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Bauzinsen steigen: Gibt es trotzdem noch günstige Kredite?

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Bauzinsen steigen: Gibt es trotzdem noch günstige Kredite?

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    Die Nachfrage nach Häusern ist größer denn je. Allerdings steigen die Bauzinsen seit Monaten, sodass die Finanzierung des Eigenheims immer teurer wird.
    Die Nachfrage nach Häusern ist größer denn je. Allerdings steigen die Bauzinsen seit Monaten, sodass die Finanzierung des Eigenheims immer teurer wird. Foto: Mathias Wild (Symbolbild)

    Die Immobilienpreise steigen seit Jahren. Egal, ob Bauen oder Kaufen – die Preise scheinen keine Grenzen zu kennen. Einen kleinen Ausgleich schafften bis vor Kurzem die niedrigen Zinsen, dank derer zumindest die Finanzierung der Immobilien vergleichsweise günstig war. Seit ein paar Monaten ist allerdings eine Trendwende zu beobachten: Die Bauzinsen steigen und damit auch die Kosten für Häuslebauer oder Käufer. Trotzdem gibt es eine Möglichkeit, sich jetzt noch die aktuellen Zinsen zu sichern, selbst wenn der Kredit erst in ein paar Jahren anlaufen soll.

    Max Herbst, Gründer der Frankfurter FMH Finanzberatung beginnt mit einer unerfreulichen Prognose: "Wir erwarten, dass die Hypothekenzinsen für zehnjährige Finanzierungen in den Sommermonaten auf drei Prozent steigen". Ursprünglich hatte er mit diesem Sprung erst bis Jahresende gerechnet. Derzeit liegt der Zins für zehnjährige Standardkredite laut Angaben von FMH im Schnitt bei 2,12 Prozent. Zum Vergleich: Im Dezember waren es noch 0,9 Prozent gewesen. Allein im März hätten sich solche Finanzierungen um rund 0,5 Prozentpunkte verteuert, sagt Mirjam Mohr. Sie ist im Vorstand des Immobilienfinanzierers Interhyp für das Privatkundengeschäft zuständig.

    Wahrscheinlich steigen die Zinsen in nächster Zeit weiter

    Wie sich die Zinsen in den kommenden Monaten tatsächlich weiter entwickeln werden, lasse sich aber nur schwer einschätzen, sagt Joachim Klein, Pressesprecher der Bayerischen Landesbausparkasse (LBS). Wie viele Experten gehe aber auch die LBS davon aus, dass sich die Zinsen nicht mehr zurückentwickeln. Wahrscheinlich sei eher, dass sie irgendwann auf einem höheren Niveau stagnieren oder sogar noch weiter steigen.

    Als Grund für diese Entwicklung sieht Klein besonders die steigende Inflation. Alles werde teurer und damit auch die Zinsen. Der Nachfrage nach Krediten tue das allerdings keinen Abbruch: "Wir hatten heuer so viele Sofortfinanzierungen wie nie." Schon in den vergangenen sechs bis sieben Jahren sei ein Rekord nach dem anderen aufgestellt worden. Verantwortlich dafür macht der Pressesprecher das große Bedürfnis der Bevölkerung, sich mit Blick auf die Altersvorsoge Wohneigentum zu beschaffen. Für viele Menschen sei es der sinnvollste Weg, ihr Kapital in Immobilien zu investieren: "Andere Anlagemöglichkeiten sind wegen der niedrigen Zinsen, die die Leute auf ihr Geld bekommen, einfach nicht attraktiv." Wer kein großes Risiko eingehen will, für den seien Immobilien das Richtige.

    Wer sich die aktuellen Zinsen sichern will, sollte ein Forward-Darlehen abschließen

    Was für die Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer jetzt am sinnvollsten ist, müsse man sich im Einzelfall anschauen, sagt Klein. Eines gelte aber immer: Je mehr Eigenkapital, desto besser, denn dann seien die Chancen auf einen Kredit höher. Außerdem mahnt der Pressesprecher, die jetzige Entwicklung nicht zu dramatisieren: "Historisch betrachtet haben wir nach wie vor ein niedriges Zinsniveau. In den 1990er-Jahren war das ganz anders, da lag der Zins bei einem Kredit mit zehnjähriger Laufzeit bei etwa zehn Prozent."

