Das Unternehmen Kunzmann in Dasing ist bekannt dafür, dass es als erster Betrieb in Deutschland Glühwein in Flaschen auf den Markt gebracht hat. Dies fand noch in den 50er Jahren statt. Inzwischen wird das Familienunternehmen aus dem Kreis Aichach-Friedberg mit seinen fast 100 Beschäftigten in zweiter Generation geführt und ist auch mit Weinschorle, Säften, Mineralwasser und anderen Erfrischungsgetränken so erfolgreich, dass es an die Grenzen seiner Abfüllkapazität stößt. Um das Problem zu lösen, steht in der bayerischen Getränkeindustrie eine größere Übernahme an.
Die Weinkellerei Kunzmann plant, die Brauerei Hutthurm in Niederbayern zu übernehmen. Die Brauerei liegt in dem gleichnamigen Ort im Landkreis Passau und hat eine Tradition, die bis ins Jahr 1577 zurückreicht. Das Unternehmen stellt ein breites Sortiment an Bieren und ebenfalls Erfrischungsgetränke her. Die Brauerei hat 66 Beschäftigte, kam 2023 auf einen Gesamtausstoß von rund 65.000 Hektolitern und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 7,4 Millionen Euro.
Kunzmann will Abfüllkapazität erweitern und dynamisch wachsen
Kunzmann plant mit der Übernahme, seine Abfüllkapazitäten zu erweitern. Ziel der Übernahme sei es, das Wachstum mit den fast 100 Mitarbeitenden im Landkreis Aichach-Friedberg abzusichern und neue Perspektiven zu schaffen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die positive Geschäftsentwicklung habe zu einer Vollauslastung der Mehrwegabfüllung in Dasing geführt. Ab Januar 2025 soll mit Hutthurm deshalb ein zweiter Produktions- und Logistikstandort dazukommen. Künftig sollen auch in Niederbayern Getränke abgefüllt werden.
Mit der Expansion steigt der Glühwein- und Weinschorle-Hersteller zudem in den Biermarkt ein. Die Brauerei Hutthurm befindet sich seit 1914 im Eigentum der Raiffeisenbank im Landkreis Passau eG. Die Raiffeisenbank war angesichts des rückläufigen Bierkonsums auf der Suche nach einem Partner für die Brauerei, um die Auslastung zu optimieren und laut Mitteilung die Arbeitsplätze der Beschäftigten zu sichern. Der Durst auf Bier lässt in Deutschland seit Jahren nach. Die hierzulande ansässigen Brauereien haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2023 gegenüber dem Vorjahr 4,5 Prozent weniger Bier abgesetzt. Im ersten Halbjahr 2024 sei der Bierabsatz dann „nahezu stabil“ geblieben, berichtet der Deutsche Brauer-Bund. Die Zahl der Braustätten sank von 1521 im Jahr 2022 auf 1492 im Jahr 2023.
Einstieg in das Bier-Geschäft
Für die Brauerei Hutthurm dürfte sich durch die Übernahme ein zusätzlicher Vertriebsweg ergeben. Kunzmann beliefert zahlreiche Getränke- und Supermärkte. Zusammen wolle man „die Kernkompetenz der Brauerei stärken“ und „den Bierausstoß dynamisch steigern“, teilte Kunzmann-Geschäftsführer Guido Grebe mit. „Gemeinsam werden wir das Vertriebsgebiet für das Qualitäts-Bier vergrößern und eine neue Vertriebsstrategie erarbeiten“, sagte er.
Das Unternehmen Kunzmann ist in Familienbesitz und wird derzeit von Natalie und Jürgen Kunzmann zusammen mit Geschäftsführer Guido Grebe geführt. Gegründet hatte die Weinkellerei Vater Rudolf Kunzmann im Jahr 1953 in Augsburg als Weingroßhandel. Rudolf Kunzmann fiel seinerzeit auf, dass Glühwein zwar ein beliebtes Wintergetränk darstellte, es bis dahin aber keinen fertig zubereiteten Glühwein gab. Rudolf Kunzmann schloss diese Marktlücke und entwickelte – laut Firmenchronik – als Erster in Deutschland einen vorproduzierten Glühwein und füllte ihn 1956 erstmals ab. Der Umzug des Unternehmens nach Dasing erfolgte im Jahr 1978.
Erhalt nahezu aller Arbeitsplätze am Standort Hutthurm
Jürgen Kunzmann möchte mit der Übernahme die Weichen für Wachstum stellen: „Die Nachfrage nach unseren hochwertigen Getränken wächst dynamisch“, sagte er. „Daher handeln wir weitsichtig, wollen Lieferengpässen vorbeugen und neue Potenziale ausschöpfen.“ Mit Nico Kunzmann ist inzwischen die dritte Generation in das Unternehmen eingebunden. Natalie Kunzmann sieht die Expansion deshalb als „generationenübergreifende Entscheidung“ und „ein bedeutendes neues Kapitel in unserer Familien- und Unternehmensgeschichte“.
Die Übernahmen soll auch die Zukunft der Brauerei in Niederbayern sicherstellen. „Für uns ist zum einen der Erhalt nahezu aller Arbeitsplätze am Standort Hutthurm und zum anderen das Fortführen der langjährigen Brautradition das Allerwichtigste“, teilten die beiden Vorstandsvorsitzenden der Raiffeisenbank im Landkreis Passau - Christian Kern und Matthias Bloch - mit.
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