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Einkaufen: Warum Galeria Karstadt Kaufhof schon wieder Insolvenz anmeldet

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Warum Galeria Karstadt Kaufhof schon wieder Insolvenz anmeldet

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    Erneut in Schieflage: Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof.
    Erneut in Schieflage: Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof. Foto: Thomas Banneyer, dpa

    Es ist schon wieder passiert: Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat erneut Insolvenz angemeldet. Was erwartet worden war, veröffentlichten die zu der ebenfalls in Schwierigkeiten steckenden Signa-Gruppe gehörende Warenhauskette und das zuständige Amtsgericht Essen am Dienstagvormittag.

    Galeria-Chef Olivier van den Bossche teilte mit: „Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag. Jetzt zählt allein, was Galeria weiterbringt. Wir müssen die Signa-Mieten, teure Dienstleister, das Service-Center in Essen und die Effizienz unserer Logistik konsequent auf Kurs bringen." Die Filialen und die Vertriebsmannschaft funktionierten bereits gut und das Online-Geschäft sei profitabel. "Jetzt sind unsere Ziele Eigentümerwechsel und Lösung aus der Umklammerung.“ Den weiteren Unternehmensangaben zufolge sei man "am Markt erfolgreich" und habe das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 über dem Vorjahresquartal abgeschlossen. Die zahlreichen Insolvenzen der Signa-Gruppe allerdings schädigten Galeria "massiv", behinderten das laufende Geschäft und schränkten durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten stark ein, heißt es weiter. GKK wolle die Strategie der starken lokalen Ausrichtung fortführen und Galeria erhalten. Gespräche mit potenziellen Investoren liefen bereits.

    Vorläufiger Insolvenzverwalter von Galeria Karstadt Kaufhof ist Stefan Denkhaus

    Für GKK ist es binnen weniger Jahre die nun dritte Insolvenz. Als vorläufiger Verwalter ist vom Amtsgericht Essen Stefan Denkhaus bestellt worden. Der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht teilte mit: "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe haben die gute Entwicklung von Galeria konterkariert und bedrohen das Unternehmen." Dem Management sei deshalb kein anderer Weg geblieben, als GKK im Zuge einer Insolvenz aus dieser Umklammerung zu befreien. Er betonte: "Wir werden gemeinsam mit aller Kraft daran arbeiten, den begonnenen Weg unter besseren Rahmenbedingungen weiter fortzusetzen und Galeria als Unternehmen zu erhalten. Eine Zerschlagung ist ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens.“ 

    Galeria Karstadt Kaufhof hat derzeit noch über 15.000 Mitarbeitende und 92 Filialen. Wie es an den fraglichen verbliebenen Standorten in der Region in Augsburg, Ulm und Memmingen weitergeht, ist offen. Dass das Kaufhaus in Kempten geschlossen wird, steht bereits länger fest. 

    Die Gewerkschaft Verdi will für die Beschäftigten kämpfen

    Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) zeigt sich besorgt. Silke Zimmer, Mitglied im Verdi-Bundesvorstand und dort zuständig für den Handel, sagte: „Für die Beschäftigten ist das absolut bitter. Seit Jahren haben sie auf Teile ihres Lohns verzichtet, um Arbeitsplätze zu retten, und Galeria Karstadt Kaufhof hatte sich als Unternehmen in den letzten Monaten neu aufgestellt." Nun sei es wegen der Insolvenz des Signa-Mutterkonzerns erneut in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und für die Mitarbeitenden und ihre Familien sei wieder offen, wie es weitergeht. Die Gewerkschafterin fordert vom Insolvenzverwalter "alles daranzusetzen", dass die gute wirtschaftliche Entwicklung, die das Unternehmen in den letzten Monaten genommen habe, fortgesetzt werden könne und die verbliebenen Arbeitsplätze erhalten bleiben. Zimmer: "Wir als Gewerkschaft werden mit den Beschäftigten für ihre Zukunft kämpfen.“

    Die Bundesagentur für Arbeit (BA) teilt am Dienstagnachmittag mit, dass sie "nach intensiven Beratungen mit dem Unternehmen und einer detaillierten Prüfung der Voraussetzungen" den Beschäftigten Insolvenzgeld zahlen wird, sobald das nun angemeldete Insolvenzverfahren eröffnet ist. Dieses Geld wird für die letzten drei Monate des Arbeitsverhältnisses vor der Insolvenzeröffnung gezahlt. Es entspricht der Höhe nach dem Nettoentgelt. 

    Handelsexperte Gerrit Heinemann rechnet nicht damit, dass der Staat nochmals zahlt

    Ob wieder Staatshilfen für das Unternehmen fließen? Gerrit Heinemann hält das für sehr unwahrscheinlich. Der Professor beschäftigt sich seit Jahren mit Handelsfragen und lehrt an der Hochschule Niederrhein und dem dortigen eWeb Research Center. Denn so sagt er: "Ich rechne nicht damit, dass der Staat nochmals Millionen in die Hand nimmt, denn GKK war schon vor der Corona-Pandemie in der Krise. Die Probleme sind hausgemacht und haben mit dem völlig veralteten Modell Warenhaus zu tun. Die Ideen, um dieses Konzept neu zu erfinden, sind alle gescheitert. Das hat sich erledigt." Die jetzigen Probleme lägen auch nicht an den hohen Mieten für manche Filialen. Diese hätten die neuerliche Insolvenz vielleicht beschleunigt, aber nicht verursacht. Die Hilfsgelder hätten beim letzten Mal nicht gefruchtet und würden es auch dieses Mal nicht tun. 

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