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Autotest: So fährt sich der kleine Billig-Stromer Leapmotor T03

Autotest

So fährt sich der kleine Billig-Stromer Leapmotor T03

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    Klein, kompakt, kostet nicht die Welt: Leapmotor T03.
    Klein, kompakt, kostet nicht die Welt: Leapmotor T03. Foto: Max Sarotto/Leapmotor/dpa-tmn

    Es kommt endlich Bewegung ins Segment der elektrischen Günstig-Autos. Citroën hat mit dem C3 die Hürde bereits auf 25.000 Euro gedrückt. Renault zieht bald mit dem ähnlich bezahlbaren Basismodell des neuen R5 nach. Selbst VW will demnächst wieder einen Stromer fürs Volk bauen. Und jetzt setzt ein neuer Preisbrecher zum großen Sprung an: Für 18.900 Euro will Leapmotor mit dem T03 Masse machen und auch Kunden in die neue Zeit locken, die genauer aufs Geld schauen.

    Entwickelt in China, wird er vom Joint Venture-Partner Stellantis in Polen gebaut. Vertrieben werden soll er anfangs über 40, später aber mehr ausgewählte Händler von Opel, Peugeot & Co. Noch in diesem Herbst kommt er in den Handel - und wird dort nur noch vom Dacia Spring unterboten. Der in China gebaute Mini-Stromer der rumänischen Renault-Tochter ist in der Basisversion noch einmal 2.000 Euro billiger, bietet dafür aber auch deutlich weniger Auto. Aber nun los.

    Für den Einsatz als Erstauto und Familienkutsche zu klein

    Auch der T03 ist kein Riese und taugt weder als typisches Erstauto noch als Familienkutsche. Mit 3,62 Metern Länge und 2,40 Metern Radstand macht er sich erschreckend klein. Und obendrein wirkt sein Design irgendwo zwischen dem alten Smart Fortwo und dem Suzuki Wagon R+ vergleichsweise altbacken neben all den elektrischen Spaceshuttles, die uns die SUV-Welle auf die Straßen gespült hat.

    Aber trotz seines Westentaschenformats sitzt man in der ersten Reihe sehr ordentlich und in der zweiten zumindest der Nachwuchs bequem. Und der Kofferraum ist mit 210 bis 508 Litern auch nicht schlecht, wenn nur die hohe Ladekante nicht wäre und das tiefe Loch dahinter. Ach ja, und eine einteilige Rückbank ist mittlerweile auch selten.

    Ambiente und Ausstattung sind besser als bei vielen anderen

    Am meisten überrascht der T03 allerdings mit Ambiente und Ausstattung. Denn die ganz ordentlichen Kunststoffe im korrekt verarbeiteten und erfreulich modern gestalteten Innenraum zeugen nicht gerade von knappem Budget. Einzig den Sitzen mangelt es ein wenig an Halt und Komfort, und der Stoffbezug wirkt schon bei Neuwagen fadenscheinig.

    Die Ausstattung lässt viele europäische Kleinwagen aus der Klasse darüber alt aussehen. Wo man dort bisweilen noch die Fenster kurbeln muss, sind hier alle vier elektrisiert, genau wie die Spiegel und die Türschlösser. Es gibt ein großes Glasdach für den lichten Raumeindruck, digitale Instrumente und einen Touchscreen mit serienmäßiger Navigation und Rückfahrkamera sowie eine Klimaanlage. Und für alle mit Smartphone ersetzt das Handy sogar den Schlüssel.

    Das Einzige, was es nicht gibt, sind aufpreispflichtige Extras, weil beim T03 alles drin und alles dran ist. So bleibt den Kunden lediglich die (kostenfreie) Wahl zwischen drei Farben, die allerdings alle sehr ähnlich sind.

    In der Stadt hui, auf dem Land pfui

    Wo die Chinesen dagegen richtig gespart haben, ist beim Antrieb und beim Akku. Doch erstens ist der Kampfpreis anders nicht zu halten, und zweitens will der T03 ja vor allem ein Stadtauto sein. Und da reichen 70 kW/95 PS und 37,3 kWh allemal – erst recht für ein Auto von nicht einmal 1.200 Kilo.

    In der Rushhour oder beim Samstagseinkauf hat man deshalb schnell vergessen, dass man eine elektrische Sparbüchse fährt. An der Ampel und im Stop-and-Go-Verkehr ist der T03 spritzig wie jedes E-Auto. Zudem ist die Lenkung leichtgängig, das Fahrwerk ist nachsichtig mit Kopfsteinpflaster und Schlaglöchern und die Rekuperation - die Rückgewinnung von Verzögerungsenergie - ist in mehreren Stufen einstellbar.

    Und was dem Stiefbruder von Opel Corsa oder Citroën C3 an Statur und Status fehlt, macht er mit seiner Handlichkeit wett, dem kleinen Wendekreis und der Garantie auf einen Parkplatz. Denn irgendwo findet sich immer eine Lücke für den Winzling - zur Not eben an der Ladesäule. Dort ist er schließlich ohnehin Stamm- und zugleich Dauergast.

    Denn wenn es wirklich etwas auszusetzen gibt an dem Billigmodell, dann ist es die lahme Ladeleistung. 6,6 kW am Wechsel- und 45 kW am Gleichstrom, sind zwar besser als beim Dacia Spring aber lange nicht gut genug, um Skeptiker zum Strom zu bekehren. Bei über 30 Minuten für gerade mal 50 Prozent verliert man mehr Zeit, als mit dem mageren Spitzentempo von 130 km/h.

    Fazit: Ein Zeichen der Hoffnung

    Nein, als einziges Auto im Haushalt wird der T03 nur für sehr wenige taugen. Dafür ist er zu klein, zu schwach und seine Reichweite zu gering. Doch als Zweitwagen ist er erste Wahl, selbst wenn das Laden für alle ohne Eigenheim und Wallbox zur nervigen Geduldsprobe wird.Vor allem aber ist er der hoffnungsvolle Beweis dafür, dass bei der Elektromobilität für die Masse doch noch was geht. Über kurz oder lang, so macht der T03 deutlich, werden die Preise schon noch fallen.

    Datenblatt: Leapmotor T03

    Made in Europe: Das kleine E-Auto wird in Polen gebaut.
    Made in Europe: Das kleine E-Auto wird in Polen gebaut. Foto: Leapmotor/dpa-tmn
    Im Inneren des T03 sitzt man ordentlich.
    Im Inneren des T03 sitzt man ordentlich. Foto: Max Sarotto/Leapmotor/dpa-tmn
    Die Ausstattung des E-Winzlings lässt manche Konkurrenzfahrzeuge hinter sich.
    Die Ausstattung des E-Winzlings lässt manche Konkurrenzfahrzeuge hinter sich. Foto: Max Sarotto/Leapmotor/dpa-tmn
    Zweitwagen für die City? An der Ampel und im Stop-and-Go-Verkehr ist der T03 spritzig wie jedes E-Auto.
    Zweitwagen für die City? An der Ampel und im Stop-and-Go-Verkehr ist der T03 spritzig wie jedes E-Auto. Foto: Max Sarotto/Leapmotor/dpa-tmn
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