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China und Bayern: Warum Chinas Ministerpräsident Li Qiang nach München reiste

China und Bayern

Warum Chinas Ministerpräsident Li Qiang nach München reiste

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    Chinas Premierminister Li Qiang (links) wird in der Residenz München von Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, zu einem Gespräch empfangen.
    Chinas Premierminister Li Qiang (links) wird in der Residenz München von Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, zu einem Gespräch empfangen. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Die BMW-Welt in München sieht Gäste gerne und oft. Mittwochfrüh indes schaute jemand vorbei, der eher selten in der Gegend ist. Um neun Uhr fuhr eine ansehnliche Anzahl mit Staatskarossen vor, die Türen öffneten sich, der chinesische Ministerpräsident Li Qiang stieg heraus und wurde von BMW-Boss Oliver Zipse begrüßt. Li Qiang und die ihn begleitende Delegation tauschten sich rund eine Stunde mit dem BMW-Vorstand aus und bekamen eine Technologie-Show geboten.

    Die Bayerischen Motoren Werke hatten 1994 ihr erstes Büro in China eröffnet, im vergangenen Jahr verkaufte der Autokonzern fast 800.000 Autos in Fernost. An der Siemens-Zentrale machte die Kolonne ebenfalls einen Stopp. Auch hier ging es um Hightech und Innovationen, um KI, digitale Zwillinge und das industrielle Metaversum. Siemens hatte erst vergangene Woche weltweite Investitionen angekündigt und verfolgt damit weiter seine Diversifizierungsstrategie. Ein Teil der vorgesehenen Milliarden Euro fließt auch nach China, wo 2022 13 Prozent des Umsatzes gemacht wurden und Siemens 30.000 Mitarbeitende hat. 

    In Berlin war in den vergangenen Tagen während der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen das Verhältnis zur Großmacht nachjustiert worden. China ist Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale – wie es stets heißt. Dazu muss sich auch Bayern verhalten, weshalb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag die aus Berlin weitergereisten Gäste in der Münchener Residenz empfing und die Bedeutung des Landes für die hiesigen Firmen herausstellte. Ein kompletter Rückzug aus China wäre für Branchen wie Autoindustrie, Elektronik oder Chemie "überhaupt nicht darstellbar". 

    China bleibt wichtigster Handelspartner, bayerische Unternehmen exportieren aber weniger

    Ein paar Zahlen dazu: 2022 gab es laut Bayerischem Industrie- und Handelskammertag einen deutlichen Sprung bei den chinesischen Einfuhren nach Bayern. Sie stiegen um 46 Prozent auf einen Warenwert von 36,7 Milliarden Euro. Dies liegt sehr deutlich über dem Niveau der Vor-Corona-Zeit (2019: 17,2 Milliarden Euro) und ist den weiteren BIHK-Angaben zufolge "ein absoluter Rekordwert". Zugleich legten die bayerischen Exporte – vor allem Autos, Autoteile und Maschinen – nach China "nur" um 4,7 Prozent zu (Warenwert: 18,4 Milliarden Euro). Damit ist das Vor-Corona-Niveau knapp übertroffen. In den ersten vier Monaten des Jahres importierten chinesische Firmen noch mehr (plus 14,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum), umgekehrt exportierten die bayerischen Unternehmen 1,2 Prozent weniger in die Volksrepublik. Trotzdem aber bleibt China wichtigster Handelspartner – noch vor den USA. Zugleich bleibt die starke Abhängigkeit gegenüber China bei Rohstoffen wie Graphit, Seltenen Erden, bei Lithium, Magnesium oder Silizium. 

    Wie ambivalent das (wirtschaftliche) Verhältnis zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt – siehe Chinas politische Positionen, sein Verhältnis zu Russland und die Lage der Menschenrechte – aber inzwischen ist, zeigt sich an einer Umfrage der Europäischen Handelskammer in China. Der zufolge finden europäische Unternehmen das Geschäftemachen in Chinas XXL-Markt so schwierig wie noch nie. Als Investitionsstandort verliert das Riesenreich an Attraktivität. Trotz des Endes der Null-Covid-Politik schwinde die Zuversicht in die wirtschaftlichen Aussichten in China. Auch leide die Profitabilität. Angesichts wachsender Risiken und eines unberechenbaren Umfeldes sagte eine Rekordzahl von 64 Prozent der befragten Firmen, dass es in China mühseliger geworden sei, Geschäfte zu betreiben.

    Als Konsequenz prüften die Unternehmen, "wie viele Eier sie in ihrem China-Korb behalten wollen", teilte die EU-Kammer in Peking mit. Elf Prozent hätten Investitionen schon aus China abgezogen. Zehn Prozent hätten bereits ihr Asien-Hauptquartier aus China verlegt oder planten eine Verlegung. 62 Prozent beklagten, wegen mangelnden Marktzugangs oder regulatorischer Hürden Geschäftsmöglichkeiten verpasst zu haben. Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gestiegen. 

    Politik und geopolitische Spannungen beeinträchtigen zunehmend das Geschäft mit China

    Die Politik und geopolitische Spannungen beeinträchtigen zunehmend das Geschäft: 59 Prozent schilderten, dass das Umfeld politisiert sei – ein Zuwachs um neun Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. "Die Folgen der russischen Invasion in der Ukraine haben auch den Blick auf den chinesischen Markt verändert, indem sie Unternehmen gezwungen haben, ernsthaft darüber nachzudenken, ob oder wie sie im Falle einer Eskalation der Spannungen in der Taiwanstraße betroffen sein könnten", teilte die Kammer mit. 

    Drei von vier Unternehmen haben ihre Lieferketten in den vergangenen zwei Jahren überprüft. 64 Prozent gaben an, sie widerstandsfähiger machen zu wollen. Fast ein Drittel nannte geopolitische Faktoren als Grund. Ein Viertel verwies aber auch auf politische Entwicklungen in China, das sich stärker auf eigene Füße stellen will. Zwölf Prozent der EU-Firmen haben Teile ihrer Lieferketten bereits aus China abgezogen, wie die Umfrage weiter ergab. Auch die Einnahmen laufen nicht mehr wie früher. 30 Prozent berichteten Umsatzeinbußen – dreimal mehr als im Vorjahr. (mit dpa)

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