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AvP-Insolvenz: Wie die Pleite eines Dienstleisters Apotheken in Not bringt

AvP-Insolvenz

Wie die Pleite eines Dienstleisters Apotheken in Not bringt

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    Wegen der Insolvenz eines Abrechnungsunternehmens drohen vielen Apotheken hohe Verluste.
    Wegen der Insolvenz eines Abrechnungsunternehmens drohen vielen Apotheken hohe Verluste. Foto: Bernd Thissen, dpa (Symbolfoto)

    Verlässlichkeit. Sicherheit. Transparenz – mit diesen Attributen wirbt die AvP Deutschland GmbH aus Düsseldorf im Internet für sich. Das liegt nahe, denn wenn es um die Abwicklung von Finanzgeschäften geht, ist Seriosität eine Grundbedingung. Ob der nach eigenen Angaben größte private Rezeptabrechner für Apotheken in Deutschland dem eigenen Anspruch gerecht geworden ist, scheint fraglich.

    Am 14. September hat die Bafin wegen bestehender Unregelmäßigkeiten einen Sonderbeauftragten für das Unternehmen eingesetzt und ihm die alleinige Geschäftsführung übertragen. Einen Tag später hat dieser einen Insolvenzantrag gestellt. Als Insolvenzverwalter wurde der Düsseldorfer Anwalt Jan-Philipp Hoos bestellt. Seitdem sorgen sich tausende Apotheken aus ganz Deutschland, ob sie ihre vorgestreckten Gelder für die von ihnen ausgegebenen Medikamente jemals wieder sehen. Es geht um Summen von mehreren zehn- bis hunderttausend Euro je Fall, in Einzelfällen werde wohl sogar die Millionengrenze überschritten, heißt es beim Bayerischen Apothekerverband.

    Apotheken: Ausgabe und Abrechnung von Medikamenten ist ein komplexer Vorgang

    Doch der Reihe nach. Die Ausgabe und Abrechnung von Medikamenten ist ein komplexer Vorgang. Im Regelfall strecken die Apotheken die Kosten für die Medikamente vor. Die Rezepte werden dann gesammelt an ein Abrechnungsunternehmen wie AvP weitergegeben, das die Gelder von den einzelnen Krankenkassen einsammelt und gegen eine Gebühr an die Partnerapotheke weiterleitet. Rund 3600 Apotheken in Deutschland waren Kunden von AvP, in Bayern waren es wohl mindestens 300 – etwa zehn Prozent aller Apotheken. Doch für August blieben die Zahlungen von AvP plötzlich aus. Technische Probleme hieß es zuerst. Doch wer heute mit AvP-Mitarbeitern spricht, hört hinter vorgehaltener Hand anderes: „Intern wusste man dann schon, dass dies nicht der einzige Grund sein konnte, sondern es ein echtes Problem geben musste“, sagte ein nun von der Insolvenz Betroffener unserer Redaktion.

    Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen AvP

    Wie groß der Schaden für die Apotheker ist, lässt sich nur im Einzelfall sagen. Ein Problem ist, dass die Verträge zwischen AvP und den Apotheken offenbar sehr unterschiedlich waren. Sogar die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sollen sich unterscheiden. Manche Apotheken hatten Vorauszahlungen von AvP vereinbart und sind nun weniger oder unter Umständen gar nicht betroffen. Andere haben für September noch Geld erhalten – ihre Abrechnung, anhand derer sie überblicken können, ob der gesamte Monat ausbezahlt wurde aber erst später.

    Die knifflige Aufarbeitung dieser Verträge liegt nun beim Insolvenzverwalter. Doch der hat in dieser Woche die Erwartungen der Geschädigten erst einmal enttäuscht. Bei einem Großteil der Verträge habe er derzeit „erhebliche Zweifel, dass die betreffenden Apothekerinnen und Apotheker aussonderungsberechtigt sind“, lies Jan-Philipp Hoos in der Frankfurter Allgemeinen wissen. Das heißt: Was jetzt an Geld noch da ist, soll alles in die Insolvenzmasse fließen. Die Apotheken müssten sich dann neben anderen Gläubigern – etwa Banken – einreihen und bekämen nur einen Teil ihres Geldes zurück.

    Eigentlich sollten die Gelder der Apotheken auf Treuhandkonten geschützt sein. Genau dies scheint bei AvP zumindest nicht ausreichend der Fall gewesen zu sein. Doch der genaue Sachverhalt ist noch unklar. Ebenso wie es überhaupt zur Insolvenz kommen konnte. AvP war über Jahrzehnte am Markt. Ein anderer, jetzt nicht betroffener Unternehmensteil bietet Abrechnungsdienste für Krankenhausapotheken an. Dieser AvP-Teil soll ab 1. November vom Konkurrenten Noventi aus München weitergeführt werden.

    AvP-Pleite: Sogar im Bundestag ist das Thema nun angelangt

    Mittlerweile ermittelt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft in dem Gesamtkomplex gegen zwei Beschuldigte wegen Bankrotts. Sie werden verdächtigt, vor der Insolvenz Vermögenswerte beiseite geschafft haben. Um wen es sich bei den Beschuldigten handelt, ist nicht bekannt. In Haft sei derzeit aber keiner der Verdächtigen.

    Auch im Bundestag ist das Thema inzwischen angekommen. Der Gesundheitsausschuss will kommende Woche in geheimer Sitzung dazu tagen. Bereits vergangenen Mittwoch kamen Insolvenzverwalter Hoos und der von der Bafin eingesetzte Geschäftsführer Ralf R. Bauer in das Gremium. Ausschussmitglied und FDP-Obmann Andrew Ullmann aus Würzburg sagte unserer Redaktion dazu: „Für mich sind nun mehr Fragen offen als zuvor. Es ist ein offenes Verfahren, aber es hört sich so an, als steckte kriminelle Energie dahinter und zusätzlich ist eine Verletzung der Aufsichtspflicht nicht auszuschließen.“

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