Katharina-Luise Förg sagt es so: "Der Teuerungsdruck hat sich bemerkbar gemacht und hat sich dann allerdings – ab Oktober etwa – reguliert." Sie betreibt den Hofladen der Alten Schäferei in Augsburg-Bergheim. Der Bioland-Hof Förg am südwestlichen Stadtrand hat ein kleines, aber feines Angebot. Dazu gehören Eier, die am meisten verkauft werden, dazu gehören das "Rote-Pony-"Bier, aber auch Fleisch, das die Förgs zum Beispiel für das Augsburger Sterne-Restaurant "Alte Liebe" produzieren.
Kunden, meint Förg, die eine besondere Bio-Qualität wollen, seien bereit, entsprechende Preise zu bezahlen. Heißt für ihren Hofladen in Zeiten hoher Inflationsraten: "Die Stammkundschaft ist geblieben, aber wir haben nicht sehr viele Neukunden gewinnen können."
Das Geschäft mit Biolebensmitteln in Deutschland hat nach Branchenangaben in diesem Jahr einen ungewohnten Dämpfer erhalten. "Der deutsche Öko-Markt schrumpfte 2022 zum ersten Mal in seiner Geschichte", heißt es in einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands zum Jahreswechsel. Bis Ende Oktober sei der Öko-Umsatz um 4,1 Prozent gesunken. Dennoch werde er 2022 mit voraussichtlich 15 Milliarden Euro immer noch 2,7 Milliarden Euro über dem Niveau von 2019 liegen. Damit habe der Bio-Markt das hohe Umsatzwachstum aus der Anfangszeit der Corona-Pandemie in der jetzigen Krise halten können.
Geht der Trend in der Krise zum Billig-Einkauf?
Auch bei Bioprodukten seien aber die Discounter Gewinner eines "Trends zum Billig-Einkauf" geworden, heißt es in dem Bericht. In anderen Supermärkten sei der Öko-Umsatz nach Marktforschungsdaten in etwa gleich geblieben, dagegen beim Naturkostfachhandel und im Direktverkauf aber dramatisch gesunken. Dazu erläuterten die Experten: "Viele Öko-Produkte sind im Discounter nur geringfügig preiswerter oder gleich teuer, aber das Preisimage lenkt den Konsum offenbar mehr als echte Preiskenntnis." Die Biosupermarkt-Kette Basic hatte vergangene Woche Insolvenz angemeldet.
Wie geht es weiter? Insgesamt seien die kurzfristigen Aussichten für den Ökolandbau auch für 2023 verhalten zu beurteilen. Bei einem Wiederanspringen der Konjunktur oder wieder besseren Verbrauchereinkommen dürfe aber mit einem Nachfragewachstum gerechnet werden, heißt es im Bericht. Im Jahr 2021 war der Bio-Umsatz nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft auf fast 16 Milliarden Euro gestiegen, das war ein Plus von knapp sechs Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2020.
Alnatura spürt "leichte Kaufzurückhaltung"
Auch der Darmstädter Biopionier Alnatura spürt wegen der Inflation "eine leichte Kaufzurückhaltung", wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt. Allerdings nicht so stark wie die Bio-Branche insgesamt. Das vergangene Geschäftsjahr habe man Ende September mit einem Umsatz von 1,12 Milliarden Euro abgeschlossen, "erstmalig in der Unternehmensgeschichte mit einem leichten Umsatzrückgang von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr".
Alnatura geht aber davon aus, dass man im nächsten Jahr wieder wachsen werde, wie es weiter heißt. Gründer und Geschäftsführer Götz Rehn kommentierte die Umsatzdelle zuletzt so: "Nach den überdurchschnittlichen Umsatzsteigerungen in den beiden Pandemiejahren und angesichts der aktuellen Krisensituation hatten wir mit einem wesentlich stärkeren Rückgang gerechnet. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Kundinnen und Kunden Alnatura treu geblieben sind und mit ihrem Einkauf den Bio-Landbau und damit den Klimaschutz fördern. Insbesondere für unsere Bio-Bauern ist dies ein gutes Signal."
Für den gesamten deutschen Agrarmarkt zieht der Bauernverband "eine durchwachsene Bilanz" des Jahres 2022. Trotz überwiegend verbesserter Unternehmensergebnisse gebe es in vielen Betrieben eine nach wie vor herausfordernde wirtschaftliche Situation, betonte Bauernpräsident Joachim Rukwied. "Beispiellos explodierte Preise" für Düngemittel und Energie schlagen demnach auf die Bilanzen durch. (mit dpa)