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Betriebsrat: VW-Vorstand will mindestens drei deutsche Werke schließen

Volkswagen

VW-Betriebsrat: Vorstand will Zehntausenden kündigen und Werke schließen

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    VW-Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Daniela Cavallo ist empört über die Pläne des Vorstands.
    VW-Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Daniela Cavallo ist empört über die Pläne des Vorstands. Foto: Moritz Frankenberg, dpa

    Die Vertreterinnen und Vertreter des Volkswagen-Betriebsrats sind empört. Sie werfen der Konzernführung in einem internen Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, „eine Kampfansage von historischem Ausmaß an die eigene Belegschaft und ganze Heimatregionen im Herz des Konzerns“ vor. Die Lage ist dramatisch: Die Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Daniela Cavallo enthüllte am Montag vor den Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite am Mittwoch Pläne der Konzernführung, „mindestens drei VW-Fabriken in Deutschland zu schließen“. Bisher war von zwei Standorten die Rede. Wenn sich das Management durchsetze, würden zehntausende Arbeitsplätze wegfallen, zumal nach Informationen des Betriebsrats auch die dann noch verbleibenden Volkswagen-Werke geschrumpft werden sollen.

    Noch hat die VW-Spitze die Angaben der Arbeitnehmerseite nicht bestätigt. Es ist weiter unklar, welche Standorte das Management dichtmachen will. Volkswagen ist in Deutschland mit Fabriken in Wolfsburg, Braunschweig, Emden, Salzgitter, Osnabrück, Hannover, Kassel, Chemnitz, Dresden und Zwickau vertreten. Damit sind Niedersachsen und Ostdeutschland von möglichen Standort-Schließungen in hohem Maße betroffen. Dass der Stammsitz in Wolfsburg dichtgemacht werden soll, gilt als ausgeschlossen. Damit sind kleinere Werke wohl besonders gefährdet.

    Welche VW-Werke stehen auf der Kippe?

    Auf der Kippe stehen damit ausschließlich Standorte der Marke VW. Andere Tochter-Unternehmen des Volkswagen-Konzerns wie Audi sind nicht betroffen. Nach Darstellung von Daniela Cavallo hat der Vorstand „das Kahlschlag-Vorhaben“ kürzlich dem Gesamtbetriebsrat präsentiert. Die Arbeitnehmervertreterin zeigte sich enttäuscht und wütend, dass die VW-Manager nicht von sich aus die nun viel heftigeren Pläne öffentlich machen und dies auf den Betriebsrat abschieben. Cavallo kritisierte: „Der Belegschaft gegenüber schweigt der Vorstand weiter.“ Daher informieren jetzt am Montag die jeweiligen Arbeitnehmer-Gremien die Belegschaften an allen zehn deutschen VW-Standorten. Die Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende berichtete von den radikalen Plänen des Volkswagen-Vorstands, der überzeugt sei, dass es ohne solche Einschnitte nicht gehe. Demnach sollen weitere Produkte, Stückzahlen, Schichten und ganze Montagelinien aus der Produktion herausgenommen werden.

    Cavallo ist überzeugt: „Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher.“ Der Vorstand wolle sich zusätzlich von ganzen Abteilungen und Bereichen trennen, um die dortige Arbeit ins Ausland zu verlagern oder sie gleich komplett extern zu vergeben. Dabei soll es nach den Kenntnissen von Cavallo nicht bleiben: Nach dem Willen der Unternehmens-Spitze müssten die verbliebenen Beschäftigten heftige Gehaltsverluste hinnehmen. Cavallo sprach davon, dass der Vorstand allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zehn Prozent vom Monatsentgelt wegnehmen wolle und das dauerhaft: „Damit nicht genug: Nach dem Minus von zehn Prozent sollen wir zwei Nullrunden fahren. Also 2025 und 2026 keine Erhöhungen.“

    Scholz schaltet sich in VW-Diskussion ein

    Und wie reagiert die Politik auf das Volkswagen-Beben? Die Bundesregierung forderte den VW-Konzern auf, Jobs zu erhalten. Man müsse noch abwarten, was Volkswagen selbst dazu erklärt, sagte ein Regierungssprecher mit Blick auf Angaben des Betriebsrats. Die Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz dazu sei aber klar – „nämlich, dass mögliche falsche Managemententscheidungen aus der Vergangenheit nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfen“. Nun müssten Arbeitsplätze erhalten und gesichert werden.

    Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder schaltete sich in die VW-Diskussion und forderte eine radikale Kehrtwende in der deutschen Wirtschaftspolitik. „Es braucht einen Auto-Marshallplan“, sagte er und fügte hinzu: „Die Entwicklung bei VW ist brutal für den Autostandort Deutschland, auch wenn offenkundig Managementfehler gemacht wurden.“ Die Verantwortung für das VW-Desaster schiebt der CSU-Chef auch der Bundesregierung zu: „Das ist das Ergebnis des versprochenen grünen Wirtschaftswunders: Rezession und Rückschritt.“ (mit dpa)

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    17 Kommentare
    Marcus Besler

    Maßnahme gegen den Fachkräftemangel

    Hans Meixner

    Vielleicht hat Trump in seiner "Siegesgewissheit" dem VW-Vorstand schon Übersiedlungspläne und-vorschläge in die USA überreicht.

    Klaus Huber

    Tja anderswo wird billiger gearbeitet..... und teilweise nicht wesentlich schlechter. Das Problem ist auch nicht, dass die Mitarbeiter zu wenig verdienen - das Problem ist, dass zu wenig vom brutto übrig bleibt.......

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    Hans Meixner

    Ja, das Problem sind die Lohnnebenkosten, nicht nur für den Arbeitgeber. Jetzt die Erhöhung der Beiträge für die GKV, usw. Die "Qualität" der Arbeit wir zunehmend von Robotern übernommen, sodass der Qualitätsunterschied immer weniger wird......(funktionier nicht überall, siehe Boeing).

    Richard Merk

    Sie haben ja recht, aber stets nach unten zu treten ist keine Lösung. Es wäre gewiss erfolgreicher über Leute zu reden, die alles massenhaft im Überfluss haben und im Verhältnis so gut wie keine Abgaben leisten müssen. Warum müssen kleine Leute Missstände ausbaden und die Kaviar Gesellschaft stopft sich die Taschen voll ohne einen Finger zu rühren. Davor scheut sich die Augsburger Allgemeine eben so wie viele andere Medien auch.

    Martin Bistritzki

    welche alternativen hat die gerwekschaft aufgezeigt? hier wird nur gegen den konzern geschossen. lösungen hab ich von denen noch keine gesehn

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    Maja Steiner

    Es ist doch wohl so, dass die Beschäftigten die Fehlentscheidungen der Bosse ausbaden dürfen. Welche Einflussnahmemöglichkeit hat denn die Gewerkschaft auf die Konzernpolitik? Können die sagen - baut gefälligst mehr massentaugliche, bezahlbare, kleine E-Autos vllt. auch den einen oder andern Kombi, macht Angebote hinsichtlich gebrauchter Batterien, statt Reibach mit Luxusautos zu machen, bei denen der Markt über kurz oder lang einfach gesättigt sein wird? Die Manager machen sich die Taschen voll und den Arbeitern wird gekündigt. Finden Sie das befriedigend, gerecht, sozial?

    Richard Merk

    Ohne den Gewerkschaften wäre es für die VW-Beschäftigten noch wesentlich bitterer. Gewerkschaften unterstützen nun mal Arbeitnehmer oder was glauben Sie denn?

    Werner Scherer

    Schwierige Situation,VW hat mit ihren Produktpalette die Zeichen der Zeit verschlafen. Die Mehrheit unserer Einwohner kann sich schon lange keinen VW ( Audi) neu leisten. Das benenne ich Missmanagement, jetzt müssen wieder die kleinen alles ausbaden. Ich beneide den BR nicht für ihre Aufgabe,das noch bestmöglichste für die Beschädigten zu erreichen.

    Wolfgang Schwank

    Ein unfähiges Management, dass sowohl technologisch die Zukunft verschlief denn auch im Streben nach "besserem" nicht mehr anbot, was dem Namen Volkswagen nach notwendig wäre und das gepaart mit einer Politik, die mit widersprüchlichen Konzepten in Prämien und Steueranreizen, mit Energieungewissheiten, ja mit einem Zug zur Deindustrialisierung eine seriöse Perspektive für Konzern und Beschäftigte verhindert. Mal sehen was da kommt. Vermutlich wird als ersten versucht werden, das sog. VW-Gesetz zu schleifen und damit einhergehend die eh schon bescheidenen Arbeitnehmerrechte abzubauen. Parallel gut bezahlte und qualifizierte Arbeitsplätze in Niedriglohngebiete - meist noch bestens bezuschusst durch die EU - zu verschieben. Hoffentlich haben Betriebsrat und Gewerkschaft Rückgrat genug, Widerstand zu organisieren und Alternativen zu entwickeln. Dazu braucht es auch politische Unterstützung, wirtschaftspolitisch, sozialpolitisch und fiskalisch.

    Wolfgang Boeldt

    Neben "hausgemachten" Problemen (Vertrauen auf die Politik und zu starke Zuwendung zu e-Autos) haben einerseits die Probleme in China, dem wichtigsten internationbalen Absatzmarkt, und das stark verlangsamte Wavchstum von e-Mobilen in Europa, zu Einbrüchen, mindestens aber zu Gewinnwarnungen bei den großen Automobilherstellern, nicht nur bei VW, geführt. Exogene Faktoren haben einen mindestens gleichgewichtigen Anteil gegenüber den endogenen bei allen Automobilherstellern.

