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Dank Sortimo pilgert die Elektro-Auto-Avantgarde nach Zusmarshausen

Foto: Marcus Merk

An der A8 haben zwei schwäbische Unternehmer einen der größten Ladeparks für Elektroautos in Europa gebaut. Eigentlich führen sie eine Firma, die Lieferwagen ausrüstet.

Klaus Emler und Reinhold Braun trinken gerne Espresso. Die Chefs des schwäbischen Fahrzeugausrüsters Sortimo International haben hinter der Empfangstheke ihrer Firma in Zusmarshausen ein wuchtiges italienisches Gerät zur Zubereitung des Getränks aufgestellt. Hier wird per Hand ein von den Unternehmern aus Südtirol importierter Kaffee gebrüht. Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter des Mittelständlers mit weltweit rund 1500 Beschäftigten, darunter etwa 1100 am Hauptsitz des Unternehmens im Landkreis Augsburg, genießen den Moment, wenn Gäste um einen Espresso bitten. Denn dann wird er ihnen von einem der Chefs zubereitet und serviert. Sie delegieren die Aufgabe nicht. An die Maschine darf sonst keiner ran. So kommen Emler und Braun ungezwungen mit Menschen ins Gespräch und informieren sie über das Angebot der Firma, Lieferfahrzeuge innen mit Regalen und Behältern auszubauen. Sortimo sieht sich in Deutschland wie in Europa als Marktführer in der Sparte. Auch in den USA ist die Firma aktiv und baut dort ein kleines Produktionswerk auf. 

So werden Lieferfahrzeuge von dem Spezialisten Sortimo in Zusmarshausen innen ausgebaut.
Foto: Marcus Merk

Beschäftigte montieren in Zusmarshausen Holzplatten auf den Böden der Fahrzeuge, bauen Ordnungssysteme und Arbeitstische ein. Damit Handwerker, aber auch Servicemitarbeiter großer Unternehmen Werkzeuge und Materialien sauber sortieren können, stellen Sortimo-Mitarbeiter aus Holz, Stahl, Aluminium vor Ort mit Unterstützung von Pressen und Laserschneide-Maschinen die Einbauten überwiegend selbst her. Im Besprechungsraum ist das „Bum, bum“ aus der nahen Produktion zu hören, wo Teile gestanzt werden. Am Ende wird die Hochzeit zwischen nackten Lieferwagen und Sortimo-Einbauten vollzogen. Techniker versehen die Fahrzeuge auch mit Elektrik und Standheizungen. Spezialisten bekleben die Wagen mit den gewünschten Aufschriften, lassen sie zu und tanken die Autos auf. Wer will, kann ein Rundum-Paket bestellen. Zuletzt wollten das viele Kunden, deren Namen Sortimo nicht nennt, auch wenn die mittelständische Firma neben vielen Handwerksbetrieben Fahrzeugflotten bekannter Konzerne ausstattet. 

Sortimo knackt die Umsatzmarke von 200 Millionen

Die Sortimo-Dienste sind nach den für das Unternehmen harten Coronajahren mit Umsatzeinbrüchen gefragter denn je: So schaffte es der Anbieter, passend zum 50-jährigen Bestehen im Jahr 2023, erstmals die Umsatzmarke von 200 Millionen Euro zu knacken, während die Firma 2008 noch 77 Millionen Euro und in der Vor-Coronazeit etwa 160 Millionen Euro erlöst hat. Wie sehr das Geschäft boomt, zeigt sich an den rund 2700 Fahrzeugen, die derzeit in und um das Werksgelände auf den Innenausbau warten. Auch das ist ein Rekord, wobei die Sortimo-Chefs traditionell keinen Einblick zulassen, wie viel Gewinn sie erwirtschaften. Immerhin verrät Emler: „Zur Sortimo-DNA gehören jährlich zweistellige Wachstumsraten, was den Umsatz betrifft.“ Dabei lässt er durchblicken, die sonst regelmäßig erfüllten Planungen seien in den Jahren 2021 und 2022 nicht in die Tat umgesetzt worden.

