Der Mensch will geliebt werden, am liebsten um seiner selbst willen. Da sind sich viele Philosophen und Literaten grundsätzlich einig, ob Konfuzius, Seneca, Augustinus, Meister Eckhart, William Shakespeare, Johann Wolfgang von Goethe und selbst Friedrich Nietzsche. Letzterer schrieb: „Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.“ Elon Musk ist alles andere als ein Philosoph oder Literat. Er wirkt seit der US-Regentschaft Donald Trumps auf manchen mehr böse als gut. Bei einer Veranstaltung in New York hat der Milliardär dem Handelsblatt zufolge Erkenntnisse offenbart, die noch tiefer in den Abgrund des Vielsprechers und Dauer-Schockers blicken lassen. Demnach sei das menschliche Bedürfnis, gemocht zu werden, eine wirkliche Schwäche. Der Tesla- und Space-X-Boss versicherte weiter: „Und die Schwäche habe ich nicht. Ich habe kein Problem damit, gehasst zu werden. Nur zu: Hasst mich.“
Das ist wohl mit das Unglaublichste, was Musk jemals mitteilte. Und er teilt der Menschheit wie Trump ununterbrochen etwas mit. Wenn es stimmt, was der Tesla-Zampano behauptet, ist es ihm als reichstem Menschen der Welt egal, wenn ihn Menschen verabscheuen. Die Autoren Sönke Iwersen und Michael Verfürden halten in ihrem aktuellen Enthüllungs-Buch „Die Tesla-Files“ dagegen und beschreiben den visionären Unternehmer, der Musk zweifellos ist, als dünnhäutigen Narzissten und Despoten. Kritik an seiner Person ist ihm folglich nicht gleichgültig, er sieht sie als Angriff auf sein Lichtgestaltentum.
Musk hat Probleme, sich in Menschen einzufühlen
Dabei ging der Unternehmer in der Vergangenheit - durchaus zumindest ansatzweise selbstironisch - mit seiner offensichtlich unterdurchschnittlich ausgeprägten Gabe um, Empathie zu zeigen, sich eben in andere Menschen einzufühlen. Bizarr, wie der Tesla-Boss verlässlich auftritt, outete er sich mit seiner Mutter an der Seite ausgerechnet in einer amerikanischen Comedy-Show als Asperger-Betroffener. Er räumte mit auffällig wackelndem Kopf, maskenhaften Zügen und etwas künstlich wirkendem Lächeln ein, autistische Züge an sich selbst erkannt zu haben. Eine seiner verstörenden Beichten lautet deswegen: „Wenn es eine Möglichkeit gäbe, auf Essen zu verzichten, damit ich mehr arbeiten kann, würde ich aufhören zu essen.“
Zerstört der verstörende Mensch mit Tesla einen großen Teil seines beachtlichen unternehmerischen Lebenswerks, weil er so lieblos, zuletzt hasserfüllt mit Menschen umgeht? Immerhin ist der 53-Jährige noch mit knapp 13 Prozent an dem Autobauer beteiligt, der an der Börse von Spitzenwerten von rund 460 auf zuletzt zeitweise rund 250 Euro abgeschmiert ist. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass Musk mit einer Kettensäge auf die Bühne einer Veranstaltung gestürmt ist, um seine Entschlossenheit zu demonstrieren, als Chef von Donald Trumps Effizienzbehörde DOGE, Bürokratie und Tausende Stellen zu fällen. Für einfühlsamere Zeitgenossen überschreitet er ein ums andere Mal rote Linien. Eine rechtsextreme Linie hatte Musk übertreten, als er sich vor der Bundestagswahl als fleißiger Trommler für die AfD betätigte.
In seiner neuen Funktion als Teilzeit-Politiker und Lobbyist weit rechtsstehender politischer Sammelbecken scheint der Umtriebige sein wirtschaftliches Kerngeschäft und damit vor allem Tesla zu vernachlässigen. Lieber tritt er im US-Bundesstaat Wisconsin, einer Käseproduzenten-Hochburg, mit einem Schaumstoff-Käsehut auf dem Kopf auf und verteilt Schecks über je eine Million Dollar an zwei Wähler, die für den konservativen Bewerber für ein Richteramt votieren wollen.

