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VDMA: Chef von Schunert & Salzer ist neuer deutscher Maschinenbau-Präsident.

Ingolstadt

Neuer Maschinenbau-Präsident: „Ich habe Spaß an Demokratie“

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    Bertram Kawlath, geschäftsführender Gesellschafter von Schunert & Salzer ist neuer deutscher Maschinenbau-Präsident.
    Bertram Kawlath, geschäftsführender Gesellschafter von Schunert & Salzer ist neuer deutscher Maschinenbau-Präsident. Foto: VDMA/Salome Roessler

    Mit Bertram Kawlath steht man nicht lange schweigend zusammen. Der neue deutsche Maschinenbau-Präsident lächelt sein Gegenüber an, plaudert ein wenig über die Vorzüge einer Suppe gegenüber labbrigen Semmeln als Mittags-Imbiss und rasch vertieft sich das Gespräch in die Welt der Wirtschaft und Politik. Der Chef des Ingolstädter Unternehmens Schubert & Salzer, dessen Historie bis 1883 zurückreicht, hat Geschichte studiert und träumte davon, als Diplomat zu arbeiten und in die Welt hinauszugehen. Das mit der Welt klappte, aber in anderer Mission: Der 53-Jährige ließ sich vom Familien-Unternehmen in die Pflicht nehmen und konnte im Auftrag der Firma reichlich reisen und andere Kulturen kennenlernen.

    Der Nachfolger des ebenfalls aus Bayern stammenden Karl Haeusgen als Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, kurz VDMA, sucht den Dialog und sagt: „Ich führe gerne politische Gespräche. Ich habe Spaß an Demokratie.“ Dabei wird Kawlath, der bislang VDMA-Vorsitzender in Bayern war, in Zeiten der wirtschaftlichen Schwäche Deutschlands sicher Klartext gegenüber Regierungs-Vertretern reden. So appelliert er schon einmal an die Ampel-Koalitionäre rund ein Jahr vor der Bundestagswahl: „Wir müssen dringend etwas an den Standortfaktoren ändern. Die Dinge müssen sofort gemacht werden.“ Sein Wunsch an die Regierungs-Mannschaft lautet: „Reißt Euch zusammen!“

    Schubert & Salzer hat 10.000 Kunden in 93 Ländern

    Kawlath hat sich in seinem Leben zusammengerissen, ist er doch über viele Jahre von seinem Wohnort Nürnberg aus, wo er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebt, nach den gemeinsamen Wochenenden regelmäßig zu den Gießereien der Firmen-Gruppe nach Ostdeutschland aufgebrochen. So war er von 2004 bis 2010 Geschäftsführer der Eisenwerk Erla GmbH und von 2010 bis 2023 geschäftsführender Gesellschafter der Schubert & Salzer Feinguss Lobenstein GmbH. Von den Gießereien hat sich das Unternehmen getrennt und konzentriert sich auf den in Ingolstadt sitzenden Hersteller von Ventilen aller Art und eine Software-Firma.

    Mit den rund 200 Beschäftigten ist das Unternehmen typisch für den Maschinen- und Anlagenbau aufgestellt, schließlich zählen die Betriebe der Branche im Schnitt etwa 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dass die Ventile von Schubert & Salzer zu rund 80 Prozent in den Export gehen und die USA vor China als wichtigster Auslandsmarkt rangiert, passt wiederum zum heimischen Maschinen- und Anlagenbau. Dabei liefert die Ingolstädter Firma ihre rund 10.000 verschiedenen Produkte in 93 Länder. Oft bestellen Kunden nur kleine Mengen, manchmal ein Ventil, wie sich auf einem Bildschirm in einer Halle des Werkes zeigt, auf dem die anstehenden Aufträge aufscheinen. 

    Ventile aus Ingolstadt gehen in die Welt

    Dass die Firma mit einem Jahresumsatz von etwa 60 Millionen Euro erfolgreich ist und über Kunden wie BMW, Bosch, Pirelli, die Spaten-Brauer, Bayer oder BASF verfügt, ist auch vergleichbar kurzen Lieferzeiten geschuldet. Und die Ventile benötigen nach Darstellung des Unternehmens nur zehn Prozent der Antriebskraft wie herkömmliche, wobei sie auch deutlich leichter als konventionelle Modelle sind. So wird, wie die Firma anführt, jeder vierte Reifen der Welt mit Ventilen von Schubert & Salzer vulkanisiert. Auch wenn Bier haltbar gemacht wird, ist die Technik aus Ingolstadt mit von der Partie. Gleiches gilt, falls man Dampf und heißes Wasser auf Kreuzfahrtschiffen erzeugt oder in Las Vegas Wasser zu Fontänen aufsteigt. „Die Welt“, sagt Kawlath, „ist voller Ventile“. Da fügt es sich gut, „dass die Firma überall etwas drin und damit breit aufgestellt ist“.  Das stabilisiert das Geschäft. 

    Neuer VDMA-Präsident hat Ost-Kompetenz

    Dabei hadert Kawlath nicht mit der Höhe des Umsatzes: „Von Größe können wir uns nichts kaufen. Wir wollen ruhig schlafen.“ Wobei das mit dem ruhigen Schlaf für politische Menschen wie ihn nicht immer so einfach ist, zumal in Anbetracht des Siegeszugs der AfD in ostdeutschen Bundesländern. Dort kennt sich Kawlath aus. Der Unternehmer mahnt: „Extreme Parteien sind gefährlich für das Wirtschaftswachstum. Die Wahlergebnisse der AfD tun mir weh.“  Doch kann sich der Unternehmer aus dem Westen mit Ost-Kompetenz erklären, wie es so weit kommen konnte? Eine Beobachtung hat Kawlath in den vielen Jahren in Sachsen und Thüringen gemacht: „Die Menschen reagieren dort empfindlicher als manche aus dem Westen, wenn Versprechungen und Wirklichkeit zu weit auseinander liegen.“ 

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