Zunächst traten die Kunden in der Coronaphase auf die Bestellbremse. Als sie vor zwei Jahren wieder auf das Gaspedal drückten und Sortimo reichlich Aufträge erteilten, waren Fahrzeuge Mangelware. Nicht nur Chips fehlten den Herstellern, die vorrangig teure Limousinen und SUVs mit rarer Teileware bestückten. Lieferwagen wurden erst später bedient. Im vergangenen Jahr löste sich der Stau auf. Seitdem brummt das Geschäft bei Sortimo. Stellplätze für die angelieferten Fahrzeuge sind das knappste Gut. 

Während Deutschland in die Rezession gerutscht ist, versichert Emler: „Wir leben mit der Krise, sind aber nicht in der Krise und schauen mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft.“ Kraft schöpfen die Sortimo-Verantwortlichen daraus, dass sie die schwierigen Pandemiejahre erfolgreich überstanden haben und die Firma stabil hielten. Oft haben sie an einen der Leitsätze des 2009 verstorbenen Sortimo-Gründers Herbert Dischinger gedacht, der ihnen als eine Art väterlicher Förderer mitgab: „Wir sollten uns hinter und nicht vor das Unternehmen stellen.“ Der Selfmade-Mann starb 2009 mit 74 Jahren. Mit 25 hatte er in Augsburg einen Großhandel gegründet und verkaufte Schrauben, Dübel wie andere Materialien. Dischinger, ein Original, das auch mal Lederhosen trug, war ein Tüftler. So wollte der Ordnung liebende Mann den Chaos-Zustand beenden, dass Handwerker, die bei ihm erworbenen Utensilien unübersichtlich in Tüten verstauten. Er entwarf kleine Boxen aus Kunststoff, die genau in einen blauen Metallkoffer passen. Dieses Behältnis wurde 1973 nach kurzer Zeit zum Industriestandard. Das war die Geburtsstunde von Sortimo. 

Sortimo-Gesellschafter haben ein Hotel übernommen

Dischinger hatte keine Kinder und guckte sich Braun und später Emler als Nachfolger aus. Die beiden Männer haben „zusammengefunden“, wie sie sagen. Das Zusammenfinden vollzieht sich immer wieder in der Nähe der Espressomaschine. Manchmal sind mehrere koffeinhaltige Sitzungen notwendig, damit der eine Gesellschafter den anderen von einer zunächst ein wenig „verrückt“ klingenden Idee überzeugen kann. Der zwei Jahre jüngere Braun versuchte einst den heute 60-jährigen Emler dafür zu gewinnen, dass beide Familien die Alte Posthalterei in Zusmarshausen, ein heutiges Vier-Sterne-Superior-Hotel mit angeschlossenem Restaurant, kaufen. Emler war zunächst deutlich weniger euphorisch, was diese Idee betrifft. Als früherer Vereinsbank-Bankier wusste er, wie viele Fallstricke einem solchen Projekt innewohnen. Braun, der inzwischen auch Präsident der schwäbischen Industrie- und Handelskammer ist, also ein Ehrenamt übernommen hat, kann beharrlich sein. Es folgte eine Espresso-Runde auf die andere. Bei etwa der zehnten, erinnert sich Emler, habe er sich vom Kollegen für das Hotelprojekt doch begeistern lassen. 

Die beiden Sortimo-Inhaber befolgen ihren Grundsatz: „Entweder wir entscheiden uns zusammen für eine Sache oder gar nicht.“ Entsprechend hielten sie es auch bei einem weitaus risikofreudigeren Vorhaben, das Emler ab 2016 voller Enthusiasmus verfolgte. In einer Zeit, als es hierzulande große Zweifel an der Elektromobilität gab, machte sich der Unternehmer Gedanken, wie Sortimo mit der umweltfreundlicheren Antriebsart umgehen soll. 