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    Dirk Thum

    Wenn man sich die Probleme in China anschaut, deutlich zu geringer Marktanteil bei NEV-Fahrzeugen, ist die These der zu starken Zuwendung zu E-Autos gewagt. Der Markt für E-Autos in Europa ist ohne Deutschland um 9% gestiegen 2024. Heuer hatten viele Beobachter vermutet, dass es vor der nächsten Erhöhung der CO2-Flottenziele eher nach Stagnation aussieht. So war es auch vor der letzten Stufe und der Untergang der Autoindustrie wurde vorhergesagt. Im relevanten Jahr wurden die Quoten dann fast vollständig erfüllt. Ich wage mal die These, das wird im nächsten Jahr genauso sein.

    Jochen Hoeflein

    Man sollte vielleicht Mal untersuchen inwieweit die Politik auf die Unternehmensstrategie Einfluss genommen, die zur derzeitigen prekären Lage geführt hat wie z.Bsp. Grundsatzentscheidung zur E- Auto Entwicklung und Hintanstellung weiterer Investitionen in Verbrenner. BMW hat sofort in Priorisierung von E Autos zurück gerudert als das Ampel Wirrwarr zur E-Auto Förderung offenbar wurde. Bei BMW schnabelt aber die Politik auf der Führungsebene nicht mit oder regiert hinein.

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    Christoph Langbein

    Leider waren die Faktoren zu hoher Kosten und schlechter Produktivität bekannt, aber nicht der Zeitpunkt für die Gegenmaßnahmen. Jetzt muss VW gegensteuern, sonst droht der Untergang. Fakt ist: Was das Thema Effizienz betrifft, produziert BYD rund 20 bis 30 Prozent günstiger. Und auch Toyota baut mit einem Drittel der Beschäftigten von VW elf Millionen Autos während VW auf neun Millionen Autos pro Jahr kommt. Ich glaube nicht, dass Toyota auf dem Auto-Weltmarkt andere oder weniger Probleme hat, aber Toyota wird nicht von viel zu hohe Produktionskosten geplagt.

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    Christoph Singer

    Herr Langbein, dafür war VW auch jahrzehntelang das Vorzeigeunternehmen der IG Metall: Satte Löhne selbst für einfache Funktionen großzügige Zusatzleistungen und Arbeistzeitregeln. jetzt wo die Firma in eine Schieflage gerät, nachdem der E-Auto Absatz hierzulande dank Habecks Streichung der Förderung zusammenbrach, wird das VW Management beschimpft. Ja so sind die Deutschen, alles glühende Kämpfer gegen den Klimawandel, aber wenn der Deutschen liebstes Kind, das Auto, als E-Auto mal etwas teurer wird, wie ein vergleichbarer Verbrenner, dann endet die Anti Klimawandel Stimmung schlagartig. Und am einbrechenden Autoabsatz sind ausschließlich die unfähigen Manager schuld. Auch dass die Arbeitskosten hierzulande um Lichjahre höher sind, wie im Reich der Mitte , zählt beim Deutschen Michel wenig und bei der IG Metall überhaupt nicht. Da zählen 4 Tage Woche bei mindestens 7% mehr Lohn, die Work-Life Balance mit Gewicht zu "Life" und eine Beschäftigungsgarantie mindestens bis 2035.

    Christoph Singer

    VW war eine der ersten Firmen, welche voll auf Elektromobilität gesetzt hat. Die Vorwürfe des "unfähigen Managements" sind völliger Quatsch und zeigen nur, das es denjenigen, die solche Vorwürfe erheben , nicht um Inhalte sondern um reine Polemik geht. Tatsache ist, daß es hierzulande weder eine vernünftige Ladeinfrastruktur gibt, noch die Leute bereit sind, für den Klimaschutz mal etwas mehr zu bezahlen.Zu teuer? Da verweist man dann gerne auf China, wo die E-Autos ja billiger sind. Nur was solls, die Arbeitskosten hierzulande sind zig fach höher wie in China, die Sozialabgaben auch, dort gibt es keine 4 Tage Woche bei vollem Lohnausgleich und um die Arbeitsbedingungen in Bangladesch müssen sich Chinesische Autobauer auch nicht sorgen wie wir via Lieferkettengesetz. Und von ausgeglichener "Work Life Balance" und 6 Wochen Lohnfortzahlung im Krankeitsfall (nach telefonischer Krankmeldung) sind die Chinesen auch Lichtjahre entfernt. Leute, die Wohlstands Party geht zu Ende.

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