Wer ein E-Auto kaufen möchte, darf nicht knapp bei Kasse sein. Selbst Kleinwagen wie der Fiat 500 sind selten unter 30.000 Euro zu haben, von größeren Modellen ganz zu schweigen. Auf neue Fabrikate zu verzichten, hilft ebenfalls nur bedingt: Oft sind gebrauchte E-Autos sogar teurer als neue, weil beim Wiederverkauf die staatliche Förderung entfällt.
Elektrisch zu fahren, das muss man sich erst mal leisten können. Kein Wunder also, dass sich viele Kundinnen und Kunden am Ende doch wieder für einen klimaschädlichen Verbrenner entscheiden, selbst wenn sie der Elektromobilität grundsätzlich offen gegenüberstehen.
Die gute Nachricht: Die zuletzt stark gestiegenen Preise könnten schon bald sinken. Es verdichten sich die Anzeichen, dass sich eine Trendwende anbahnt. Dies sind die fünf wichtigsten Gründe.
1. Konkurrenz aus China und den USA belebt das Geschäft
Mit Marken wie Ora, BYD oder Nio drängen chinesische Hersteller derzeit auf den europäischen Markt. Sie bieten ihre E-Autos oft deutlich günstiger an als die heimische Konkurrenz.
Das wirkt. Laut einer Untersuchung des Vergleichsportals Carwow können sich 42 Prozent der Befragten vorstellen, eine chinesische Marke zu kaufen – allen Bedenken um Datenschutz, Spionage und der Menschenrechtslage zum Trotz.
Lange haben die etablierten Hersteller versucht, die Konkurrenz aus Fernost einfach auszusitzen. Im Mai allerdings senkte erstmals Tesla die Preise – ob wegen eigener Überkapazitäten oder als Reaktion auf chinesische Angebote, ist nicht bekannt.
Das Ergebnis ist jedoch offensichtlich: Kurz darauf zog VW nach. Der neue ID.3 kostet nun 39.995 Euro und damit 4000 Euro weniger als zuvor, wie der ADAC berichtet. Andere Hersteller werden diesen Trend vermutlich nicht lange ignorieren können.
2. Kleinere E-Autos erobern den Markt
Um ihre Gewinnmargen zu erhöhen, verkaufen Autohersteller bisher vor allem große, schwere Elektro-SUV. Nur wenige elektrische Kompakt- oder Kleinwagen sind aktuell auf dem Markt. Es fehlt also genau das Segment, das die Elektromobilität massentauglich machen würde.
Chinesische Hersteller haben die Marktlücke erkannt und preschen vor. So ist der Elektrokombi MG5 bereits ab rund 33.000 Euro (zuzüglich 999 Euro Überführungskosten) erhältlich. Viele weitere chinesische Modelle stehen in den Startlöchern.
Inzwischen scheint es auch dem VW-Konzern zu dämmern, dass er dringend kleine und günstige Modelle liefern muss, um nicht abgehängt zu werden. Bis 2026 will der Hersteller zehn neue Elektromodelle auf den Markt bringen, darunter den Kleinwagen ID.2. Angepeilter Preis: unter 25.000 Euro.
3. Lieferketten stabilisieren sich
Lockdowns, Fabrikschließungen, kranke Hafenarbeiter: In der Hochphase der Pandemie trieben Lieferketten-Probleme die Preise für Elektroautos in die Höhe. Mit dem Ende der Corona-Beschränkungen ist die Produktion auch im wichtigsten Zulieferland China nun wieder vollends angelaufen.
Die Folge: mehr Angebot und kürzere Lieferzeiten. Zwar herrscht noch immer ein Mangel an Halbleitern, weshalb die Preise nicht unmittelbar purzeln. Auf lange Sicht dürfte die Stabilisierung der Lieferketten aber sehr wohl positive Effekte haben.
4. Batterieproduktion wird einfacher
Die Hochvolt-Akkus sind das teuerste Bauteil bei Elektroautos. Je nach Größe kosten sie 10.000 Euro und mehr.
Doch auch dies könnte sich demnächst ändern. Weltweit arbeiten Hersteller an neuen Technologien wie Feststoffbatterien oder Natrium-Ionen-Akkus. Letztere haben zudem den Vorteil, dass sie ohne seltene Rohstoffe wie Lithium, Kobalt, Kupfer und Nickel auskommen.
Noch lässt sich schwer abschätzen, wann diese Technologien serienreif sind und wie stark sie sich preislich auswirken. Hoffnung macht zumindest eine Aussage von VW-Konzernvorstand Thomas Schmall. Durch eine neue Trockenbeschichtung der Elektroden könnten Batteriezellen in Zukunft bis zu 50 Prozent günstiger werden.
5. Strompreise normalisieren sich
Mit dem Ukraine-Krieg und der daraus resultierenden Energiekrise waren die Strompreise im Jahr 2022 rasant gestiegen. Inzwischen hat sich die Lage wieder entspannt. Neue Verträge für Haushaltsstrom sind unter der dem staatlichen Preisdeckel von 40 Cent pro Kilowattstunde zu bekommen. Ein Problem besteht jedoch nach wie vor: Die großen Anbieter von Ladestrom haben die Preissenkungen bislang nicht weitergegeben. Wer auf öffentliche Ladestationen angewiesen ist, zahlt nach wie vor Preise zwischen 60 und 80 Cent pro Kilowattstunde – also mehr als doppelt so viel wie am heimischen Stromanschluss.