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Bayerische Wirtschaft: Rohstoffe sind für Firmen in Bayern laut Studie immer schwerer sicher verfügbar

Bayerische Wirtschaft

Rohstoffe sind für Firmen in Bayern laut Studie immer schwerer sicher verfügbar

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    Lithium ist gefragt. Für Batterien, ohne die die E-Wende im Mobilitätssektor nicht voran kommt.
    Lithium ist gefragt. Für Batterien, ohne die die E-Wende im Mobilitätssektor nicht voran kommt. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Rohstoffe wie Zinn, Lithium oder Seltene Erden sind elementar für einen Industriestandort wie Bayern. In einem zunehmend schwierigeren geopolitischen Umfeld bleibt es für die Unternehmen – große wie kleine – im Freistaat allerdings schwierig, über diese zu verfügen. Und der Trend macht es nicht besser. Die jährlich veröffentlichten Studien des Verbandes der bayerischen Wirtschaft (vbw) zeigen: In den letzten Jahren hat die Unsicherheit in der Rohstoffversorgung stetig zugenommen. 

    Inzwischen gehören 27 von 45 untersuchten Rohstoffen zur sogenannten Hochrisikogruppe. 2015 waren es nur 16. Bertram Brossardt, vbw-Hauptgeschäftsführer, fasst zusammen: "Generell lässt sich festhalten, dass das durchschnittliche Versorgungsrisiko der betrachteten Rohstoffe im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen ist. Viele Rohstoffe sind weltweit immer stärker umkämpft."

    Lithium ist zentral bei der E-Wende im Mobilitätssektor

    Dazu gehören Zinn, Gallium und Tantal, die wichtig für die Elektro-Industrie und den Ausbau der digitalen Infrastruktur sind. Gefragt bleiben natürlich Lithium, Kobalt und Graphit, die laut Brossardt zu den "sehr kritischen Rohstoffen" gehören. Gebraucht werden sie für Lithium-Ionen-Batterien, sprich die E-Wende der Auto-Industrie. Zu den "besonders risikobehafteten Rohstoffen" gehören seltene Erden wie Yttrium, Scandium und Neodym, auch sie sind elementar für E-Mobilität und E-Wende.

    Sowohl Brossardt als auch Studienautor Karl Lichtblau, Geschäftsführer von IW Consult, betonen zwar, dass der Rohstoffhandel mit Russland noch läuft. Sie weisen aber auch deutlich auf die Risiken hin. So gehört Russland bei 18 der 45 im Rohstoff-Risiko-Index ausgewerteten Rohstoffen zu den fünf größten Produzenten der Welt. Den deutschen Markt beliefert Russland vor allem mit Selen, Nickel und Palladium, das etwa für Autokatalysatoren benötigt wird. Brossardt sagt: "Es besteht die Gefahr, dass aufgrund geopolitischer Konflikte Engpässe entstehen, ganze Produktionsketten reißen können oder Rohstoffe als Druckmittel in Handelskonflikten eingesetzt werden."

    IW Consult-Studie zeigt: Kupferbedarf wird rapide zunehmen

    Die Rohstoff-Studie wird jährlich erstellt. Dieses Jahr haben die Autoren explizit die Schwierigkeiten untersucht, die aus einer stark steigenden Nachfrage bei Kupfer resultieren. Das braucht es etwa für den Ausbau der Stromnetze, für Windkraftanlagen, aber auch für Feststoffbatterien. Die IW Consult-Auswertung zeigt, dass allein im Bereich der Energieerzeugung und -nutzung der Kupferbedarf bis 2030 um 40 bis 75 Prozent zunehmen wird. 

    Was sind die Lösungsansätze, um die Risiken von Ausfällen zu minimieren? Brossardt nimmt die Bundesregierung in die Pflicht, mit ihrer Außenpolitik die nötigen Rahmenbedingungen für einen dauerhaft sicheren Rohstoffbezug zu schaffen und die Unternehmen beim Zugang zu internationalen Rohstoffmärkten zu unterstützen.

    Studienautor Karl Lichtblau: Recycling von Rohstoffen muss im Produktlabor beginnen

    Zugleich kommt natürlich dem Recycling eine immer größerer Bedeutung zu, erläutert Lichtblau: "Das ist – etwa auf dem Bau, das Stichwort lautet "urban mining" – ein großes Thema." Künftig aber müsse schon bei der Entwicklung von Produkten vielmehr deren Wiederaufbereitung mitgedacht werden. Produkte müssten recyclingfähig designt werden. Auch Rohstoffe in Deutschland zu fördern, sei eine Option. Lithium etwa. Allerdings sei dies stets mit Eingriffen in die Natur, also mit umweltpolitischen Herausforderungen, verbunden. Selbst wenn es eine Entscheidung dafür gäbe, würde es mindestens fünf Jahre dauern, bis auf diesem Wege etwas erreicht sei.

    Das Exportland Deutschland ist bei Rohstoffen vom Import abhängig. Das ist in einer raueren Welt keine gute Nachricht. Denn wie Energie können Rohstoffe auch als ökonomische Waffe eingesetzt werden. 

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