Den Krieg in der Ukraine hat ein Energieversorgungsunternehmen wie die Lechwerke im vergangenen Jahr auf besondere Weise gespürt. Der Angriff Russlands brachte großes Leid über die Bevölkerung in der Ukraine, gezielt wurde die Infrastruktur beschossen. Die deutschen Energieversorger sahen sich in der Verpflichtung zu helfen: Gemeinsam mit anderen Gesellschaften der Konzernmutter Eon stellten die Lechwerke Netztechnik zum Wiederaufbau des ukrainischen Stromnetzes bereit.
„Allein von unserer Gesellschaft LEW-Verteilnetz gingen neun Sattelzüge voll mit technischem Material in das Land“, berichtete Dietrich Gemmel, neben Markus Litpher einer der beiden Vorstände des schwäbischen Energieversorgers bei der Vorstellung der Jahreszahlen. Das Unternehmen will weiterhin Unterstützung leisten.
Insbesondere aber traf im letzten Jahr die Energiekrise das Kerngeschäft der Lechwerke selbst. "Energie wurde als Druckmittel eingesetzt, an den Energiemärkten steigen die Preise für Strom und Gas rasant", erinnerte Gemmel. Zeitweise seien 2022 für Strom an den Großhandelsmärkten über 1000 Euro pro Megawattstunde gezahlt worden – zehnmal mehr als noch Ende 2021. Zum Jahreswechsel 2022/23 hatten die Lechwerke deshalb - wie andere Anbieter auch - für zahlreiche Kundinnen und Kunden die Preise erhöht. Der Strompreis in der Grundversorgung stieg zum Beispiel von 29,67 Cent pro Kilowattstunde auf 42,53 Cent, was für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden rund 390 Euro mehr bedeutete.
LEW-Vorstand Dietrich Gemmel: Preissenkung soll in den kommenden Wochen erfolgen
Doch mittlerweile bessert sich die Situation an den Energiemärkten: "Erfreulicherweise sehen wir dort aktuell einen Trend zur Entspannung der Preise für Strom und Gas", sagte Gemmel. Die Großhandelspreise waren zuletzt deutlich gesunken, teilweise auf das Niveau vor Kriegsausbruch. Die Lechwerke kündigten jetzt an, dies zeitnah an die Kunden weiterzugeben: "Wir planen, Preise zu senken", sagte Gemmel. Die Preissenkungen sollen bei Strom und Gas für viele Produkte gelten. Die Höhe stehe noch nicht fest. "Aber in den kommenden Wochen werden wir bei den ersten Produkten schon dazu informieren", sagte der LEW-Vorstand.
Die Energiekrise 2022 hat aus Sicht der Lechwerke nochmals den Druck verstärkt, die Energieversorgung auf erneuerbare Energiequellen auszurichten. "Gerade der ländliche Raum spielt eine besondere Rolle: mit Photovoltaik, Wasserkraft, Windkraft, Biomasse und einem leistungsfähigen Verteilnetz", erklärte Litpher. Inzwischen speisen im LEW-Gebiet rund 90.000 Anlagen grünen Strom in das Netz ein, hauptsächlich Solaranlagen. An jedem zweiten Tag entsteht mehr Strom, als die Region braucht, dieser wird dann in das bundesweite Übertragungsnetz abgegeben.
Drei Gigawatt Kapazität an erneuerbaren Energien in der Region
Zusammen haben die 90.000 Anlagen für grünen Strom inzwischen eine Kapazität von rund 3 Gigawatt. Die beiden Blöcke des abgeschalteten Kernkraftwerks Gundremmingen kamen im Vergleich zusammen auf 2,7 Gigawatt.
Der Ausbau schreitet weiter voran. "Unseren Berechnungen zufolge werden bis Ende dieses Jahrzehnts Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer Kapazität von über 7 Gigawatt in das LEW-Verteilnetz einspeisen", prognostizierte Litpher. Zwar scheint die Sonne nicht immer, sodass die Photovoltaik häufig unter der Kapazität liefert. Ist aber Sonne da, muss das Netz den Strom aufnehmen können.
In den kommenden Jahren wollen die Lechwerke deshalb das Stromnetz massiv ausbauen. "Wir fahren die Investitionen weiter stark hoch", sagte Litpher. In den kommenden fünf Jahren – von 2023 bis 2027 – soll die Rekordsumme von 1 Milliarde Euro investiert werden. Unter anderem geht es um 8 neue Transformatoren in den Umspannwerken als Verbindung zum europäischen Übertragungsnetz, 300 Kilometer Hochspannungsleitung müssen verstärkt werden. "In der Mittelspannung brauchen wir fast 2000 Kilometer zusätzliche Leitungsverbindungen und mehr als 4000 Ortsnetzstationen", so Litpher. Im Umspannwerk Meitingen haben gerade zwei große Batteriespeicher zur Netzstabilisierung den Testbetrieb aufgenommen.
"Technisch ist die Transformation grundsätzlich möglich", sagte Litpher über ein erneuerbares Energiesystem. Politik und Regulierung müssten dafür aber Genehmigungsverfahren beschleunigen, der finanzielle Rahmen müsse stimmen.
LEW will 2,80 Euro Dividende pro Papier zahlen
Im eigenen Geschäft zeigen sich die Lechwerke "nicht immun gegen Krisen, aber sehr widerstandsfähig", sagte Litpher. Der Umsatz stieg vor allem durch die Preissteigerungen an den Märkten um 39 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um 25 Prozent auf 248 Millionen Euro zu. Unter dem Strich beträgt der Bilanzgewinn stabile 99,3 Millionen Euro, die LEW wollen eine Dividende von 2,80 Euro pro Papier zahlen und streben diese Auszahlung auch für das kommende Jahr an.