Wenn Emler ausländische Niederlassungen in Skandinavien besuchte, sah der Schwabe, dass dort viele Elektroautos unterwegs waren. Und Kunden aus Österreich sowie der Schweiz klopften bei Sortimo an, ob sie ihre stromgetriebenen Fahrzeuge, wenn sie in Zusmarshausen ausgestattet werden, dort auch aufladen können. Nach derartigen Impulsen hätte manch Firmeninhaber den Entschluss gefasst, neben dem Werk erst mal drei, vier Strom-Zapfsäulen zu bauen und abzuwarten. Das Lebensmotto von Emler lautet aber: „Gescheit oder gar nicht.“ Gar nicht ging nicht und daher setzte der Unternehmer sich für eine gescheite Lösung ein. Er unternahm alles, seinen Kompagnon zu begeistern, in Sichtweite des Werkes eine der größten Elektro-Tankstellen Europas, ja der Welt mit angeschlossenem Campus für den Austausch über die Technologie und einer großen Gastronomie zu bauen. Das sollte auf Sortimo abstrahlen und jungen Fachkräften den Eindruck vermitteln, nicht nach München gehen zu müssen, um einen „innovativen und coolen Arbeitgeber zu finden“. So weit Emlers Vision. Es waren weniger als zehn Espressi notwendig, um Braun von der Idee zu überzeugen. 

Sortimo-Eigentümer haben die Firma noch einmal neu erfunden

Die Sortimo-Eigentümer hatten in guten Jahren vor der Coronapandemie Geld gespart, um die Firma noch einmal zum Teil neu zu erfinden. Der daraus entstandene Innovationspark unweit der A8-Autobahnausfahrt Zusmarshausen sieht aus, als wäre dort ein Raumschiff gelandet. Elektroautos fahren zu einem der riesigen sechs futuristischen Tankpilze und laden Strom nach. Weitere Bauabschnitte könnten folgen. Schon jetzt stehen 76 Ladepunkte und 36 besondere Schnelllader, darunter zwölf Tesla-Supercharger, zur Verfügung. Der chinesische Elektroauto-Hersteller Nio hat seine erste deutsche Station in Zusmarshausen bei Sortimo gebaut. In einer Art Doppelgarage werden Batterien gelagert, aufgetankt und ausgetauscht. Die Besitzer müssen ihre Autos nicht an einen Strom-Rüssel hängen. 

Als ob ein Raumschiff in Zusmarshausen gelandet wäre: Die Elektro-Tankstelle ist eine der größten ihrer Art in Europa, ja weltweit.
Foto: Marcus Merk

Erst auf Nachfrage und dann beiläufig erzählt Emler, dass schon Mercedes-Chef Ola Källenius wie auch sein BMW-Vorstandskollege Oliver Zipse mit Teams eine Ausfahrt zur Elektro-Tankstelle nach Zusmarshausen absolviert haben. Die Marktgemeinde mit zuletzt knapp 6700 Einwohnern hat sich zu einer Pilgerstätte für E-Auto-Enthusiasten entwickelt. Dort haben aufstrebende Elektrofahrzeug-Entwickler wie Lucid Motors aus Kalifornien oder der vietnamesische Anbieter VinFast für ihre Fahrzeuge geworben. Provinz kann cool sein. Im strategisch zwischen Stuttgart und München positionierten Zusam-Valley trifft sich die Elektro-Avantgarde. Emler und Braun sagten einst lächelnd zur Einweihung der Elektro-Tankstelle: „Man kann auch mit Mitte 50 noch ein Start-up-Unternehmen aufziehen.“ Das scheint sich herumgesprochen zu haben. Sortimo bekommt mehr Bewerbungen. Waren es im Jahr 2022 etwa fünf in sechs Monaten, sind es heute deutlich mehr. Emler registriert, „dass der ein oder andere zu uns kommen will, der sich früher nicht für uns interessiert hat.“

Synergieeffekte? Bodenständiger schwäbischer Mittelstand

Was auf der Tagesordnung der nächsten Espresso-Sitzung der Sortimo-Gesellschafter steht, welche verrückten Ideen dort vielleicht debattiert werden, verraten sie nicht. Am Ende hat sich Emler mit der Hotel-Idee von Braun vollständig versöhnt, „können wir doch den Gästen des Innovationsparks ein Gesamtpaket anbieten“. Wenn führende Auto-Manager mit Elektrofahrzeugen ins Zusam-Valley düsen, nächtigen sie schon mal wie Gäste aus dem Legoland im Sortimo-Hotel. Im Wirtschaftsdeutsch ließe sich von Synergieeffekten sprechen. Emler meidet solche Wortungetüme und spricht lieber über die Vorzüge des „bodenständigen schwäbischen Mittelstands“.