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Bekannte Deko-Laden-Kette schreibt Verluste - Jetzt hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet

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Depot schreibt Verluste - Jetzt hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet

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    Das Unternehmen der Handelskette Depot ist insolvent und will sich selbst sanieren.
    Das Unternehmen der Handelskette Depot ist insolvent und will sich selbst sanieren. Foto: Axel Heimken, dpa (Archivbild)

    Sinkende Umsätze im vergangenen Jahr haben eine Deko-Kette in die roten Zahlen getrieben. Jetzt folgt für Depot die Insolvenz in Eigenverwaltung. Der in die Geschäftsführung zurückgekehrte Inhaber, Christian Gries erklärt, was er plant, um das Unternehmen wieder zu stabilisieren.

    Übrigens: Depot ist nicht das einzige Unternehmen, welches an der derzeitigen wirtschaftlichen Lage zu knabbern hat. Und laut Experten drohen 2024 noch mehr Insolvenzen als 2023. Dafür gibt es fünf Gründe. Unter den Insolvenzen des Jahres 2023 war das Augsburger Modehaus Rübsamen, aber wie im Dezember 2023 bekannt wurde, muss sich auch Modehändler Yeans Halle neu aufstellen

    Deko-Händler Depot schreibt Verluste - 90 Filialen vor ungewisser Zukunft

    Gegenüber der Wirtschaftszeitung Handelsblatt hatte sich Gries bereits im März 2024 über die derzeitige Lage bei Depot und den anstehenden Sparkurs geäußert. Er habe sich von der Geschäftsführung getrennt und leite das Unternehmen jetzt wieder persönlich, hieß es in dem damaligen Bericht.

    Dabei bestanden die Probleme bei Depot nicht erst seit Kurzem. Wie Gries, dessen Großvater das Unternehmen einst gründete, erklärte, habe der Umsatz ohne Großhandel im vergangenen Jahr nur noch bei 330 Millionen Euro gelegen, was unter dem Strich ein Verlust gewesen sei. Vor Corona sei das Unternehmen noch auf mehr als 410 Millionen Euro Umsatz gekommen. Die globale Gesundheitskrise hat viele Einzelhändler hart getroffen und Depot bildet keine Ausnahme. 

    In seiner Blütezeit umfasste das Filialnetz rund 680 Läden, die Pandemie und der allgemeine Umsatzrückgang machten es aber notwendig, das Filialnetz zu straffen. Hinzu kam dann die Kaufzurückhaltung der Konsumenten nach Beginn des Ukraine-Kriegs, die zusätzlichen Druck auf die Umsätze ausübte. Auch die Huthi-Attacken im Roten Meer hätten den Handel beeinträchtigt und direkte Auswirkungen auf den Depot-Umsatz gehabt. Steigende Frachtpreise hätten zudem ihren Teil dazu beigetragen, dass das Unternehmen eine Liquiditätsverlust von 60 bis 70 Millionen Euro hinnehmen musste.

    Um wieder auf die Beine zu kommen, brauche es ein hartes Sparprogramm und auch Zugeständnisse der Vermieter, in deren Räumlichkeiten Depot-Filialen angesiedelt sind, hatte Gries noch im März erklärt. 90 der etwas mehr als 300 Filialen in Deutschland sollten auf den Prüfstand gestellt werden – Läden, bei denen die Mietverträge ausliefen. Nur, wenn Vermieter zu Senkungen bereit seien, werde Depot in diesen Fällen den Mietvertrag auch verlängern. „Wir hoffen, mindestens die Hälfte der gefährdeten Filialen halten zu können“, wurde Gries in dem Artikel zitiert.

    Insolvenz bei Depot - Wie soll es nun mit den Filialen weitergehen?

    Nun, vier Monate später, zeigt sich allerdings, dass die von Depot ergriffenen Maßnahmen nicht ausgereicht haben, um eine Insolvenz abzuwenden. Diese hatte das Unternehmen am Montag, 15. Juli, beim Amtsgericht Aschaffenburg beantragt und ein Schutzschirmverfahren eingeleitet. Christian Gries, Geschäftsführer des Unternehmens, bestätigte diesen Schritt gegenüber dem Handelsblatt. Ziel dieser Maßnahme sei es, die Anfang des Jahres gestartete Sanierung deutlich zu beschleunigen. Unterstützt wird Gries dabei von dem bekannten Restrukturierer Sven Tischendorf, der optimistisch in die Zukunft des Unternehmens blickt: „Das Verfahren ist sehr gut vorbereitet“, sagte er in dem Bericht des Handelsblatt. „Ich habe selten ein Unternehmen in einem solchen Verfahren begleitet, das so gut mit Liquidität ausgestattet ist.“

    Tischendorf ersetzt im Restrukturierungsprozess den ehemaligen Depot-Co-Geschäftsführer Rainer Schrems, der ursprünglich die Restrukturierung leiten sollte, inzwischen aber nicht mehr im Unternehmen tätig ist.

    Ein wesentlicher Teil des Insolvenzverfahrens werde die Prüfung jeder einzelnen Filiale sein, um deren Zukunftsfähigkeit zu beurteilen, erklärten Gries und Tischendorf in dem Bericht. Dies bedeutet, dass alle Verträge gekündigt werden können, ohne an Kündigungsfristen und Vertragslaufzeiten gebunden zu sein, was mehr Freiheit beim Umbau des Unternehmens bietet. Tischendorf betonte, dass jede Filiale perspektivisch einen positiven Vorsteuergewinn liefern müsse. Das Insolvenzverfahren ermögliche nun jedoch, alle Mietverträge neu zu verhandeln.

    Im ersten Halbjahr dieses Jahres hat Depot bereits einen deutlichen Personalabbau in der Zentrale durchgeführt und die Personalkosten um rund zehn Prozent gesenkt. Mit dieser Maßnahme ist diese Restrukturierung weitgehend abgeschlossen.

    Die größte Sorge des Unternehmens ist laut dem Bericht derzeit die künftige Warenversorgung, da Schwierigkeiten in der Lieferkette dazu führen, dass Container verspätet ankommen und die Frachtkosten dramatisch gestiegen sind. „Unsere wichtigste Aufgabe ist es im Moment, die Ware für das Weihnachtsgeschäft pünktlich zu bekommen“, sagte Gries dem Handelsblatt. Depot sucht daher den Schulterschluss mit seinen Lieferanten und plant, in Zukunft über neue Liefermodelle zu sprechen, wie die Kommission, bei der die Ware im Eigentum des Lieferanten bleibt, bis sie verkauft ist, um das Risiko zu teilen.

    Bis spätestens Januar 2025 soll der Insolvenzplan stehen. Ziel sei es, Depot finanziell zu stabilisieren und wieder profitabel zu machen.

    Übrigens: Besonders die Modebranche wurde 2023 von wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Insolvenzen erschüttert. Aber nicht nur zahlreiche Mode-Unternehmen, sondern auch ein großer Süßwarenhersteller sowie ein echtes Traditionsunternehmen aus Nordrhein-Westfalen mussten Insolvenz anmelden. 

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