Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Deutsche Post erwägt Zwei-Klassen-System bei Briefzustellung

Deutsche Post

Gibt es bei der Post bald eine Zwei-Klassen-Gesellschaft für Briefe?

    • |
    Die Deutsche Post denkt darüber nach, Briefe bald in zwei Geschwindigkeiten auszuliefern.
    Die Deutsche Post denkt darüber nach, Briefe bald in zwei Geschwindigkeiten auszuliefern. Foto: Sven Hoppe, dpa (Symbolbild)

    "Wir könnten uns vorstellen, unseren Kunden künftig eine Wahlmöglichkeit zu geben, ob die Briefe schnell zugestellt werden sollen oder ob sie etwas länger unterwegs sein dürfen, mit entsprechender preislicher Differenzierung", sagte ein Post-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

    Sollte es dazu kommen, könnten Kundinnen und Kunden entscheiden, ob ihnen eine besonders schnelle Zustellung einen Aufpreis wert ist, warb das für das Brief-Geschäft zuständige Post-Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für eine solche Lösung.

    Deutsche Post: Aufschlag für schnellere Sendungen gibt es bereits

    Die Idee ist nicht ganz neu, denn einen Aufschlag für schnellere Sendungen gibt es bereits. Der sogenannte Prio-Brief, der einen Aufschlag von 1,10 Euro kostet, soll bevorzugt behandelt werden. "Mit unserem Prio-Zusatzservice werden Ihre Briefe mit einer höheren Wahrscheinlichkeit schon am nächsten Werktag zugestellt", wirbt die Post. Das Problem dabei: Der Anreiz, einen Aufschlag zu bezahlen ist gering, wenn der Brief wahrscheinlich auch ohne Zuzahlung am nächsten Tag zugestellt wird.

    Kommen Briefe bald unterschiedlich schnell? – Postgesetz müsste geändert werden

    Ganz so einfach ist das Vorhaben der Zwei-Klassen-Gesellschaft für Briefe für die Deutsche Post aber nicht umzusetzen. Die Voraussetzung für einen solchen Schritt wäre wohl, dass bei der anstehenden Reform des Postgesetzes die Verpflichtung des "gelben Riesen" gestrichen würde, wenigstens 80 Prozent der Briefe am folgenden Tag zuzustellen. Nach Angaben der Deutschen Post kommen derzeit 83 bis 84 Prozent der eingeworfenen Briefe am Folgetag an – vorausgesetzt, es ist kein Sonntag oder Feiertag.

    Diese "starren Laufzeitvorgaben" hält das Unternehmen in der Ära der elektronischen Kommunikation für nicht mehr zeitgemäß und wirbt seit einiger Zeit offensiv für ihre Abschaffung – aus betriebswirtschaftlichen Gründen, aber auch, weil die dafür notwendigen Nachtflüge die Umwelt belasteten.

    Auch die Ampel-Koalition will das Postgesetz ändern und modernisieren. Dessen Eckpfeiler sind mehr als zwei Jahrzehnte alt und kommen aus einer Zeit, als viele Bürger noch Briefe und Postkarten statt Mails und Chatnachrichten schrieben. 

    Unterschiedliche Zustellgeschwindigkeiten der Post gibt es in anderen Ländern schon

    Derartige unterschiedliche Zustellgeschwindigkeiten gebe es auch in vielen anderen europäischen Ländern, hieß es bei der Post. Beispiele dafür sind Österreich und die Schweiz. Dort gibt es A- und B-Post. Auf schnellem Weg kostet ein Standardbrief bis 100 Gramm in der Schweiz 1,10 Franken (1,12 Euro), mit der langsameren Post 0,90 Franken. Die Post verspricht eine Zustellung der schnellen Post am nächsten Werktag sowie am Samstag. Bei der B-Post kann die Zustellung bis zu drei Werktage dauern, und sie wird nicht am Samstag zugestellt.

    In Österreich unterscheidet die Post zwischen Prio-Brief und Eco-Brief. Ein Prio-Brief bis 20 Gramm kostet 1 Euro und ist am nächsten Tag beim Empfänger. Ein Eco-Brief kostet nur 0,81 Cent, braucht aber 2 bis 3 Werktage. 

    Zahl der Beschwerden über verspätete Briefe steigt

    Das Vorhaben der Deutschen Post fällt in eine Zeit, in der das Image des Konzerns ohnehin angekratzt ist. In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat sich die Zahl der Beschwerden über verspätete oder gar nicht angekommene Briefe bei der Bundesnetzagentur auf mehr als 30.000 verdoppelt.

    Dabei ging es meist um Mängel bei der Briefzustellung. Die Deutsche Post selbst sprach lediglich von "lokalen Problemen", die sie mit einem hohen Krankenstand und der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt, wo zu wenige Fachkräfte zu finden seien, begründete. (mit dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden