Das neue Tor nach Asien ist gigantisch: Der Megahafen Chancay in Peru soll nach Plänen Chinas zum wichtigsten Containerhafen an Lateinamerikas Westküste werden. Der aus zwei riesigen Teilen bestehende und mit Tunneln miteinander verbundene Hafenkomplex kann dann die größten Frachtschiffe der Post-Panamax-Klasse abfertigen. Die komplette Anlage soll rund 3,2 Milliarden Dollar kosten, hieß es aus Peru. Die Megainvestition wird im Wesentlichen aus Peking getragen, China wird mit diesem Investment dafür einmal mehr sorgen, dass sich die Handelsströme verändern. So steht der Hafen auch symbolisch für eine globale Verschiebung der Machtverhältnisse in Politik und Wirtschaft. Gingen Rohstoffe bislang via Atlantik nach Europa oder in die USA, schafft sich China nun ein eigenes Einfallstor. Es gibt unabhängige Berichte, dass der Megahafen noch einmal deutlich größer wird, als einmal ursprünglich geplant und genehmigt.
Anfang des Jahres konnte der peruanische Außenminister Javier Gonzalez-Olaechea vermelden: "Die Teilnahme des chinesischen Präsidenten Xi Jinping an der Einweihung ist bestätigt." Das Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) wird in diesem Jahr terminlich eigens darauf abgestimmt. Es dürfte ein kleiner Triumphzug für Xi Jinping werden.
Klimaschutzerfolge kassiert der Superhafen gleich wieder
Nahezu niedlich nimmt sich dagegen der Streit um die Investitionen des deutschen Entwicklungsministeriums in Peru aus: Es spendiert dem Land für Millionen Euro Radwege, von denen vor allem die gut verdienende urbane Bevölkerung in der Hauptstadt Lima profitieren wird. Überspitzt formuliert: China investiert, Deutschland spendet. Und dessen Klimaschutzerfolge werden von den chinesischen Investitionen in den Superhafen gleich wieder einkassiert.
Ein solches Milliardenprojekt, wie es China in Peru innerhalb von wenigen Jahren gegen alle Widerstände von lokalen Umweltschützern durchzieht, wäre für Berlin natürlich allein nicht zu stemmen. Das wäre eher eine Aufgabe für Ursula von der Leyen und die Europäische Kommission. Doch die EU scheitert seit 20 Jahren daran, ein Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Staatenbündnis Mercosur abzuschließen. Nun wird es auch noch von den europäischen Umweltorganisationen attackiert: "Die gute Nachricht für den Planeten ist, dass dieser Giftvertrag noch nicht unterzeichnet ist", kommentiert Greenpeace-Handelsexpertin Lis Cunha das bisherige Scheitern des EU-Mercosur-Vertrags. Die Umweltorganisation warnt vor einer Ausweitung des Handels, obwohl die EU Waldschutzmaßnahmen in das Abkommen einbauen will. Was die südamerikanischen Partner als "grünen Protektionismus" ablehnen (Brasiliens Präsident Lula da Silva).
Auch in Brasilien erzielt die deutsche Politik nicht den gewünschten Effekt
Und so ziehen die Handelsströme weiter. In Südamerika ist übrigens China und nicht Europa Hauptabnehmer des Klimakillers Soja. Es wird überwiegend auf gerodeten Flächen ehemaligen südamerikanischen Regenwalds angebaut. Und künftig wohl über den Superhafen noch schneller und einfacher nach China gebracht. Solche Muster wiederholen sich ständig: Jüngst nahmen die deutschen Supermärkte brasilianisches Rindfleisch aus den Supermarktregalen, wegen der schlechten Klimabilanz. Das hat die brasilianische Fleischindustrie nur wenig beeindruckt, denn laut Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums wird die brasilianische Rindfleischproduktion im Jahr 2024 voraussichtlich 11,37 Millionen Tonnen Schlachtkörper-Äquivalent (TEC) erreichen. Ein neuer Rekord, auch ohne Fleisch in deutschen Supermärkten. Und Deutschland: Das kündigte bei Amtsantritt von Lula da Silva 200 Millionen Euro Soforthilfe für den Amazonas-Schutz an.