Die großangelegte Imagekampagne einer Berliner Werbeagentur für die Bundeshauptstadt will Baden-Württemberger animieren. «Echte Schwaben ziehen um» steht auf Plakaten, die für Stuttgart bestimmt sind. Vor allem der Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gilt als Hochburg der schwäbischen Community, die als spießig, wohlhabend und provinziell gilt. In Berlin hängen schon seit letzter Woche selbstironische Plakate mit Sprüchen wie «Wir können unfreundlich, aber auf die nette Art.»
Der Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) konterte: «Echte Schwaben ziehen nicht um, echte Schwaben ziehen an - auch Berlinerinnen und Berliner!» Stuttgart sei und bleibe die Hauptstadt aller Schwabenherzen. «Spätestens seit der Fußball-WM 2006 wissen alle: Stuttgart ist viel schöner als Berlin.»
Die Schwäbin und SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier kommentierte die Kampagne mit folgender Bemerkung: «Es ist noch nicht lange her, da warben die Berliner Verkehrsbetriebe damit, Schwaben "günschtig" für 49 Euro ins Ländle zurückzubringen. Jetzt gibt man viel Geld dafür aus, sie herzulocken.» Völlig verkannt werde in Berlin, dass «the Länd» deutlich diverser sei, als man an der Spree so denke, denn die Badener seien ja glatt vergessen worden. «Mein Eindruck ist, Berlin brauchte bislang keine Werbekampagne um Schwaben nach Berlin zu locken. Allerdings, brauchen alle, die kommen sollen, auch Wohnraum und da muss die Hauptstadt erst mal schaffa, schaffa und Häusla baua.»
Thierse kritisierte Schwaben schon vor über 10 Jahren
Spitze Bemerkungen aus Berlin Richtung Stuttgart gibt es immer mal wieder. Auf eines wies der SPD-Politiker Wolfgang Thierse schon 2012 hin, als er sich darüber beklagte, dass sein Bäcker um die Ecke Wecken anbietet statt Schrippen, wie die Brötchen in Berlin eigentlich heißen. «Ich wünsche mir, dass die Schwaben begreifen, dass sie jetzt in Berlin sind und nicht mehr in ihrer Kleinstadt mit Kehrwoche», grummelte er.
Auch in anderen deutschen Städten versucht der Berliner Senat, das teilweise schlechte Ansehen der Hauptstadt aufzupolieren. In München wirbt Berlin für sich mit dem Satz: «Hier ziehen die Bayern die Lederhosen aus». In Köln heißt es mit Bezug zum Symbol des Fußballvereins FC Köln: «Wir haben alles, nur keinen Bock». In zehn weiteren Städten sollen später Plakate folgen.
Insgesamt seien für die Kampagne 15 bis 20 Slogans entwickelt worden, 1.500 Plakatflächen seien geplant, hieß es von der zuständigen Werbeagentur Dojo aus Kreuzberg. Auch Sprüche auf Englisch und in weiteren Sprachen sind im Konzept vorgesehen. In Internetkanälen wie Instagram werden außerdem Menschen, Vereine und Initiativen, die sich in Berlin engagieren, in kurzen Videos vorgestellt.
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