Prämien hin oder her: Elektromobilität ist vielen Menschen noch zu teuer. Sie können sich keine Autos, die 40.000 Euro oder noch viel mehr kosten, leisten. Auch deswegen fahren sie ihre alten Verbrenner, solange es geht, oder kaufen sich ein gebrauchtes Benziner- oder Dieselfahrzeug. Dass die Bundesregierung die Prämie für E-Autos im Dezember 2023 auslaufen ließ, lässt Menschen, auch wenn sie sich grundsätzlich für Stromer interessieren, ohnehin auf die Kaufbremse drücken. Schließlich hatte die Bundesregierung den Erwerb solcher Wagen mit bis zu 4500 Euro gefördert. Weil die Volkswagen-Verantwortlichen um die negativen Effekte nach der Vollbremsung der Ampelmänner Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner wissen, übernehmen sie die Rolle des Staates als Förderer der E-Mobilität und geben kräftig Gas, um die Absätze wieder anzukurbeln: Der Konzern hat eine eigene Umweltprämie aufgelegt, die je nach elektrischem ID-Modell nach einer entsprechenden VW-Internetseite bis zu 7735 Euro ausmacht.
E-Mobilität: Der Druck auf VW ist groß
Der Druck auf VW muss groß sein, Menschen vom Kauf eines E-Autos zu überzeugen. Der ID.3 etwa kostet rund 40.000 Euro aufwärts. Damit ist das Modell in der Golf-Klasse trotz aller Prämien preislich ein Stück weg von Fahrzeugen unter 30.000 Euro, die für breitere Käuferschichten interessant sind. Bei der Bilanzpressekonferenz des VW-Konzerns am Mittwoch in Berlin wird offenbar: Der Autobauer lässt sich von Rückschlägen bei der E-Mobilität in Deutschland nicht entmutigen und hält an der ehrgeizigen Stromer-Strategie fest, wobei natürlich Verbrenner-Autos weiter eine wichtige Rolle spielen. Dabei machen die Verantwortlichen deutlich, sie planten, Ende 2025 ein Elektroauto für alle in der Polo-Klasse für rund 25.000 Euro vorzustellen und ab 2026 zu verkaufen. Das wäre nach der VW-Typologie der ID.2.
VW-Chef Oliver Blume sieht sich in der Pflicht
Dabei belassen es die Wolfsburger nicht. Auch wenn sich mit Kleinstwagen wenig Rendite erwirtschaften lässt, sind VW-Chef Oliver Blume und Finanzvorstand Arno Antlitz gewillt, ein Einstiegsmodell für junge Menschen anzubieten, eben einen ID.1., der unter 25.000 Euro kosten könnte. Beide sehen sich in der Pflicht, umweltfreundliche Mobilität bezahlbar zu machen, und erinnern sich an Zeiten, als sie selbst kleine Autos fuhren. Unter Konzern-Beobachtern wird bereits ein Preis um 20.000 Euro für den VW-Zwerg gehandelt. Damit ist endgültig klar: Volkswagen bleibt beim Volks-Elektroauto dran, wobei sich im Fall des kleinsten Modells die Zusammenarbeit mit einem Partner anbietet, um Kosten zu senken. Hier könnte konzernintern eine Allianz mit Skoda geknüpft werden. Zuletzt war zu hören, ein französischer Partner wie Renault oder der Riese Stellantis (Peugeot, Fiat, Opel) käme auch infrage. Die VW-Vorstände machen indes deutlich, es sei nichts entschieden. Der Nachfolger für den VW-Mini e-up! soll „mehrere Jahre vor Ende dieses Jahrzehnts“ vorgestellt werden, heizt Entwicklungschef Kai Grünitz, der im Vorstand der Marke VW Pkw sitzt, die Gerüchteküche gegenüber dem britischen Magazin Autocar an. Die Experten des Mediums folgern daraus, der Volkswagen-Elektro-Winzling könnte 2027 das Licht der Verkaufswelt erblicken.
Fest steht hingegen, dass der Volkswagen-Konzern finanziell im Jahr 2023 besser abgeschnitten hat, als es zunächst befürchtet wurde. Blume und Antlitz sprechen immer wieder von einer „robusten“ und „soliden“ Verfassung des Unternehmens. Das ist das derzeitige VW-Mantra. Die wichtigsten Kennziffern belegen die Einschätzung der Chefs: Demnach hat der Konzern mit seinen weltweit 684.000 Beschäftigten im vergangenen Jahr mit all seinen Marken, also etwa VW, Audi, Porsche, Skoda, Seat oder Cupra, 9,24 Millionen Autos ausgeliefert, während es 2022 noch 8,26 Millionen waren. So erhöhte sich der Umsatz von 279 auf 322 Milliarden Euro. Was am wichtigsten ist: Das Auto-Imperium verdient unter dem Strich wieder mehr Geld. Nach Steuern blieb ein Gewinn von 17,9 Milliarden Euro übrig, was einem kräftigen Plus von rund 13 Prozent entspricht. Dadurch soll auch die Dividende der Volkswagen AG für Stammaktien um 30 Cent auf neun Euro und für Vorzugspapiere um den gleichen Betrag auf 9,06 Euro steigen. Durch die guten Zahlen gewinnt Blume Luft, den Volkswagen-Konzern weiter kräftig umzubauen. Er glaubt, hier im vergangenen Jahr die notwendigen Reformen eingeleitet zu haben.