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Bahn Streik 2021 der GDL: Fahrtgastverband warnt

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Drohender Bahn-Streik: Fahrtgastverband warnt vor Nachteilen für Pendler

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    Düsterere Aussichten für Bahnreisende: Just zum Start in den Sommer hat die Lokführergewerkschaft GdL Streiks angekündigt.
    Düsterere Aussichten für Bahnreisende: Just zum Start in den Sommer hat die Lokführergewerkschaft GdL Streiks angekündigt. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Bahn am Dienstag das 30-jährige Bestehen ihrer ICE-Flotte gefeiert. Das Staatsoberhaupt taufte einen der neuen ICE-4-Züge auf den Namen „Bundesrepublik Deutschland“, versehen mit einer schwarz-rot-goldenen Borte. In dieses Ereignis platzte die Nachricht, dass die Lokführergewerkschaft GDL nach der vierten Verhandlungsrunde am Montag die Tarifgespräche für gescheitert erklärt hat und mit Streik droht. Fahrgäste müssen sich jetzt auf Zugausfälle gefasst machen, auch wenn die Gewerkschaft noch keine Details genannt hat. Der Fahrgastverband Pro Bahn warnt im Gespräch mit unserer Redaktion davor, dass Pendler und Reisende die Leidtragenden sind.

    GDL-Weselsky: "Bahn hat sich verweigert"

    „Wir wollten verhandeln und eine Einigung erzielen, doch die Deutsche Bahn hat sich erneut verweigert“, teilte GDL-Chef Claus Weselsky mit. Das Unternehmen habe weder ein Angebot vorgelegt, noch sei es bereit gewesen, über die von der GDL reduzierten Forderungen zu verhandeln. „Stattdessen beharrt das Management auf Verschlechterungen bei Arbeitszeitregelungen und der Planungssicherheit des Zugpersonals“, sagte Weselsky. Anderslautende Aussagen von Personalvorstand Martin Seiler seien „schlicht gelogen“. Die GDL habe deshalb das Scheitern der Tarifverhandlungen mit der Bahn und die Einleitung eines Arbeitskampfes beschlossen.

    Karl-Peter Naumann, Fahrtgastverband Pro Bahn: Streikfahrtplan nötig

    Der Fahrgastverband Pro Bahn zeigte Verständnis für die Gewerkschaft, warnte aber davor, Pendler und Reisende im Stich zu lassen: „Jede Gewerkschaft hat das Recht zu streiken. Die Fahrgäste haben ein Interesse, dass die Mitarbeiter gut ausgebildet und gut bezahlt werden, denn nur dann sind sie motiviert“, sagte Pro-Bahn-Ehrenvorsitzender und Sprecher Karl-Peter Naumann unserer Redaktion. Lokführer sollten gut bezahlt werden, da sie beispielsweise anstrengende Schichtdienste leisten. „Ein Streik richtet sich aber nicht nur gegen das Unternehmen, man streikt auch gegen die Fahrgäste, auch diese sind Arbeitnehmer“, mahnte Naumann.

    Pro Bahn fordert deshalb, dass Unternehmen und Gewerkschaft zu Friedenszeiten einen Streikfahrplan aushandeln müssen. „Es kann nicht sein, dass bei einem Bahnstreik Arbeitnehmer nicht zum Dienst kommen oder Besucher von einer Reise nicht mehr zurück nach Hause kehren können“, sagt Naumann. „Ja, es darf gestreikt werden, die Bahnkunden brauchen aber verlässliche Informationen und Klarheit, wann sie noch mit welchem Zug fahren können“, fordert er. Ein Streikfahrplan könne so aussehen, dass jeder zweite Zug weiterhin fährt. Wenn Sicherheit über die verbleibenden Verbindungen besteht, würden die Bahnkunden einen Streik leichter akzeptieren.

    Bahn kritisiert die GDL scharf

    Die Bahn kritisierte die Streikdrohung angesichts der Corona-Pandemie scharf: „Die GDL streikt in Zeiten, in denen Millionen nach der langen Zeit in der Pandemie auf die Rückkehr in die Normalität setzen und sich wieder aufs Reisen freuen.“ Das Unternehmen schlug nach eigenen Angaben am Montag einen Tarifabschluss vor, der den Beschäftigten Einkommenssteigerungen wie im Öffentlichen Dienst im Bereich Flughäfen gebracht hätte. Im Öffentlichen Dienst hatte man sich im Herbst auf Lohn- und Gehaltssteigerungen von 3,2 Prozent geeinigt. Wegen des Verkehrseinbruchs gelten an Flughäfen aber Sonderregeln mit verzögerten Tarifsteigerungen, verringerter Arbeitszeit und einer Aussetzung leistungsorientierter Bezahlung. Ein Warnstreik bei der Bahn wäre der erste seit 2018, als die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) streikte. Die GDL hat seit sechs Jahren nicht mehr gestreikt.

    Die Bahn macht wegen Corona Milliardenverluste. Im September schnürte sie deshalb ein Tarifpaket mit der EVG. Ab 2022 erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld. Die GDL lehnte es ab, an den Verhandlungen teilzunehmen.

    Nach Ansicht von Pro Bahn schaukelt sich die Konkurrenz zwischen den Gewerkschaften EVG und GDL zulasten der Fahrgäste hoch. „Unser Wunsch wäre eine Zusammenarbeit der Gewerkschaften statt ein Gegeneinander“, sagt Naumann. „So macht man sich nur Leute abspenstig und stört den Betriebsfrieden.“ (mit dpa)

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