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dm-Gründer Götz Werner tot: Unternehmer mit sozialer Ader

Drogeriebranche

Unternehmer mit sozialer Ader: Nachruf auf dm-Gründer Götz Werner

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    Götz Werner in einer der dm-Filialen: Der Unternehmer hat vor 50 Jahren seine erste Drogerie eröffnet. Heute arbeiten 66.000 Menschen für den Konzern, den mittlerweile sein Sohn Christoph führt.
    Götz Werner in einer der dm-Filialen: Der Unternehmer hat vor 50 Jahren seine erste Drogerie eröffnet. Heute arbeiten 66.000 Menschen für den Konzern, den mittlerweile sein Sohn Christoph führt. Foto: Uli Deck, dpa (Archiv)

    Es gibt viele Geschichten über das Leben von Götz Werner, aber diese eine hat er besonders gern erzählt: Als Werner 28 Jahre alt war, wurde er entlassen. Nicht von irgendwem, sondern von seinem eigenen Vater, der den Sohn aus seiner Drogerie in Heidelberg warf. Werner wollte damals das Familienunternehmen erneuern, brachte viele Ideen in den Laden mit. Der Vater aber hielt den Vorschlag seines Sohnes, Selbstbedienungsläden zu eröffnen, für „spinnert“, wie Werner sich in seiner Autobiografie erinnert. So sei er mit nicht einmal 30 Jahren zum „Gründer wider Willen geworden“ – und in den Jahren danach zu einem der erfolgreichsten Unternehmer Deutschlands. Heute arbeiten 66.000 Menschen in ganz Europa für dm. Unter den

    Nach dem Rauswurf am Anfang seiner Karriere zog Werner von Heidelberg nach Karlsruhe und eröffnete dort einen eigenen Laden. Als Namen wählte er den schlichten Begriff dm, kurz für Drogeriemarkt. Der Gründer baute fortan ein Unternehmen auf, das er ganz nach seinen eigenen, anthroposophisch geprägten Grundsätzen gestaltete, also nach den Lehren Rudolf Steiners, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts die Waldorfpädagogik begründet hatte. Werner entwickelte sich zu einem Unternehmer, wie es ihn in Deutschland nicht oft gibt. In seiner Zeit als dm-Chef schickte er die Auszubildenden in Theaterworkshops und ließ die Beschäftigten in der Drogerie mitentscheiden, wenn in der Filiale neue Kolleginnen und Kollegen angestellt wurden.

    2008 stieg Götz Werner aus dem Tagesgeschäft von dm aus

    Zu seiner Philosophie gehörte auch, dass Werner in seinen Läden schon früh auf den Verkauf von ökologischen Lebensmitteln setzte. Fast von Anfang an arbeitete er mit Götz Rehn zusammen, Gründer der Bio-Kette Alnatura, Anthroposoph wie er und noch dazu der Bruder seiner Ehefrau. 30 Jahre lang verkaufte dm die und damit auch die enge Männerfreundschaft beendete.

    Bereits 2008 stieg Werner aus dem Tagesgeschäft des Drogerie-Konzerns aus. Auf ihn folgte zunächst ein familienfremder Manager, bevor Werners Sohn Christoph im Jahr 2019 die Leitung des Unternehmens übernahm. Nach seinem Ausstieg widmete sich der Drogerie-Patriarch seinem Herzensthema: dem bedingungslosen Grundeinkommen. Immer wieder saß Werner in Talkshows, warb auf Vorträgen und in Interviews für die Idee, jedem Bürger und jeder Bürgerin monatlich eine feste Summe zu überweisen, unabhängig davon, in welchem Beruf er oder sie arbeitet. Die wichtigste Aufgabe einer Gemeinschaft, hat Werner einmal gesagt, sei es, dafür zu sorgen, dass die Menschen würdevoll leben können – ohne Zwang, ohne Druck von außen.

    Im Alter von 78 Jahren ist Götz Werner gestorben

    Sein eigenes Vermögen hatte Werner schon im Jahr 2005 an die dm-Werner-Stiftung übertragen. Dabei seien US-Milliardäre wie Bill Gates ein Vorbild für ihn, hat der Unternehmer einmal in einem Interview erzählt. „Reich zu werden“ sei in den USA „keine Schande, reich zu sterben schon“. Die sieben Kinder des Patriarchen erben aus diesem Grund keine Unternehmensanteile. Sie müssten sich selbst beweisen, hat der Vater einmal gesagt. Seine Aufgabe sei es, den Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, aber nicht, für ihren Wohlstand zu sorgen, betonte Werner damals.

    Am Dienstag ist der Drogerie-Gründer im Alter von 78 Jahren gestorben. Seine Kräfte, teilte die Familie mit, hätten in den vergangenen Monaten kontinuierlich nachgelassen.

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