Alles nur Käse, ein großer Musk-Spaß? Schließlich schreibt er seine Unterschrift auf den Fake-Käse und wirft ihn in die johlende Menge. Wenn es nach gestandenen Unternehmern und Experten geht, geben die zunehmenden Verhaltens-Auffälligkeiten des Mannes Anlass zur Besorgnis. Der FC-Bayern-Patron Uli Hoeneß attestiert als Hobby-Psychologe, Musk habe nicht mehr alle Tassen im Schrank. Der Diagnose stimmt Ferdinand Dudenhöffer, Deutschlands bekanntester Auto-Experte, zu: „Einmal in einen Fettnapf zu treten, ist in Ordnung, zweimal ist auch noch vertretbar, doch wie Musk permanent von einem Fettnapf zum anderen zu hüpfen, geht gar nicht.“ Im Gespräch mit unserer Redaktion setzt der Branchenkenner eins drauf: „Vor zehn Jahren war er die große Stütze für Tesla, jetzt ist er die größte Belastung für den Autobauer. Musk macht kaputt, was er aufgebaut hat.“ Dudenhöffer glaubt, der Multi-Unternehmer wisse vielleicht, wie Raketen seiner Weltraum-Firma Space X fliegen, sei aber nicht in der Lage, menschliche Reaktionen einzuschätzen.
Tesla-Fahrzeuge gehen in Flammen auf
Die Reaktionen auf den Wüterich Musk fallen heftig aus: Immer mehr Tesla-Fahrzeuge, ob in Italien, Deutschland oder in den USA, gehen in Flammen auf. Polizeibehörden sehen das als Brandstiftungen an. Musk nennt die Täter „Terroristen“. Derweil stimmen viele Menschen beim Autokauf zunehmend friedlich gegen Tesla ab: In Europa gingen die Verkäufe für den US-Produzenten zuletzt um gut 49 Prozent, in Deutschland um 76,3 Prozent zurück. Dudenhöffer ist überzeugt, Verbraucher würden sich von Tesla abwenden, „weil sie sonst wegen des unmöglichen Verhaltens von Musk schief angeschaut werden“. Der Unternehmer habe sich mit Trump schlicht den „falschen Business-Partner“ ausgeguckt.

Hoeneß und Dudenhöffer befinden sich auf einer psychologischen Linie, was den Tesla-Chef betrifft. Dabei gibt der renommierte Auto-Analyst Matthias Schmidt im Gespräch mit unserer Redaktion zu bedenken: „Der Wechsel bei Tesla zum neuen Model-Y-Facelift hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass Verbraucher die Auslieferung des neuen Modells bis März oder bis zum zweiten Quartal des Jahres hinauszögern, um sich für die günstigeren Varianten mit geringerer Reichweite zu entscheiden.“
Alles halb so schlimm für Musk? Zerstört er mit seinem politischen Extremismus doch nicht sein Lebenswerk? Schmidt winkt ab und erzählt, wie er einen Tesla-Händler in der Nähe von Bremen besucht hat, bei dem sieben Autos in Flammen aufgegangen sind. Für den Auto-Analysten stellt das einen Hinweis auf das aktuelle Klima dar, mit dem der US-Autobauer umgehen muss: „Für viele ist es mittlerweile peinlich, sich hinter dem Steuer eines Tesla zu sehen, und zwar für die ursprüngliche, eher liberale Kundschaft.“ Seines Erachtens werden die großen Unternehmen die Fahrzeuge wahrscheinlich bei der nächsten Gelegenheit abstoßen, weil sie nicht wollen, dass sich „diese giftige Verbindung“ auf ihr eigenes Markenimage auswirkt.
