreundlich ist Fernwärme?

    Die Energie stammt aktuell noch zu rund 70 Prozent aus klimaschädlichen, fossilen Energieträgern, also vor allem Kohle und Gas. Bis 2030 sollen die Wärmenetze aber bisherigen Plänen zufolge zu mindestens 50 Prozent aus Erneuerbaren Energien oder Abwärme gespeist werden, bis 2045 müssen sie komplett treibhausgasneutral sein.

    Das 50-Prozent-Ziel für 2030 schwächten Habeck, Bauministerin Klara Geywitz (SPD) und die Verbände in ihrer Erklärung allerdings etwas ab, indem sie eine "flexible Umsetzung in Abhängigkeit von der lokalen Situation und dem Alter der vorhandenen Anlagen" betonten.

    Fernwärme kann Wärmepumpe überflüssig machen

    Bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung sollen die Netze dennoch eine wichtige Rolle spielen. Wer an ein Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen sei, müsse sich keine Gedanken über eine Wärmepumpe oder andere Alternativen mehr machen, betonte Geywitz. "Wenn man im Fernwärmegebiet ist, muss man sich eigentlich um seine individuelle Heizung keinen Kopf machen, sondern kann sich an die Fernwärme anschließen", sagte sie im ntv-"Frühstart". Nahwärme könne in ländlichen Gebieten etwa das Heizen über Biomasse vom örtlichen Bauern bedeuten.

    Das umstrittene Gesetz zum Heizungstausch sieht schon jetzt eine besondere Übergangsfrist vor, wenn die alte Öl- oder Gasheizung kaputt geht, die Erschließung mit Fernwärme von der Kommune aber bereits zugesagt ist. Eigentümer müssen sich dann verpflichten, den Anschluss an ein Wärmenetz bis allerspätestens Ende 2034 sicherzustellen - und dürfen so lange zum Beispiel noch eine Gasheizung nutzen.

    Kommunale Planung soll Abwägung erleichtern

    Geywitz betonte, Hauseigentümer brauchten jetzt vor allem eine verbindliche Planung in den Kommunen, um entscheiden zu können, ob sie sich selbst um eine klimafreundliche Heizung kümmern müssen oder einfach an ein Wärmenetz anschließen können. Ein entsprechendes Gesetz bringt die Bundesregierung derzeit auf den Weg. Demnach sollen Großstädte bis Ende 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Städte bis Ende 2028.

    Was für den Ausbau passieren muss

    Die Unternehmen stünden für den Ausbau bereit, betonte der Präsident des Energieeffizienzverbands für Wärme, Kälte und KWK, Hansjörg Roll. Doch die Rahmenbedingungen - Planung, Genehmigung und staatliche Förderung - müssten besser werden. So dürfe eine Förderung bei einer solch langfristigen Investition nicht vom jährlich schwankenden Bundeshaushalt abhängig sein.

    Auch der Stadtwerke-Verband VKU erwartet eine längere, milliardenschwere staatliche Förderung. Bisher seien bis 2026 insgesamt drei Milliarden Euro im Topf, sagte Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. "Diese drei Milliarden Euro brauchen wir aber bis in die Mitte der 30er Jahre jährlich an staatlicher Förderung." Auch die Förderung für Kraft-Wärmekopplung müsse verlängert werden. Habeck sagte zu, Förderprogramme zu überprüfen. Nach dem Willen der Minister- und Verbänderunde sollen etwa auch Hausanschlüsse gefördert werden.

    Das Problem intransparenter Preise

    Auch "attraktive Preise" gehörten dazu, wenn die Fernwärme zu einer echten Alternative werden solle, betonte Habeck. Die Bundesregierung setzt dabei vor allem auf mehr Transparenz. Nötig sei eine verlässliche Kalkulation, wie der Preis für die Wärmelieferung entstanden sei, sagte Geywitz. Pop dagegen warb für eine bundesweite Preisaufsicht.

    Zusätzlich könnten mehr Wettbewerb im Fernwärmenetz und die Einspeisung Dritter die Preise fairer machen. Aktuell könnten die Betreiber wegen des Monopols einfach Preise vorgeben. Das wies VKU-Vertreter Liebing zurück. Auch jetzt gebe es schon eine Preiskontrolle durch das Kartellamt, betonte er. "Missbrauch kann heute schon wirksam unterbunden werden." Wenn man Vertrauen in den Fernwärmemarkt aufbauen wolle, dürfe man nicht den Eindruck erwecken, es handele sich um einen "monopolistischen Missbrauchsmarkt".

    Pop betonte, wenn die Fernwärme sich wirtschaftlich rechne, könne man auch einen Anschlusszwang vermeiden, der aktuell in manchen Kommunen mit Wärmenetz gilt. Sie setzte sich zudem für mehr Mieterschutz ein. Die Investitionen für einen Anschluss ans Wärmenetz müssten fair verteilt werden, betonte sie. Es könne nicht sein, dass Mieterinnen und Mieter die Kosten über eine Umlage praktisch alleine trügen.

    (Von Theresa Münch, dpa)

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