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BMW will Zahl der Beschäftigten in Deutschland stabil halten

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Trotz Gewinneinbruchs will BMW an Beschäftigten festhalten

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    BMW bleibt trotz Gewinneinbruchs otimistisch.
    BMW bleibt trotz Gewinneinbruchs otimistisch. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    China, immer wieder China. Selbst BMW kann sich der sinkenden Nachfrage nach deutschen Autos auf dem riesigen Markt nicht entziehen. Konzern-Chef Oliver Zipse probiert es mit positivem Denken, was die Bedeutung der Schlüssel-Region für das Unternehmen betrifft, schließlich hat BMW 2024 dort mehr als ein Viertel der Fahrzeuge verkauft. Und erstmals sei es dem Autobauer gelungen, in China in einem Jahr über 100.000 reine Elektrowagen abzusetzen. China ist damit für den Konzern der absatzstärkste Einzelmarkt für E-Autos. Der 61-jährige Firmen-Lenker spricht von einem gestiegenen Wettbewerbsdruck in dem Land, umfährt aber eine wichtige Zahl, die nicht zu seiner Mission Zuversicht passt.

    BMW verkauft weniger Autos in China

    Die Zahl heißt 13. Denn um gut so viel Prozent ist der Absatz von BMW- und Mini-Fahrzeugen im Jahr 2024 in China auf jetzt noch rund 715.200 Autos zurückgegangen. Damit hat es das erfolgsverwöhnte Unternehmen etwas heftiger als Mercedes-Benz mit einem siebenprozentigen und Audi mit einem fast elfprozentigen China-Dämpfer erwischt. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagt nicht nur deshalb unserer Redaktion: „Selbst für BMW wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel.“

    Die Zeit paradiesisch zweistelliger Ertragszahlen nach Steuern scheint erst einmal vorbei zu sein: Fuhr das Unternehmen 2022 einen Mega-Gewinn von etwa 18,58 und für 2023 von rund 12,17 Milliarden Euro ein, schmierte das Ergebnis nach Steuern auf sehr hohem Niveau im vergangenen Jahr auf fast 7,68 Milliarden Euro ab. Und diese zweite unangenehme Prozentzahl für BMW lautet 37 Prozent, denn so groß ist in etwa das Minus bei der natürlich großen Fall-Höhe.

    BMW verzichtet auf Arbeitsplatz-Sense

    Während bei anderen deutschen Autobauern Arbeitsplätze abgebaut werden und selbst Porsche Stellen streicht, setzen die Münchner auf Job-Kontinuität. Nachdem die Zahl der Mitarbeitenden sogar leicht auf weltweit rund 159.000, darunter etwa 87.000 in Deutschland, gestiegen ist, will BMW die Zahl der Beschäftigten auf diesem Niveau halten. Das ist für die deutsche Industrie eine positive Nachricht. Immerhin BMW setzt im Gegensatz zu VW, Mercedes, Audi und Porsche nicht die Arbeitsplatz-Sense an.

    Auf Nachfrage gibt BMW Einblicke, auf welche Leistungen das Personal bei der nach wie vor geltenden Beschäftigungssicherung verzichten muss. Demnach haben sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertreter schon im Oktober 2024 auf ein „Maßnahmenpaket Zukunftsfähigkeit“ geeinigt, wobei der Weg in die Zukunft Angestellten Geld kostet. So wird das Jubiläumsgeld ab dem Jahr 2027 wegfallen. Und es stehen Einschnitte beim Weihnachtsgeld für 2025/2026 auf 85 Prozent bevor, ehe das Unternehmen 2027 wieder zu einer 100-prozentigen Zahlung zurückkehrt.

    BMW steht noch vergleichsweise gut da

    Beschäftigte von VW, Audi und Mercedes wären indes froh, wenn es bei ihnen bei solchen sicher spürbaren, aber doch verkraftbaren finanziellen Einschnitten wie bei BMW bliebe. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „BMW steht von den deutschen Premium-Anbietern am besten da.“ Das sieht Professor Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen, ähnlich: „BMW verfügt über eine gute Produkt-Palette.“ Dabei glaubt der Experte, dass weder der Münchner Konzern noch die deutschen Konkurrenten Mercedes und Audi in China an das hohe Niveau der Vergangenheit anschließen können. Dafür gibt es zu viele einheimische Konkurrenten in dem Markt im Bereich der E-Mobilität.

