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Daniela Cavallo will als VW-Betriebsratsvorsitzende Werksschließungen verhindern.

Porträt

In der Ruhe liegt die Macht der obersten VW-Betriebsrätin

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    Die VW-Betriebsrats-Vorsitzende Daniela Cavallo sagt: „Mit mir wird es keine VW-Standortschließungen geben!“
    Die VW-Betriebsrats-Vorsitzende Daniela Cavallo sagt: „Mit mir wird es keine VW-Standortschließungen geben!“ Foto: Moritz Frankenberg, dpa

    Daniela Cavallo spricht nach der Betriebsversammlung in Wolfsburg mit Journalisten. Sie hört sich die Fragen konzentriert an, nickt das ein oder andere Mal, antwortet überlegt und betont sachlich, auch wenn immer wieder nach möglichen Werksschließungen und einem Arbeitsplatzabbau gefragt wird. All das sind Themen, die eine Betriebsratsvorsitzende wie die 49-Jährige sicher maximal aufwühlen, auch wütend machen. Doch die zierliche Frau lässt keinen Dampf ab, wie das ihr rustikaler Vorgänger Bernd Osterloh bei weitaus weniger dramatischen Anlässen verlässlich getan hat. Wenn der Druck groß wird (und er ist derzeit maximal groß) strahlt die Arbeitnehmer-Vertreterin besonders viel Ruhe aus. Cavallo ist keine Krawallo, die auf einer Welle der Empörung der Beschäftigten surft, den Vorstand übel beschimpft, Drohungen ausspricht und den um ihre Arbeitsplätze bangenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Blaue vom Himmel verspricht. Cavallo ist keine Populistin, keine Sahra Wagenknecht

    Die Nicht-Genossin der Bosse

    Nachdem die VW-Topmanager aus Sicht einer Gewerkschafterin sämtliche Tabus gebrochen haben, die bei VW möglich sind, setzt sie als Nicht-Genossin der Bosse ihnen die Kraft der Argumente entgegen. Cavallo fordert einen Masterplan für die Zukunft des Unternehmens, macht Druck für die Produktion kleinerer Elektroautos und moniert, dass im Volkswagen-Konzern durch Egoismen der Marken-Verantwortlichen Milliarden durch Doppel-Arbeiten verbrannt würden. All das lässt sich schwerlich bestreiten. Die Frau packt die Manager dort, wo sie verwundbar sind, indem sie ihnen Ratschläge erteilt, wie die Marke VW wieder mehr Geld verdienen kann. Damit müssten nach ihrer Logik keine Fabriken dichtgemacht werden. Von Zahlen und Wirtschaftlichkeit versteht sie etwas: Nach dem Abitur absolvierte die Gegenspielerin der Führungsriege eine Ausbildung zur Bürokauffrau und studierte berufsbegleitend Betriebswirtschaft. 

    Cavallo redet mit dem VW-Chef auf Augenhöhe

    Cavallo redet mit VW-Chef Oliver Blume auf Augenhöhe. Längst wissen die Konzern-Herren, was Osterloh meinte, als er seine Nachfolgerin als „führungsstark, emphatisch und so strategisch denkend, dass sich viele wundern werden“, anpries. Da sie zwar bestimmt auftritt, aber keine Lautsprecherin ist, wird der Vorstand genau hinhören, wenn Cavallo einen Satz besonders betont. So stellte die Betriebsrätin mit Ausrufezeichen klar: „Mit mir wird es keine VW-Standortschließungen geben!“ Die Beschäftigten messen sie daran, ob ihr das gelingt.

    Auf die gebürtige Wolfsburgerin wartet die größte Herausforderung ihres Lebens. Dabei wirkt sie bescheiden. Einst zeigte sich die Betriebsrätin mit deutschem und italienischem Pass erstaunt, wie es ihr gelungen ist, als Kind von Eltern, die aus einem kleinen Dorf in Kalabrien stammen, eine solche Karriere zu machen. Ihr Vater hat bei VW in Wolfsburg in der Fertigung gearbeitet, unter anderem in Halle 54 beim Golf. Er riet ihr, zu Volkswagen zu gehen und so einen sicheren Job zu ergreifen. Genau das jahrzehntelange VW-Versprechen garantierter Beschäftigung steht jetzt auf dem Spiel. Cavallo braucht viel Kraft, um im großen Kampf um Arbeitsplätze zu bestehen. Sie kommt noch seltener dazu, Bücher zu lesen, was ihr größtes Hobby ist. Umso wertvoller wird es für die Mutter sicher, im Kreise der Familie und der beiden Töchter Entspannung zu finden. Nach der Geburt ihrer Kinder hat Cavallo Elternzeit genommen, was als Betriebsrätin bei VW einst ungewöhnlich war.

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