Experte sagt: „Musk ist toxische Belastung für Tesla.“
Ähnlich wie Dudenhöffer argumentiert Schmidt: „Musk ist zu einer toxischen Belastung für das Unternehmen geworden.“ Außerdem geschehe dies alles, während etablierte Hersteller wie BMW, Mercedes, Toyota oder VW neue Elektro-Autos auf den Markt bringen, die eine Alternative für Tesla darstellen. Das könnte sich als perfekter Sturm für die US-Firma erweisen. So wird in der Wirtschafts-Welt in Anlehnung an Unwetter ein gefährlicher Zustand bezeichnet, in dem mehrere Umstände zusammenkommen und zu einer Katastrophe führen können.
Für Fahrerinnen und Fahrer der amerikanischen Elektroautos sind das sicher oftmals unangenehme Zeiten. Einst waren sie mit ihren Teslas Protagonisten einer technischen und klimafreundlichen Avantgarde, jetzt müssen sie miterleben, wie Musk abstürzt und Trump ihm mit dem vor dem Weißen Haus inszenierten Kauf eines roten Teslas zu helfen versucht. Und das, obwohl der US-Präsident ankündigt hatte, staatliche Ladepunkte für E-Autos abzuschalten und strombetriebene Fahrzeuge aus der Flotte des Weißen Hauses zu verbannen.
Tesla-Besitzer sitzen in der Image-Falle, gehen mit ihrer misslichen Lage vielfach aber clever und humorvoll um. So heften sie auf ihre amerikanischen Autos Aufkleber wie „Ich habe es gekauft, ehe Elon verrückt wurde“, „Auto hui, Elon pfui“ oder „Sogar mein Hund hasst Elon“. Ob es Musk wurscht ist, wenn ihn selbst Hunde von Tesla-Fahrern nicht mögen? Es ist zu befürchten, dass auch dies ihm egal sein könnte. Was Musk indes nicht gleichgültig lässt, sind Attacken von Müttern seiner inzwischen wohl 14 Kinder. So sei Ashley St. Clair dem Fachorgan Gala zufolge dabei gefilmt worden, wie sie ihren schwarzen Tesla Model S verkaufte, weil Musk angeblich den Unterhalt für ein gemeinsames Kind gekürzt habe.
Hat Musk 14 Kinder?
Der Unternehmer, der öffentlich macht, was andere Menschen zu vertuschen trachten, hielt dagegen: „Ich weiß nicht, ob das Kind meins ist oder nicht, aber ich bin nicht dagegen, es herauszufinden. Dafür braucht es keinen Gerichtsbeschluss.“ Munter textet der Milliardär weiter: „Obwohl ich es nicht mit Sicherheit weiß, habe ich Ashley 2,5 Millionen Dollar gegeben und sende ihr 500.000 Dollar pro Jahr.“

Musk scheint nicht nur mit Hass leben zu können, es wirkt auch, als sei ihm nichts peinlich. Den Ausführungen auf seinem Online-Nachrichtendienst X ist zu entnehmen, dass noch nicht endgültig geklärt ist, ob er 13 oder 14 Kinder hat. Bei einem anderen großen Automobilisten, dem Österreicher Ferdinand Piëch, wurde lange spekuliert, er sei Vater von zwölf Kindern. So witzelte er: „Etwa ein Dutzend. So genau weiß man das nicht.“ Nach einer Erklärung seiner Witwe Ursula sind es 13, was Marlene Porsche, die einstige Partnerin des Patriarchen, bestätigte: „Es ist zutreffend, dass es sich beim 13. Kind um meinen Sohn Hans Porsche handelt. Diese Tatsache wurde durch einen gerichtlich anerkannten Vaterschaftstest bestätigt.“ Der 13. Piëch ist ein Porsche. Und der vielleicht 14. Musk wird sich wundern, wenn ihm seine Mutter einmal erzählt, welche Zwistigkeiten sie mit dem Tesla-Chef, der dünnhäutiger ist, als er vorgibt, ausgetragen hat.
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