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Bayern: Sparkassen-Chef geht: Netzers verflixte sieben Jahre sind rum

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Sparkassen-Chef geht: Netzers verflixte sieben Jahre sind rum

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    Aufräumen – das war die Devise für Ulrich Netzer, als er 2014 den Sparkassenverband mit vielen Problemen übernahm. Jetzt ist er (fast) fertig.
    Aufräumen – das war die Devise für Ulrich Netzer, als er 2014 den Sparkassenverband mit vielen Problemen übernahm. Jetzt ist er (fast) fertig. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Es hätte schlimmer kommen können für Ulrich Netzer und die bayerischen Sparkassen. Zumindest sah es zunächst ganz danach aus, als der langjährige Kemptener Oberbürgermeister im Mai des Jahres 2014 sein Amt als frisch gekürter Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes antrat. Die Krise um die Bayerische Landesbank war noch immer nicht ausgestanden, die europäischen Regeln für das Bankgeschäft wurden strenger, die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank bereitete den damals noch 71 bayerischen Sparkassen zunehmend Schmerzen und die Affäre um die üppige, mit Sparkassengeldern finanzierte Geburtstagsfeier des Miesbacher Landrats Jakob Kreidl (CSU) hatte einen ärgerlichen Imageschaden hinterlassen. Auf den neuen Präsidenten warteten jede Menge Aufräumarbeiten.

    Plus für Ulrich Netzer: BayernLB steht wieder auf festen Beinen

    Jetzt, kurz vor Weihnachten des Jahres 2020, ist Netzer fast fertig mit Aufräumen. Sein großer Schreibtisch im ersten Stock des geschichtsträchtigen Prinz-Georg-Palais am Karolinenplatz in München ist fast schon blitzblank. Nur einige kleinere Stapel im linken hinteren Eck zeigen, dass er noch nicht ganz durch ist – rein praktisch mit seinen persönlichen Dingen und auch im übertragenen Sinne.

    An der Spitze der bayerischen Sparkassen steht ein Wechsel an.
    An der Spitze der bayerischen Sparkassen steht ein Wechsel an. Foto: Alexander Kaya

    Hinter zwei großen Ärgerlichkeiten kann der 65-jährige, wenn er zum Jahresende in Ruhestand geht, einen Haken machen: Die BayernLB steht wieder auf festen Beinen und über die Miesbacher Affäre redet niemand mehr, nachdem Netzer eine umfassende Prüfung aller Sparkassen veranlasst und strengere und bescheidenere Regeln über die Zuwendungen an Verwaltungsräte und Vorstände durchgesetzt hatte. An anderen, längerfristigen Aufgaben wird sein Nachfolger weiter arbeiten müssen, um den Sparkassen bei zunehmend härterer Konkurrenz und strikter Regulierung des Bankgeschäfts ihre Rolle als Marktführer in der regionalen Wirtschaft zu sichern.

    noch

    ein Traum

    Netzer zeigt sich überzeugt, dass das gelingen kann, „wenn die Sparkassen sich vor Ort auf die Bedürfnisse von Geschäfts- und Privatkunden konzentrieren“ und alles, was darüber hinausgeht, dem Sparkassenverband und den Unternehmen im Verbund der Sparkassenfamilie überlassen. „Wenn ich das als Ziel sehe, sind wir eine gute Strecke in diese Richtung gegangen“, sagt er, räumt aber auch freimütig ein, dass er sich in seiner siebenjährigen Amtszeit als Sparkassenpräsident noch ein bisschen mehr gewünscht hätte. Die Verhandlungen über ein „Zentralinstitut“ der deutschen Sparkassen sind zum Beispiel nicht so schnell vorangegangen wie erhofft.

    Dass die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des Verbandes ihn mit einiger Wehmut verabschieden, davon zeugt eine Sonderausgabe der Mitarbeiterzeitung. Titel: „Dr. Netzer und die verflixten sieben Jahre im Sparkassenverband“. Darin sind nicht nur banktypische Zahlen aufgeführt wie die Zahl der Fusionen in seiner Amtszeit – aktuell gibt es in Bayern noch 64 eigenständige Sparkassen – oder das Wachstum des Kreditbestandes um knapp 40 Milliarden Euro. Die Mitarbeiter haben auch Buch geführt über 98 Schnitzel, die der Chef bei Gremiensitzungen des Sparkassenverbandes verdrückt hat, oder über die 132.532 Kilometer die er auf Dienstreisen zurückgelegt hat. Als „nicht messbar“ erwies sich der Aufstellung zufolge nur die „Zunahme grauer Haare“.

    Nachfolger wird Ulrich Reuter aus Aschaffenburg

    Für Netzer war die Zeit beim Verband das „Sahnehäubchen“. Zuvor war der Finanzfachmann, der seine Karriere beim Staat begonnen hatte, 18 Jahre lang Oberbürgermeister der Stadt Kempten, wo nach wie vor sein Lebensmittelpunkt liegt und wo er jetzt auch seinen Ruhestand verbringen wird. Nachfolger als Sparkassenpräsident wird der bisherige Aschaffenburger Landrat Ulrich Reuter, wie Netzer Mitglied der CSU.

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