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Ehepaar aus Kreis Landsberg: Schrott statt Chalet: Die späte Genugtuung

Ehepaar aus Kreis Landsberg

Schrott statt Chalet: Die späte Genugtuung

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    Pablo und Gloria Rosemeier aus Windach am Ammersee.
    Pablo und Gloria Rosemeier aus Windach am Ammersee. Foto: Foto: Millonig

    Windach Die Rechnung, die Immobilienvermittler Anfang der neunziger Jahre gerne aufmachten, war einfach: Mit Miete und Steuerersparnis kostet eine darlehensfinanzierte Wohnung so gut wie nichts, in den nächsten Jahren sind Miet- und Wertsteigerungen zu erwarten und im Alter ein schönes Zubrot zur Rente. In etwa so kam auch bei Gloria und Pablo Rosemeir das an, was ihnen ein junger Vertriebsmann über eine 36-Quadratmeter-Wohnung in Aachen erzählte.

    Nichts von dem erfüllte sich: Die 190000 Mark teure Liegenschaft entpuppte sich als Schrottimmobilie und wurde 13 Jahre später für 7500 Euro zwangsversteigert. Doch jetzt haben die Rentner aus dem Kreis Landsberg Genugtuung erfahren: Der Bundesgerichtshof sprach ihnen einen Schadenersatzanspruch zu. Es geht um arglistige Täuschung. Die Hypovereinsbank haftet für den Vermittler des Geschäfts.

    Die Rosemeirs glaubten gern, was ihnen der Vertriebsmann ausmalte. Die damaligen Mittvierziger (er Softwareberater bei Siemens, sie teilzeitbeschäftigt) hatten mit einer Wohnung in Nürnberg bereits gute Erfahrungen gemacht. Mit 190000 Mark für 36 Quadratmeter war die Aachener „Chalet-Wohnung“ nicht gerade billig. Sie bekamen aber eine Mietgarantie von rund 15 Mark pro Quadratmeter. Das ergab eine Verzinsung von 3,5 Prozent, dazu kam die Steuerersparnis wegen der Schuldzinsen. „Die Wohnungen gehen weg wie geschnitten Brot“, sei ihnen erzählt worden, schnelles Handeln sei notwendig. Noch am selben Tag ging es zum Notar, und die Rosemeirs waren Eigentümer einer Neubauwohnung, die sie nur aus dem Prospekt kannten.

    Doch die Rechnung ging nicht auf. „Die Hausverwaltung hat uns irgendwann geschrieben, für mehr als fünf Mark kann die Wohnung nicht vermietet werden“, erzählt Gloria Rosemeir. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit. Weil mit dem Versteigerungserlös die Forderungen der Bank nicht bedient werden konnten, versuchte es das Kreditinstitut mehrfach mit Gehalts- und Abfindungspfändungen. „Das hat uns einiges an Nerven gekostet, wir haben manche Nacht nicht geschlafen und Angst gehabt, wenn wieder der Gerichtsvollzieher da war“, erinnert sich Gloria Rosemeir.

    18 Jahre nach dem verhängnisvollen Kauf können die Rosemeirs jetzt mit Schadenersatz rechnen. Was sie mit dem Geld machen? In Immobilien werden sie es gewiss nicht anlegen, sagt Gloria Rosemeir, „wir genießen unser Rentnerleben und werden die Kohle verjubeln“.

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