Deutschlands Wirtschaft befindet sich in Turbulenzen. Teilweise gestiegene Kosten und eine schwächelnde Konjunktur stellen viele Unternehmen vor eine große Herausforderung. In diesen Zeiten treibt der Chemiekonzern Evonik den größten Umbau in seiner Geschichte voran. Ziel: das Unternehmen schlanker und effizienter aufzustellen.
Um die Neuausrichtung zu finanzieren, hat die Geschäftsführung um CEO Christian Kullmann Sparprogramme gestartet. Rund 2000 Stellen fallen bei dem Essener Konzern weg, zudem sollen Geschäfte mit 3600 Beschäftigten an den Evonik-Standorten Marl und Wesseling ausgegliedert oder komplett verkauft werden.
Bei Evonik sollen bis zu 7000 Jobs wegfallen
Insgesamt könnte der Stellenabbau bei Evonik bis zu 7000 der derzeit 32.000 Arbeitsplätze umfassen. Früher im Jahr war von weltweit etwa 2000 Entlassungen die Rede. Künftig soll Evonik den Angaben zufolge auf zwei Geschäftssäulen ruhen: Custom Solutions und Advanced Technologies, die zusammen einen Jahresumsatz von rund zwölf Milliarden Euro erzielen.
Auch an der Spitze gibt es Veränderungen: Die neuen Geschäftsbereiche übernehmen künftig die Amerikanerin Lauren Kjeldsen und die Französin Claudine Mollenkopf, die laut einer Pressemitteilung in den Vorstand berufen wurden. Dafür scheiden die bisherigen Vorstände Harald Schwager und Johann-Caspar Gammelin aus. „Unser Vorstand wird internationaler und weiblicher“, führt Kullmann aus.
Chemiekonzern Evonik verkündet Verschlankung der Konzernführung
Zusätzlich werde ab April 2025 eine komplette Führungsebene im operativen Geschäft gestrichen, um die Entscheidungswege zu verkürzen. Evonik vollzieht die Maßnahmen für eine „schlankere und wettbewerbsfähigere“ Organisation.
Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) leidet die energieintensive Chemie unter gestiegenen Energiepreisen und der Konjunkturflaute. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) erwartet für das laufende Jahr ein Produktionswachstum von zwei Prozent, während der Umsatz um zwei Prozent sinken soll.
Worauf noch verwiesen wird: Die Chemiebranche erlebte vor der jüngsten Krise viele gute Jahre mit viel Gewinn, der Rückgang komme daher von einer hohen Basis.
Massiver Stellenabbau bei Evonik – trotz erfolgreichem Jahr 2024
Daher hat der geplante Stellenabbau bei Evonik weniger mit Krise zu tun als mit Gewinnmaximierung: Im dritten Quartal 2024 verdiente Evonik deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum, der Umsatz erhöhte sich um zwei Prozent auf 3,83 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten verbuchte der Chemiekonzern bereits ein bereinigtes Ergebnis von 1,68 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern und damit mehr als im gesamten Geschäftsjahr 2023.
„Wir liefern das dritte erfreuliche Quartalsergebnis in Folge“, erklärte Vorstandschef Christian Kullmann im November. „Das ist umso bemerkenswerter, als dass uns der Gegenwind der Konjunkturkrise kalt ins Gesicht bläst.
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