Esprit schließt in Deutschland alle seine Filialen. Der Betrieb des Modeunternehmens soll bis Ende des Jahres abgewickelt werden, wie das Unternehmen mitteilte. Rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihren Job. Die Geschäfte außerhalb von Europa sind davon zwar nicht betroffen. Die Hauptgesellschaft des Konzerns, die Esprit Holding, sitzt in Hongkong. Deutschland war jedoch der wichtigste Markt.
Ein Käufer fand sich nur für die Markenrechte für Europa. Es ist der Finanzinvestor Alteri und dessen Modeunternehmen CBR Fashion, dem auch die Ketten Street One und Cecil gehören. Esprit soll als Marke weitergeführt werden. Produkte könnten in Deutschland zu einem späteren Zeitpunkt wieder gekauft werden, heißt es etwas vage. Wann und in welcher Form ist bisher nicht bekannt. Die Geschäfte des einstigen Mode-Giganten verschwinden aus den Fußgängerzonen.
Mehrere Marken in Schwierigkeiten
Die Modebranche erlebt schwierige Zeiten, zuletzt gab es eine Pleitewelle. So meldeten unter anderem der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der Düsseldorfer Modehändler Peek & Cloppenburg, der Modehersteller Gerry Weber und der deutsche Ableger der Modemarke Scotch & Soda Insolvenz an. Die Händler leiden seit längerem unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Beim Kauf von Bekleidung sparen Verbraucher laut einer kürzlich veröffentlichten Idealo-Umfrage stärker als bei anderen Konsumgütern.
Wie andere Einzelhandelsunternehmen litt auch Esprit unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Der Konzern hatte im Frühjahr 2020 ein Schutzschirmverfahren für mehrere deutsche Gesellschaften beantragt. Die Umsätze des Einzelhandels mit Textilien, Bekleidung und Schuhen lag zuletzt zwar wieder geringfügig über denen von 2019. Viele Händler verdienen jedoch deutlich weniger, wegen der deutlich gestiegenen Kosten für Energie, Personal und Mieten.
«Vor 30 Jahren war Esprit eine Riesennummer»
Erschwerend hinzu kommt, dass immer mehr Konsumenten im Internet kaufen und nicht im Geschäft. Asiatische Anbieter wie Shein und Temu erhöhen mit ihren günstigen Angeboten den Druck und verdrängen einen Teil des Preiseinstiegssegments. Der Online-Boom ist zwar abgeflaut, aber der Anteil hat sich auf hohem Niveau etabliert, vor allem bei Mode und Kleidung. 20 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel des gesamten Online-Umsatzes in Deutschland entfallen auf diese Branche, wie Zahlen im kürzlich vom Handelsverband veröffentlichten Online-Monitor zeigen. Der Online-Anteil am Gesamtmarkt für Mode und Kleidung liegt demnach bei mehr als 40 Prozent - so viel wie in keinem anderen Bereich. Die stationären Umsätze hingegen sind seit 2019 um rund 17 Prozent gesunken.
Im stationären Handel werde weniger Umsatz auf derselben Fläche erwirtschaftet, sagt Experte Marco Atzberger vom EHI Retail Institute. Große Anbieter wie Zara und H&M hätten deshalb vor Jahren begonnen, die Zahl ihrer Geschäfte zu reduzieren. «Andere Anbieter haben erst später reagiert oder können aufgrund laufender Mietverträge nicht schnell reagieren.» Dadurch komme es bei bekannten Marken zu Schieflagen und Insolvenzen, zum Beispiel bei Esprit.
«Vor 30 Jahren war Esprit eine Riesennummer, vielleicht die strahlendste Marke in Deutschland», sagt der Geschäftsführer des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren, Axel Augustin. Seitdem sind viele Modemarken verschwunden und andere neu dazugekommen, wie zum Beispiel Zara.
Umsätze von Esprit immer weiter rückläufig
Esprit hat seine frühere Bedeutung längst eingebüßt. Laut EHI hat die Holding in Hongkong seit 2017 in sechs von sieben Jahren rote Zahlen geschrieben. 2023 wurden Verluste in Höhe von 2,3 Milliarden Euro verzeichnet. Die Umsätze sind in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Das lag auch daran, dass das Filialnetz stark geschrumpft ist. Im Jahr 2010 gab es weltweit noch mehr als 1100 eigene Geschäfte, 2023 nur noch 147. In Deutschland hatte der Konzern 2011 knapp 180, inzwischen sind es weniger als 60.
Daneben gab es zuletzt weitere etwa 60 Franchise-Stores. Die meisten wurden in der Vergangenheit von der PTH Group betrieben. Der Mode-Franchiser hat seinen Vertrag mit Esprit jedoch bereits im Frühjahr gekündigt und zahlreiche Geschäfte in andere Formate umgewandelt. Was aus den restlichen Franchise-Stores wird, ist bisher nicht bekannt, wie Esprit mitteilte.
«Nicht mehr ganz klar, wofür Esprit steht»
Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf sagt: «Die Marke ist sehr populär und galt mal als Kult. Aber die alte Strahlkraft ist nicht mehr da. Es ist nicht mehr ganz klar, wofür Esprit steht.» Als strategischer Nachteil gilt in der Fachwelt, dass die Esprit-Zentrale in Hongkong ist. Entscheidungen würden in Asien getroffen und der europäische Markt vernachlässigt, sagt Johannes Berentzen von der Handelsberatung BBE. «Dafür bekommen die Investoren jetzt die Quittung.»
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