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Einzelhandel: Warnstreik im Einzelhandel: Wenn 14 Euro brutto Realität für viele sind

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Warnstreik im Einzelhandel: Wenn 14 Euro brutto Realität für viele sind

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    Die Streiks im Einzelhandel halten an. Die Gewerkschaft fordert eine deutliche Aufstockung der Löhne. Die Aufnahme stammt von einem Warnstreik in Erfurt im November.
    Die Streiks im Einzelhandel halten an. Die Gewerkschaft fordert eine deutliche Aufstockung der Löhne. Die Aufnahme stammt von einem Warnstreik in Erfurt im November. Foto: Martin Schutt, dpa

    Wenn in der Woche vor Weihnachten gestreikt wird, trifft es den Handel in der wichtigsten Zeit des Jahres. Vor dem Fest liegen die umsatzstärksten Wochen. Das Weihnachtsgeschäft läuft laut einer Umfrage des Handelsverbandes HDE jedoch mau, zwei Drittel der Unternehmen sind unzufrieden. Jetzt kommt auch noch der Arbeitskampf hinzu. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will mit dem Druckmittel die Arbeitgeber dazu bringen, auf ihre Forderungen einzugehen. 

    Sie verlangt eine Anhebung der Stundenlöhne um 2,50 Euro und 250 Euro mehr pro Monat für alle Lehrlinge. Ein Blick auf die Zahlen belegt, dass die Beschäftigten im Handel nicht zu den Großverdienern in Deutschland zählen. Laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes aus dem Oktober letzten Jahres verdient knapp die Hälfte von ihnen (45 Prozent) weniger als 14 Euro brutto pro Stunde, wenn Sonderzahlungen nicht einbezogen werden. In Summe betrifft das 1,25 Millionen Mitarbeiter in ganz Deutschland. 

    Viel Teilzeit und sinkende Tarifbindung sorgen für geringe Gehälter

    In den wohlhabenden Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg liegt der Anteil den Statistikern zufolge nur bei 42 beziehungsweise 38 Prozent, in Hessen mit 48 Prozent aber über dem Schnitt. Die Daten der Statistikbehörde zeigen außerdem, dass die vergleichsweise niedrige Bezahlung im Handel vor allem auf zwei Ursachen zurückzuführen ist. Mitarbeiter in Teilzeit verdienen merklich weniger als Vollzeitkräfte. Der Unterschied beträgt rund drei Euro pro Stunde. Und Unternehmen mit Tarifbindung zahlen besser als Betriebe ohne. Hier beträgt die Differenz zwischen drei und vier Euro. 

    Susanne Ferschl kommt aus dem Allgäu und sitzt für die Partei „Die Linke“ im Bundestag. Sie warf den Einzelhandelskonzernen vor, auf dem Rücken der Mitarbeiter Kasse zu machen.
    Susanne Ferschl kommt aus dem Allgäu und sitzt für die Partei „Die Linke“ im Bundestag. Sie warf den Einzelhandelskonzernen vor, auf dem Rücken der Mitarbeiter Kasse zu machen. Foto: Archivfoto: Ralf Lienert

    Gerade im Handel ist die Tarifbindung in den vergangenen zehn Jahren deutlich schwächer geworden. War 2012 immerhin noch fast jeder zweite Mitarbeiter tarifvertraglich geschützt, war es 2022 nur noch etwa jeder Vierte. „Der Einzelhandel ist ein Paradebeispiel für Tarifflucht, gerade dort nimmt die Anzahl tarifgebundener Unternehmen alarmierend schnell ab“, sagte die Linken-Arbeitsmarktexpertin Susanne Ferschl unserer Redaktion. Sie hat die Daten bei der Bundesregierung erfragt, die wiederum auf die Erkenntnisse des Statistischen Bundesamtes zurückgriff. 

    Ferschl warf den Einzelhandelskonzernen vor, trotz hoher Gewinnmargen Dumpinglöhne zu zahlen. „Aktuell verweigern die Arbeitgeber in der Tarifrunde auch noch hartnäckig echte Verhandlungen“, beklagte die Bundestagsabgeordnete. 

    Weihnachtsgeschäft: Streiks auch nach Weihnachten möglich

    Die Verhandlungen zwischen Handelsverband und der Gewerkschaft Verdi hatten sich zuletzt verhakt. „Die Gewerkschaft hält nach wie vor trotz schwierigster wirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die Unternehmen an ihren Maximalforderungen fest“, erklärte der HDE Anfang Dezember. Die Arbeitgeberseite bietet eine Lohnsteigerung von zehn Prozent über den Zeitraum von 24 Monaten, was also rechnerisch ein Plus von 5 Prozent pro Jahr ergibt. Verdi ist das zu wenig. „Wir sind verhandlungsbereit. Wenn die Arbeitgeber es nicht sind und es zu keinem Abschluss kommt, gehen die Streiks auch im Weihnachts- und Nachweihnachtsgeschäft weiter“, sagte Gewerkschaftschef Frank Werneke vor wenigen Tagen im Interview mit unserer Redaktion. Ihm zufolge bedeutet das Angebot der Arbeitgeber für eine Verkäuferin nur 1,04 Euro mehr pro Stunde, „was viel zu wenig ist“. 

    Der HDE hatte wiederum erklärt, dass sein Angebot bis Jahresende Bestand habe. Wegen der nachlassenden Inflation fänden Verhandlungen im neuen Jahr unter anderen Vorzeichen statt. Um den Beschäftigten im Handel eine bessere Bezahlung zu verschaffen, forderte Susanne Ferschl die Bundesregierung auf, ihren Aktionsplan zur Stärkung der Tarifbindung vorzulegen. 

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