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Bilanz: Die Bauer AG könnte bald von der Börse verschwinden

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Die Bauer AG könnte bald von der Börse verschwinden

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    Die Bauer AG sieht sich widerstandsfähiger aufgestellt.
    Die Bauer AG sieht sich widerstandsfähiger aufgestellt. Foto: Bauer AG

    Ob am Mittwoch wohl die letzte Bilanzpressekonferenz der Bauer AG als Aktiengesellschaft stattgefunden hat? Die Zeichen stehen so, nachdem die neuen Mehrheitseigner rund um die Münchner Familie Doblinger angekündigt hatten, den restlichen Aktionären ein sogenanntes Delisting-Angebot zu unterbreiten. Ein Angebot an die Aktionäre, um den gesamten Aktienbestand aufzukaufen, mit dem Ziel, den Konzern von der Börse zu nehmen. Unter den restlichen Aktionären, die rund 47 Prozent der Aktien ausmachen, befindet sich auch die Familie Bauer, die noch 21 Prozent hält. 

    Das Wort historisch hat Vorstand Peter Hingott gleich mehrfach verwendet. Historisch hoch sei die Gesamtkonzernleistung mit über 1,7 Milliarden Euro. Mit 94 Millionen Euro nach Steuern ist aber auch der Verlust, den die Bauer AG im vergangenen Jahr eingefahren hatte, historisch hoch. Nach dem Weggang von Michael Stomberg Mitte März übernahm Finanzvorstand

    Bauer AG war ein Dampfer in schwerer See

    Vergleicht man die Bauer AG mit einem Dampfer, so hatte dieser im vergangenen Jahr mit schwerer See und vielen Untiefen zu kämpfen. Angefangen bei der Firma in Russland, die mitsamt dem Markt aufgegeben wurde. Dann die Tochter in Jordanien, die nur noch Verluste schrieb und daher abgewickelt wurde. Das weitverzweigte Firmennetz, das noch immer verkleinert wird. Der Konzern will sich nun bei der Bautätigkeit auf Großprojekte konzentrieren – die besten Märkte dafür seien momentan Nordamerika, Europa und der Nahe Osten, so Hingott. Das Segment Bau produzierte 2022 das größte Minus in der Bilanz. Aber, so Hingott, dort gebe es auch den größten Auftragszuwachs. „Und das, obwohl wir noch unter den Corona-Nachwirkungen in Asien leiden.“ Das Marktumfeld für die Zukunft sei vor allem im Nahen Osten hervorragend. Stichwort „The Line“, eine am roten Meer geplante Megacity, für die die Bauer AG einen Großauftrag ergattern konnte.

    Das Bauer-Segment Maschinenbau konnte alle verkauften Geräte ausliefern. Alleine das sei bei der Entwicklung der Rohstoffpreise und deren oft schwieriger Verfügbarkeit eine gute Nachricht. „In China allerdings haben wir im letzten Jahr keine einzige Maschine verkauft.“ In Russland habe man die Aktivitäten vollständig aufgegeben. Ein Tochterunternehmen, das Zulieferprodukte für Maschinen herstellte, wurde abgewickelt. 

    Bauer AG setzt auch auf Klärtechniken, Wassergewinnung und Geothermie

    Große Hoffnung setzt Peter Hingott auf das Sorgenkind der vergangenen Jahre. Das Segment Resources beschäftige sich beispielsweise mit Klärtechniken, mit Wassergewinnung und mit Geothermie. Alles Bereiche, in denen die Nachfrage nicht nur in Deutschland und Europa massiv steigt. 

    Die Nettoverschuldung des Konzerns ist enorm. Sie liegt bei über 500 Millionen Euro. Nachdem Gerichte geklärt haben, dass eine Kapitalerhöhung durchgeführt werden kann, fließen 100 Millionen Euro in den Konzern, die zur Tilgung genutzt werden sollen. Auch die schwindende Eigenkapitalquote von zuletzt nur noch knapp 25 Prozent soll damit wieder ansteigen. 

    Ob das Fahrwasser für die Bauer AG in Zukunft weniger stürmisch sein wird? Das kann auch Peter Hingott nicht sagen. Der Konzern werde durch die Umstrukturierung und die Aufgabe von Niederlassungen in vielen Ländern, wie zum Beispiel in Kolumbien, Panama, in Vietnam oder in Australien, widerstandsfähiger und stabiler.

    Wie geht es weiter mit den neuen Mehrheitseignern?

    Nachdem die SD Thesaurus GmbH mit ihren knapp 28 Prozent Anteilen ihr Verhalten mit der Doblinger Beteiligungsgesellschaft mit knapp 25 Prozent abstimmt und damit eine Mehrheit von über 52 Prozent entsteht, findet die Kommunikation mit der Familie Doblinger vor allem über Sabine Doblinger statt, die einen Sitz im Aufsichtsrat innehat. Die geänderten Eigentumsverhältnisse würden sich bisher auf das operative Geschäft nicht auswirken, so der Vorstand. Aber natürlich sei das Interesse an dem Konzern groß. Mit dem Delisting-Angebot wird sich der Vorstand gemeinsam mit dem Aufsichtsrat in den nächsten 14 Tagen befassen. 

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