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Bundesländer: Wird Deutschland in zwei Strompreiszonen aufgeteilt?

Bundesländer

Wird Deutschland in zwei Strompreiszonen aufgeteilt?

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    Tunnelvortriebsrohre stehen auf einer Baustelle für die geplante Stromautobahn Suedlink.
    Tunnelvortriebsrohre stehen auf einer Baustelle für die geplante Stromautobahn Suedlink. Foto: Marijan Murat, dpa

    Ist Strom im Süden Deutschlands bald teurer als im Norden? Die Debatte, dass Deutschland in zwei oder mehrere Strompreiszonen aufgeteilt werden könnte, bekommt neue Relevanz. Die Ursache liegt auch diesmal auf Ebene der Europäischen Union. Die europäische "Netzagentur" ACER hat die Übertragungsnetzbetreiber in den einzelnen Mitgliedstaaten beauftragt, den Zuschnitt der derzeitigen

    Fachleute gehen davon aus, dass nach einer Aufteilung der Börsenstrompreis im Norden sinken wird. Da Betreiber von Windparks und anderen Anlagen für erneuerbare Energien teilweise garantierte Vergütungen erhalten, müsste die dann größere Differenz zum Marktpreis ausgeglichen werden. "Außerdem ist Deutschland in Nord und Süd wirtschaftlich viel zu eng verflochten, sodass eine Aufteilung in unterschiedliche Strompreiszonen nicht nur für den Süden, sondern auch für den Norden großen Schaden brächte", ist die Professorin überzeugt. Noch höhere Strompreise in Süddeutschland würden die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in ganz Deutschland zusätzlich belasten. 

    Bisher bildet Deutschland mit Luxemburg eine einheitliche Zone

    Grund zur Sorge ist, dass ACER den Zuschnitt der Strompreiszonen in Europa durch die Übertragungsnetzbetreiber auf dessen Übereinstimmung mit den jeweiligen netztechnischen Gegebenheiten überprüfen läßt, erklärt Albrecht Schleich, Experte für Energiepolitik im Wirtschaftsbeirat Bayern. In den einzelnen Preiszonen bilden sich die jeweiligen Börsenpreise, zu denen Strom im Energiegroßhandel ge- und verkauft werden kann. Bisher bildet Deutschland mit Luxemburg eine einheitliche Zone, während es in anderen Ländern wie Italien bereits mehrere Zonen gibt. Aktuell seien die Übertragungsnetzbetreiber in Europa im Rahmen dieser regelmäßigen Revision gefordert zu prüfen, ob "alternative Strompreiszonen-Konfigurationen" den netztechnischen Verhältnissen besser entsprechen würden als die gegenwärtigen, berichtet Schleich. 

    Dass in Deutschland das Risiko besteht, dass als Ergebnis der Prüfung die Aufteilung in zwei oder mehrere Strompreiszonen droht, liegt am zögerlichen Netzausbau zwischen Nord- und Süddeutschland. Die großen Stromtrassen fehlen noch immer, die Windstrom von der Küste in den Süden bringen sollen. An windigen Tagen kann der Strom zeitweise kaum abtransportiert werden. Nach den EU-Regeln können Börsenpreise aber den Markt nur dann korrekt abbilden, wenn das Marktgebiet netztechnisch voll durchlässig ist und genau dies ist zur Zeit aufgrund des Netzengpasses zwischen Nord und Süd in Deutschland nicht der Fall.

    Das Problem sei aber vorübergehend, betont Schleich. Deutschland habe zwar das Problem, dass die großen Übertragungsleitungen heute noch nicht fertiggestellt sind. Der Entschluss, die Leitungen unter die Erde zu legen - auch auf Druck Bayerns – hat Zeit gekostet. "Den derzeitigen Planungen zufolge werden aber die Leitungen SuedOstLink und SuedLink 2027 beziehungsweise 2028 ihren Betrieb aufnehmen können", betont Schleich. Bis eine aufwändige und zeitintensive Aufteilung des Landes in mehrere Preiszonen vollzogen wäre, hätte sich der Grund hierfür, nämlich der Netzengpass, schon wieder erledigt.

    Niebler: Bundesregierung muss dringend aktiv werden

    Die Bundesregierung müsse deshalb dringend aktiv werden, bevor die falschen Weichen gestellt werden, fordert Niebler. "Die

    Im Jahr 2022 hatten sich bereits die Ministerpräsidenten der norddeutschen Bundesländer für eine Aufteilung in zwei Strompreiszonen eingesetzt. Dort stößt es sauer auf, dass die Nord-Länder zwar jede Menge erneuerbaren Strom erzeugen, durch den damit verbundenen Netzausbau vor Ort aber höhere Netzentgelte und damit höhere End-Strompreise haben als der Süden. Im Mai dieses Jahres wiesen die Südländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, das Saarland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen den Vorstoß scharf zurück.

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