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Studie: In den großen Städten sinken erstmals seit langem die Immobilienpreise

Studie

In den großen Städten sinken erstmals seit langem die Immobilienpreise

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    Die Preise für neue Häuser geben in den großen Städten nach.
    Die Preise für neue Häuser geben in den großen Städten nach. Foto: Ulrich Wagner

    Es ist eine Entwicklung mit Ansage: In den letzten Wochen meldeten sich zunehmend Experten zu Wort, die einen Rückgang der Immobilienpreise prognostizierten. Jetzt scheint die Vorhersage Realität geworden zu sein. Nach Zahlen des Internetportals Immobilienscout24 sind die Preise in mehreren großen Städten gesunken.

    In München verbilligten sich bestehende Einfamilienhäuser beispielsweise um 3,6 Prozent. Neue Einfamilienhäuser gaben 2,8 Prozent im Preis nach, in Düsseldorf 5,3 Prozent, in Stuttgart sogar 6,6 Prozent. Die Entwicklung ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich, in einigen Städten steigen die Preise noch. Ob nun die Zeit für Schnäppchenjäger gekommen ist, scheint fraglich. Erstens sind die Preise immer noch hoch. Zweitens ist Baumaterial sehr teuer und die Kreditzinsen steigen.

    Die Immobilienfinanzierung ist massiv teurer geworden

    Die Finanzierung einer Immobilie ist in wenigen Monaten massiv teurer geworden, macht Professor Stephan Kippes deutlich, der das Marktforschungsinstitut des Immobilienverbandes IVD–Süd leitet. Er macht folgende Rechnung auf: Angenommen man will ein Haus für eine Million Euro kaufen und dafür 700.000 Euro Kredit aufnehmen. Vor einigen Monaten hat man einen Zins von 0,8 Prozent bekommen, heute werden rund 3 Prozent fällig. Bei einer Tilgungsquote von zwei Prozent fällt dadurch die monatliche Belastung satte 1200 Euro höher aus: Statt rund 1600 Euro müssen rund 2800 Euro für Zins und Tilgung bezahlt werden.

    „Die Zinsen schaffen Bewegung am Immobilienmarkt“, sagte Kippes unserer Redaktion. „Die Zahl der Objekte am Markt steigt.“ Wer eine Immobilie zum Eigennutz kaufen will und dafür viel fremdes Kapital der Bank braucht, dem fällt der Kauf immer schwerer. Von der Entwicklung können dagegen Käuferinnen und Käufer profitieren, die über viel Eigenkapital verfügen.

    Erstmals seit der Finanzkrise gibt es deutliche Preiskorrekturen

    „Erstmals seit der Finanzkrise 2008 sehen wir so deutliche Preiskorrekturen, vor allem bei Neubau-Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in Bestand und Neubau“, sagt Immoscout24-Geschäftsführer Thomas Schroeter. Ob sich der Trend zur Preiskorrektur verfestigt, muss abgewartet werden. Die letzten fünfzehn Jahre kannten die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland nur eine Richtung: Sie gingen steil nach oben. Allein zwischen Herbst 2020 und Herbst 2021 hatten die Preise massiv zugelegt. In Augsburg beispielsweise verteuerten sich IVD-Süd zufolge Reihenmittelhäuser um 19 Prozent und Einfamilienhäuser um 22 Prozent.

    Die steigenden Immobilienpreise veranlassten immer mehr Menschen, mit Immobilien zu spekulieren. Darunter auch solche, die den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses komplett über Kredite finanzieren mussten. Die absehbar sinkenden Preise könnten nun dazu führen, dass viele Besitzerinnen und Besitzer ihre Immobilie schnell wieder verkaufen wollen – oder verkaufen müssen. Die Folge wäre ein regelrechter Preissturz.

    Abschwungphase auf dem Immobilienmarkt?

    Unwahrscheinlich ist das nicht. Das jüngste Gutachten des Instituts der Deutschen Wirtschaft im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses schlägt Alarm. Erstmals ist die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Immobilienunternehmen deutlich schlechter als während der Corona-Pandemie. Viele Unternehmen befürchten, „dass der Immobilienmarkt bei der Melange aus steigenden Zinsen und hohen Baukosten bei gleichzeitig schwacher Konjunktur kippt“. Vieles deute auf eine Abschwungphase hin.

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