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Briefzustellung: Wie die Post ihre Probleme bei der Zustellung begründet

Briefzustellung

Wie die Post ihre Probleme bei der Zustellung begründet

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    Die Deutsche Post verspricht eine zeitnahe Lösung für ihre Zustellprobleme.
    Die Deutsche Post verspricht eine zeitnahe Lösung für ihre Zustellprobleme. Foto: Monika Skolimowska, dpa

    Es hat sich einiges an Ärger über die Post angestaut. Allein von Juli bis September sind 11.500 Beschwerden über Post- und Paketdienstleister bei der Bundesnetzagentur eingegangen, in den meisten Fällen ging es um die Briefzustellung der Deutschen Post. In der Region gab es laut Auskunft der Post Probleme in den Speckgürteln von Augsburg und Kaufbeuren, aktuell gebe es Verzögerungen in Kempten und im Unterallgäu. Die Lage ist so ernst, dass Klaus Müller, der Chef der Netzagentur, schon schärfere Sanktionsmöglichkeiten seiner Behörde gegenüber der Post forderte, um den Missstand abzustellen.

    Ärger und Unverständnis vieler Kundinnen und Kunden sind umso größer, als doch die Deutsche Post als Gesamtunternehmen nach wie vor prächtig verdient. Das vergangene Geschäftsjahr schloss der Logistikkonzern mit einem Rekordgewinn von acht Milliarden Euro ab, nicht zuletzt, weil die Frachtraten dicke Margen einbrachten. Das Geschäft mit Briefen spielt für den Konzern dagegen längst keine so große Rolle mehr.

    Die Post garantiert als Universaldienstleister die Grundversorgung

    Dennoch ist die Deutsche Post Universaldienstleister, das heißt, sie hat sich verpflichtet, die gesetzlich geforderte Grundversorgung für die Brief- und Paketbeförderung zu garantieren. Dazu zählt eben auch die Auflage, dass im Jahresdurchschnitt mindestens 80 Prozent der Briefsendungen in Deutschland am folgenden Werktag ausgeliefert werden müssen, 95 Prozent nach zwei Werktagen. Es gibt aber keinen gesetzlichen Anspruch, dass ein einzelner Brief innerhalb dieser Fristen befördert wird.

    Diese Mindestanforderung erfüllt die Post nach wie vor, betonte das zuständige Post-Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Bonn. Dennoch gebe es Probleme, die man nicht wegdiskutieren wolle. Im Schnitt falle derzeit in 100 von 50.000 Zustellbezirken pro Tag die Zustellung aus. Schuld daran sei ganzes Bündel von Problemen. „An einigen Standorten hatten wir bis zu 30 Prozent weniger Personal als sonst zur Verfügung“, erklärte Hagleitner. Bundesweit fehlten dem Unternehmen zwei Prozent Personal in der Zustellung. Wo besonders viel Personal fehlt, arbeitet die Post nun nach dem Corona-Notfallkonzept. Die Haushalte erhalten dann nur jeden zweiten Werktag Briefe. Dies sorge zwar für längere Brieflaufzeiten, Zustellausfälle über längere Zeiträume könnten aber vermieden werden.

    Personalmangel bremst die Briefzustellung aus

    Der Mangel sei zum Teil Corona geschuldet: "Im Juli 2022 hatten wir 6800 Corona-Fälle im Vergleich zu 100 ein Jahr zuvor", sagte die Managerin. Dies sei nicht vorhersehbar gewesen und sicher auch den gesellschaftlichen Lockerungen im Umgang mit der Pandemie geschuldet. Zudem merke man verstärkt, dass Beschäftigte, die man während der Corona-Pandemie aus anderen Wirtschaftsbereichen gewonnen hatte, nun wieder in ihre ursprünglichen Berufsfelder zurückkehrten. Neues Personal zu finden, sei aber schwierig, obwohl man die besten Arbeitsbedingungen in der Branche biete und nach Tarif bezahle. Seit Anfang Juli, so die Auskunft der Post-Pressestelle in Bayern, habe man in Schwaben über 300 Einstellungen für die Zustellung vorgenommen.

    Allerdings habe man auch selbst Fehler gemacht, räumte Hagleitner ein: "Wir haben unsere Notfallkonzepte zu spät aktiviert." Die einzelnen Teams hätten vor Ort zu lange versucht, die Mengen mit dem verbliebenen Personal zu bewältigen, und seien dabei gehörig aus der Spur geraten. Deutsche-Post-Betriebschef Thomas Schneider ergänzte, dass man auch bei der Personalplanung mit einem geringeren Sendungsvolumen gerechnet habe. Die Schwankungen auszugleichen, fällt nun bei einem angespannten Arbeitsmarkt schwer. Man sei aber auf gutem Weg und gehe nun Reklamationen noch entschiedener nach, um schnell Hinweise auf drohende Engpässe zu bekommen.

    Das Briefgeschäft ist für die Post nicht mehr lukrativ

    Das Briefgeschäft ist für die Post auch aus strukturellen Gründen schwierig. Die Menge der beförderten Briefe geht seit Jahren zurück. Dazu unterliegt das Volumen starken Schwankungen. Wenn man Zustellerinnen und Zusteller auch in Zukunft als Vollzeitkräfte beschäftigen möchte, bedeute das rechnerisch immer längere Strecken für die Beschäftigten, so Betriebschef Schneider. Irgendwann sei das aber nicht mehr darstellbar.

    Das Unternehmen reagiert darauf mit unterschiedlichen Strategien. Zum einen wird das Post- und Paketgeschäft schon seit einiger Zeit enger verzahnt. Briefzusteller liefern auch kleine Pakete aus. Vor allem aber drängt die Post auf eine Reform des Postgesetzes. Die Frage, wie lange ein Brief unterwegs sein darf, bietet dem Unternehmen dort einen großen Hebel. "Aktuell müssen wir einen Teil der Briefe auch mit dem Flugzeug transportieren, um die Laufzeitverpflichtung bei Briefen einzuhalten", sagte Schneider. In Zukunft werde man sich als Gesellschaft verständigen müssen, was wichtiger sei: der Preis oder die Geschwindigkeit bei der Zustellung?

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