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E-Mobilität: Laden soll so einfach werden wie Tanken

E-Mobilität

Laden soll so einfach werden wie Tanken

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    Die EU macht Druck, für E-Autos auch ausreichend Ladeinfrastruktur zu schaffen.
    Die EU macht Druck, für E-Autos auch ausreichend Ladeinfrastruktur zu schaffen. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Mit dem E-Auto in den Urlaub zu fahren, kann sich dieser Tage wie ein entspanntes Pionier-Erlebnis anfühlen. Für viele Reisende wird es aber auch zum nervenaufreibenden Wagnis. Wer den Roadtrip nach Amsterdam, ins Elsass oder an den Bodensee wählt, hat vergleichsweise Glück: In Deutschland, Frankreich und den Niederlanden steht europaweit der überwiegende Teil aller Ladesäulen. Pech haben jene Urlauber, die es beispielsweise nach Zypern, Griechenland oder Litauen zieht. Denn in Süd- und Osteuropa bietet sich vielerorts eine Ladesäulen-Wüste.

    Tatsächlich ist der Weg in die mobile Klimaneutralität nicht gerade gesäumt von Strom- oder Wasserstoff-Tankstellen. Zwar steigen immer mehr Bürger auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben um, doch der Ausbau des Netzes hinkt hinterher. Das will die EU ändern. Am Mittwoch hat das Europäische Parlament für die sogenannte Verordnung über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe gestimmt, mit der die gewählten Vertreter Druck auf die 27 Mitgliedstaaten ausüben wollen. Das Ziel: „Das Laden soll so einfach sein wie das Tanken“, sagte der SPD-Europaabgeordnete Ismail Ertug aus dem Verkehrsausschuss.

    Ladestationen entlang der großen Straßen alle 60 Kilometer

    Die Parlamentarier fordern Ladestationen für leichte Nutzfahrzeuge alle 60 Kilometer entlang der Hauptverkehrsstraßen auf dem Gebiet der Union. Für die Lade-Infrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge wird die maximale Entfernung auf 100 Kilometer festgelegt.

    Wasserstofftankstellen sollen bis Ende 2027 alle 100 Kilometer an den Hauptverkehrsstraßen der EU gebaut werden. Für Fahrbahnen, wo weniger Verkehr herrscht, sind Ausnahmen vorgesehen, etwa dass einzelne Standorte beide Verkehrsrichtungen bedienen.

    Die aktuellen Zahlen veranschaulichen das Problem: Statt der mehr als 677.000 Ladestationen für Lastwagen und Pkw, die es laut Kommission bis Ende 2020 hätte geben sollen, sind es aktuell lediglich 377.000. Davon finden sich rund 68.000 in Deutschland. „Wir haben sechs bis sieben Jahre verloren im Aufbau dieser Infrastruktur“, so Ertug. Umso schneller soll es nun gehen. Bis 2030, so die Hoffnung der Brüsseler Behörde, will man etwa 3,5 Millionen Ladepunkte in der EU gebaut haben.

    Wird das Ladenetz in allen EU-Staaten gleichmäßig ausgebaut?

    Die Zielvorgaben zu erfüllen scheint umso drängender, nachdem die EU erst im Sommer das De-facto-Aus des Verbrennungsmotors bis 2035 besiegelt hat. Zu jenen EU-Parlamentariern, die bis zuletzt für verlängerte Fristen für die Autoindustrie gekämpft hatten, gehört der CDU-Politiker Jens Gieseke. Er arbeitet nun an der „Spiegelgesetzgebung“ mit, wie er die Richtlinie auch nennt, und warnte davor, „die Realität“ zu ignorieren. Es bestehe die Gefahr, dass die neue Lade- und Betankungsinfrastruktur nicht in allen Mitgliedstaaten ausreichend ausgebaut werde. Deshalb müsse sichergestellt werden, dass Lade- und Tankstellen gleichmäßig verteilt sind. „Wir müssen es zu einer gesamteuropäischen Erfolgsgeschichte machen“, sagte Gieseke, "nicht nur zu einer für wenige EU-Länder."

    Die Verordnung zielt aber nicht nur auf die Straße. Die EU-Länder müssten auch „auf der Schiene, auf dem Wasser oder in der Luft“ eine europäische Infrastruktur für jeden Bedarf installieren, forderte SPD-Mann Ertug. „Zu viele Züge dieseln noch durch Europa“, kritisierte auch die EU-Parlamentarierin Anna Deparnay-Grunenberg (Grüne). 54 Prozent des europäischen Eisenbahnnetzes seien nicht elektrifiziert. Sie lobte die „fortschrittliche Parlamentsposition“: Man stelle „damit die Weichen für die Antriebswende, wenn auch mit einigen blinden Passagieren an Bord“. Zu denen zählte sie kleine Flughäfen, etwa für Privatjets, die zu ihrem Unmut aus der Elektrifizierung ausgenommen werden sollen.

    Preise fürs Laden sollen vergleichbar sein, die Bezahlung einfacher

    Doch nicht nur die Abdeckung und die Leistung der Stationen sollen verbessert werden. Ebenfalls in dem Entwurf verankert ist der Wunsch, es Nutzern von Fahrzeugen mit alternativen Kraftstoffen zu ermöglichen, Preise fair zu vergleichen und einfach zu bezahlen - wie sie es an Tankstellen gewohnt sind. „Kartenzahlung wird an allen Ladestationen Pflicht“, versprach Ertug. Für mehr Transparenz müssten Betreiber der E-Säulen künftig zudem den Ad-hoc-Preis in "Preis pro Kilowattstunde“ vor dem Ladevorgang anzeigen. Nun stehen die Verhandlungen zwischen dem EU-Parlament und dem Rat der 27 Partner an, um sich auf den endgültigen Text der Verordnung zu einigen. „Wir müssen die Mitgliedstaaten dazu drängen, ihre Hausaufgaben zu machen“, kündigte CDU-Politiker Gieseke an - sprich, zu investieren.

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