    Im Umkehrschluss heißt das: Die deutschen Premium-Hersteller müssen auf anderen Märkten stärker wachsen, um die China-Delle auszubügeln. Das ist etwa BMW im vergangenen Jahr in den USA gelungen. Dort erzielte das Unternehmen im zweiten Jahr in Folge einen Absatzrekord. So konnten die Münchner 2024 in Amerika erstmals mehr als 50.000 Elektroautos verkaufen. Doch all das ereignete sich vor der Rückkehr von Mister Verbrenner und Mister-Autozoll, eben Donald Trump, ins Weiße Haus.

    Bei BMW rumpelt es nicht so laut wie bei Audi und Mercedes

    Obwohl BMW in Spartanburg mit 11.000 Beschäftigten ein großes Werk betreibt und zuletzt wiederum nach Wert der größte Automobil-Exporteur in den Vereinigten Staaten war, werden auch die Münchner unter der Politik-Wende in Washington leiden. Nicht nur Reindl sieht die Entwicklung in den USA mit großer Sorge für deutsche Fahrzeughersteller. BMW-Chef Zipse hingegen bleibt optimistisch, auch weil er „einen klaren Plan“ hat. Und der sieht vor, dass der Konzern ab Ende dieses Jahres Schritt für Schritt Autos der „Neuen Klasse“ genannten Modellreihe auf den Markt bringt. Viele Details sind noch nicht bekannt. Doch BMW will das hauseigene Prinzip „Freude am Fahren“ endgültig ins digitale und elektrische Zeitalter überführen. Das Unternehmen plant eine Art Revolution, werden die neuen Fahrzeuge doch von der Software her entwickelt und kämen zum Beispiel mit 600 Metern weniger Kabel aus. Doch die Autos müssen auch in China ankommen. Die Wahrheit werden erst die Jahre 2026 und 2027 ans Licht bringen. Bis dahin rumpelt es bei deutschen Autobauern, selbst bei BMW, wenn auch nicht so laut wie bei Mercedes und Audi. 

    Dudenhöffer macht sich vor allem Sorgen um Audi. Im Hinblick auf das Unternehmen spricht er von einem „Drama“ und einem „Chaos-Laden“. Damit spielt der Automobil-Experte auf die häufigen Wechsel in Vorstandsressorts seit dem Diesel-Skandal an. Das hat sich seines Erachtens besonders negativ auf den Entwicklungsbereich ausgewirkt. Für Deutschlands bekanntesten Auto-Spezialisten ist „Audi das größte Problem im Volkswagen-Konzern“. Das sieht Reindl ähnlich und spricht von „einer veralteten Produkt-Palette bei Audi“. In den vergangenen Jahren sei wenig Zukunft bei dem Autobauer zu erkennen gewesen. BMW hänge hier das Unternehmen aus Ingolstadt mit Zipse an der Spitze ab. Den Manager findet der Branchenkenner „richtig gut“.

    Der BMW-Chef hat mit einem strategischen Ansatz Recht behalten, schließlich setzte er auf Technologie-Offenheit beim Antrieb. Demnach richtet sich das Unternehmen nach den Wünschen der Kunden, ob sie einen Verbrenner, ein Hybrid-Fahrzeug oder ein Elektroauto kaufen wollen. Nach dem Prinzip hat Zipse die Produktion und das Angebot ausgerichtet. Er sieht sich in seinem Weg bestätigt, auch weil Konkurrenten ihm jetzt nacheifern und auf politischer Ebene die BMW-Ideen aufgegriffen werden.

    Wie lange bleibt der BMW-Chef?

    Zipse hat mit 61 Jahren die sonst übliche Altersgrenze für BMW-Vorstände von 60 Jahren überschritten. Reindl und andere Beobachter wünschen sich, dass der erfolgreiche Mann dem Autohersteller möglichst lange auf Spitzenebene erhalten bleibt. Dabei halten es Insider für sinnvoll, wenn Zipse die Einführung der „Neuen Klasse“ über mehrere Jahre als Konzern-Chef begleitet. Bei einer Revolution muss der Revolutionär auf der Kommandobrücke bleiben.

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