Das Fiasko um den neuen Stuttgarter Bahnhof wird noch kostspieliger. Damit das umstrittene Großprojekt Stuttgart 21 vollendet werden kann, braucht es noch einmal über anderthalb Milliarden Euro mehr, wie diese Redaktion aus dem Aufsichtsrat erfuhr. „Der Gesamtkostenrahmen steigt von 8,2 auf 9,8 Milliarden Euro“, hieß es aus dem Gremium. Ursprünglich hatten die Planer einst 2,5 Milliarden Euro angesetzt. Die Kosten werden sich demnach vervierfachen.
Die Kontrolleure des Bahn-Managements beschäftigten sich am Freitag intensiv mit dem Sorgenkind des Bahnkonzerns. Das Beratungsunternehmen PwC hatte dafür ein neues Gutachten erstellt. Die Bahn selbst beziffert den neuen Kostenrahmen nur mit 9,15 Milliarden Euro, wie sie nach der Sitzung mitteilte. In der Summe sind aber noch keine Puffer enthalten.
Von Anfang an machte Stuttgart 21 negative Schlagzeilen
Eigentlich sollte der neue Bahnhof der Landeshauptstadt samt der dazugehörigen Neubaustrecke nach Ulm mit ihren Tunneln längst fertig sein. Ende 2019 hatte die Bahn angepeilt. Nun lautet das Ziel Ende 2025. Der jetzige Zeitplan wird im Aufsichtsrat für belastbar gehalten, größere Baurisiken seien nicht mehr zu erwarten. „Zeitlich liegt das Projekt aber im Rahmen.“
Stuttgart 21 ist seit Jahren in den Schlagzeilen. Sei es wegen des gewaltsamen Polizeieinsatzes gegen die Gegner des Projekts, gravierender Planungsmängel, Rissen in den Häusern über dem Tunnel und Korruptionsvorwürfen. Streit gab es immer um die Finanzierung. In der Einschätzung des Bundesrechnungshofes ist das Projekt wegen der extremen Verteuerung unwirtschaftlich. Eine vergleichbare Pannenserie hatte nur der Berliner Großflughafen BER hingelegt.
Bundesregierung: Bahn muss Mehrkosten selbst tragen
Der neue Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP) hatte kürzlich erklärt, dass der Bund kein weiteres Geld zuschießen werde, sondern die Bahn die Mehrkosten selbst tragen müsse. Die Eisenbahnergewerkschaft EVG hatte hingegen gefordert, dass die Bundesregierung ihrem Staatsunternehmen beispringen müsse, damit die Belastung nicht zu groß werde. „Das können wir nicht akzeptieren, weil damit eine zusätzliche Belastung für die Beschäftigten zu erwarten wäre", hatte der EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel erklärt.