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Eigenheim als Altersvorsorge: Weshalb diese Funktion bedroht ist - ein Kommentar

Kommentar

Das Eigenheim darf seine Bedeutung als Altersvorsorge nicht verlieren

Michael Kerler
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    Ein eigenes Haus: Für viele Menschen ist das auch eine wichtige Altersvorsorge.
    Ein eigenes Haus: Für viele Menschen ist das auch eine wichtige Altersvorsorge. Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa (Symbolbild)

    In den eigenen vier Wänden wohnen, Platz für die Familie haben und im Idealfall noch einen Garten: Das ist nicht nur der Traum für viele Bürgerinnen und Bürger. Das Eigenheim gilt seit Jahrzehnten auch als eine der besten Formen der Altersvorsorge. Ist die eigene Immobilie abbezahlt, kann man mietfrei wohnen, zudem sind Häuser und Wohnungen über Jahre im Wert gestiegen. Im Alter lassen sie sich zu Geld machen, falls man zum Beispiel in ein Seniorenheim ziehen will. Das Problem ist, dass diese Rechnung immer schwerer aufgeht, in manchen Regionen wird sie sogar zur Falle. Es ist höchste Zeit für die Politik, den Wohnungsmarkt anzuschieben und der Branche mehr Verlässlichkeit zu geben. 

    Das Ende des Immobilienbooms hat die Lage binnen weniger Monate verändert. Für Häuser und Wohnungen fanden sich plötzlich kaum noch Käufer, der Wert ging zurück. Deutschlandweit brachen die Immobilienpreise 2023 um 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Verschärfend hinzu kommt die Verunsicherung durch die Heizungsgesetzgebung. Bei Besichtigungen wird heute ein intensiver Blick in den Heizungskeller und auf den Energieausweis geworfen. Der Wert gerade von unsanierten Häusern ist erheblich gesunken. Die Objekte warten länger auf Käufer. Der Effekt ist im Norden Bayerns und an der Peripherie größer als in den Städten und im Süden. 

    Der Markt ist eingefroren

    Die Situation ist unbefriedigend für junge wie ältere Menschen. Manche alleinstehenden Seniorinnen und Senioren wären froh darüber, in kleinere Wohnungen zu ziehen, wenn junge Familien ihre Häuser übernähmen. Doch der Markt ist eingefroren: Wer bei einem Verkauf weniger Geld als erhofft erlöst, für eine kleine Wohnung aber trotzdem hohe Preise zahlt, bleibt im Zweifelsfall in seinem alten Haus wohnen. 

    Das größte Problem aber ist, dass der Immobilienkauf für viele Menschen immer noch fast unbezahlbar ist. Die Preise haben eine Korrektur erfahren, aber dafür sind die Zinsen hoch. Eine Facharbeiterfamilie, die sich in früheren Jahrzehnten mit Geschick und Sparsamkeit ein Eigenheim leisten konnte, tut sich heute schwer damit. Das verschärft die Krise am Bau. In Deutschland fehlen rund 800.000 Wohnungen, Verbände schlagen zu Recht Alarm. 

    Immobilienkauf für viele unbezahlbar

    Die nüchterne Antwort lautet häufig, dass ein Haus für Privatleute nicht die beste Form der Geldanlage sei, da das meiste Vermögen in nur einem Objekt steckt. Besser wäre es, das Risiko zu streuen und das Ersparte in Fonds, Aktien oder Anleihen zu mehren. Diese Sicht verkennt völlig das Bedürfnis der Menschen nach einem Eigenheim: Der Bausparkasse LBS zufolge halten 76 Prozent die eigene Immobilie nach wie vor für die beste Form der Altersvorsorge. In anderen Ländern wie Italien ist die Eigentümerquote höher als hierzulande, das hilft massiv bei der Vermögensbildung. 

    Leider hat in Deutschland die Wohnungsbaupolitik in dieser Krise versagt. Es war vorhersehbar, dass sich mit steigenden Zinsen der Markt abkühlt. Es ist Bund und Land nicht gelungen, mit Impulsen dagegenzuhalten. Im Nachfolger des Baukindergelds waren die Einkommensgrenzen so niedrig, dass kaum eine Familie das Programm in Anspruch nahm. Die Standards sind nach wie vor so hoch, dass das Bauen massiv teurer wurde. 

    Förderungen helfen, in der Politik braucht es dann aber auch Verlässlichkeit für die Eigentümer

    Gut ist, dass es inzwischen wieder Förderungen für die energetische Sanierung gibt. In der Klimapolitik braucht es in den kommenden Jahren nun aber Verlässlichkeit, damit Investitionen zum Beispiel in ein Heizsystem nicht über Nacht wieder an Wert verlieren.

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