    Jetzt schnell einen Kredit abzuschließen, bevor die Zinsen noch weiter steigen, kann Klein nicht empfehlen, denn so eine Finanzierung sollte gut überlegt sein und nicht aus dem Affekt heraus geschehen: "Die größte Gefahr wäre dann, dass die Leute das gar nicht stemmen können."

    Auch Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern kann keinen allgemeinen Rat geben, wie sich die Menschen jetzt verhalten sollen: "Es kommt ganz auf den Charakter an. Spekuliere ich oder gehe ich lieber auf Sicherheit?" Wer Letzteres bevorzugt, für den könnte das sogenannte Forward-Darlehen interessant sein. Damit ist es möglich, sich einen aktuellen Zinssatz zu sichern, obwohl der Kredit erst später anläuft. Die Banken berechnen dafür einen kleinen Zinsaufschlag. Ob sich das Forward-Darlehen letztendlich lohne, wisse man nicht genau, sagt Larisch, das komme darauf an, wie sich die Zinsen in Zukunft entwickeln. Je stärker sie steigen, desto günstiger ist der Kredit im Vergleich zu einem Anschlusskredit, der erst Jahre später abgeschlossen würde. Einen Vorteil hat diese Option so oder so: "Mit einem Forward-Kredit muss man sich auf jeden Fall keine Gedanken mehr um Schwankungen machen."

    Bevor ein Kredit abgeschlossen wird, sollte man die Zinssätze der Banken vergleichen

    Wichtig sei bei allen Krediten, aber vor allem auch bei Anschlusskrediten, sich nicht nur auf seine Hausbank zu verlassen, sondern zu vergleichen. Aufgrund der verschiedenen Zinssätze können das am Schluss ein paar tausend Euro Unterschied sein, erklärt Larisch.

    Bevor sich Menschen überhaupt dazu entscheiden, ein Haus zu kaufen oder zu bauen, sollten sie eine Finanzplanung erstellen. Dafür sollten von den monatlichen Nettoeinnahmen alle Kosten abgezogen werden, die jeden Monat anfallen. Dazu zählen etwa Miete, Nebenkosten, Versicherungen und Lebenshaltungskosten. Wenn nach Abzug aller Kosten ein Überschuss bleibt, sollte dieser zunächst der Altersvorsorge dienen. "Wenn dann noch etwas da ist, könnte man den Rest als Kreditrate verwenden." Larisch rät bei der Planung dazu, alle Kreditraten vor dem Renteneintrittsalter abgeschlossen zu haben, damit die Altersvorsorge nicht gefährdet ist.

    Ein Hauskauf oder -bau bringt Konsumverzicht mit sich

    Jeder müsse für sich selbst abwägen, wie sinnvoll es ist, ein Haus zu kaufen oder zu bauen. Die Immobilienpreise steigen so stark, dass diese Investition nicht immer wirtschaftlich sinnvoll sei, denn mit dem Erwerb allein sei es oft nicht getan: "Die Gebäude müssen auch im Wert erhalten bleiben und da können Kosten entstehen, mit denen manche Eigentümerinnen und Eigentümer nicht gerechnet haben."

    Diese Einschätzung teilt auch Joachim Klein von der LBS. Er gibt zu bedenken, dass ein Hauskauf oder -bau bei den allermeisten Menschen die größte Investition darstellt, die sie in ihrem Leben eingehen und das sollte wohlüberlegt sein. Jeder, der diesen Wunsch hegt, solle seine eigenen Vermögensverhältnisse realistisch einschätzen und sich bewusst fragen: Kann ich mir das leisten? Und bin ich auch bereit dafür auf Konsum zu verzichten? "Denn wer diesen Schritt geht, muss mit persönlichen Einschränkungen rechnen."

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