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Außenhandel: Mehr Italien wagen: Wirtschaftsbeziehung für Deutschland weiter wichtig

Außenhandel

Mehr Italien wagen: Wirtschaftsbeziehung für Deutschland weiter wichtig

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    Der Norden Italiens, mit Mailand als Finanzzentrum, ist das wirtschaftliche Kraftzentrum des Landes.
    Der Norden Italiens, mit Mailand als Finanzzentrum, ist das wirtschaftliche Kraftzentrum des Landes. Foto: Luca Bruno, dpa

    Die Aufregung in Berlin ist groß, seit die italienische Großbank Unicredit sich bei der deutschen Commerzbank eingekauft hat. Sogar der Bundeskanzler gibt sich empört über die Art und Weise und zeigt wenig Sympathie für eine deutsch-italienische Bankenehe. Dabei ist das Land, in dem die Zitronen blühen, nicht nur seit Generationen ein Sehnsuchtsort für deutsche Dichter und Denker, sondern ganz handfest einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Deutschlands. Und das sehr zum gegenseitigen Nutzen.

    Das betont Jörg Buck, Delegierter der deutschen Wirtschaft und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Italienischen Handelskammer in Mailand. Er hält auch Sorgen deutscher Unternehmer für unbegründet, sollte der Übernahmeplan von Unicredit-Chef Andrea Orcel aufgehen. „98 Prozent der italienischen Unternehmen sind Klein- oder Kleinstbetriebe. Aus unserer Sicht beherrscht Unicredit das Geschäft mit dem Mittelstand. Daher sehen wir auch für deutsche Unternehmen, die nach Italien wollen, hier keine Probleme entstehen“, sagt Buck.

    Und nach Italien wollen viele. Mit Ausnahme einer von der Coronakrise verursachten Delle ist der Wachstumstrend im gemeinsamen Handel seit Jahren intakt. Nina Reitsam, Bereichsleiterin Unternehmensservice bei der IHK Schwaben, erklärt das Interesse nicht zuletzt mit den geopolitischen Veränderungen der jüngsten Vergangenheit: „Die Handelshemmnisse nehmen global gesehen deutlich zu. Italien ist Mitglied der EU und seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner, und zwar durchaus auf Augenhöhe“, sagt sie und belegt das mit Zahlen.

    In Italien wird viel investiert

    Deutschland ist der wichtigste Handelspartner für Italien. Für Deutschland steht Italien auf Platz sechs. Doch die Bilanz ändert sich, blickt man nur auf Bayern: Bei den Ausfuhren bayerischer Unternehmen liegt das Land auf Platz vier, gleich hinter China. Bei den Importen nach Bayern ist es der gleiche Rang mit Waren im Wert von zuletzt 14,2 Milliarden Euro. Für die über 630 Unternehmen aus der Region, die in Italien aktiv sind, könnten sich nach Bucks Einschätzung in den kommenden Jahren gerade in den Bereichen Energie, Luft- und Raumfahrt oder Militär und Sicherheit neue Chancen ergeben. Aber dank hoher Zuwendungen aus Brüssel wird mit dem geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien und kräftigen Investitionen in das Schienennetz der Bahn auch in anderen Bereichen investiert.

    Vor allem der Norden, mit den Regionen Lombardei, Venetien, Emilia-Romagna, Piemont und dazu noch Latium in Mittelitalien, gelten als wirtschaftliches Kraftzentrum des Landes. In Deutschland ist der Austausch vor allem mit den drei Ländern Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen wichtig. „Die Zahlen spiegeln die regionalen Schwerpunkte der Wirtschaft in beiden Ländern wider“, erläutert Buck.

    Denn die Top-Drei-Export-Branchen in Italien sind, anders, als viele vermuten würden, die Stahlindustrie, der Bereich Maschinen und Anlagen sowie die Automobil- und Zulieferbranche. Branchen, die in Deutschland schwerpunktmäßig in diesen drei Bundesländern angesiedelt sind. Während die Stärke der italienischen Maschinenbauer in Deutschland weniger bekannt ist, sorgt in Italien regelmäßig für Überraschung, dass der Handel im Bereich Agrarprodukte und Lebensmittel in beiden Richtungen sehr ausgeglichen ist, berichtet Buck.

    Wein nach Norden, Bier nach Süden

    Über den Brenner nach Norden kommen vor allem Backwaren und Wein. Insgesamt importierte Deutschland 2023 im Lebensmittelbereich Waren im Wert von 8,8 Milliarden Euro aus Italien. Das entsprach rund vier Prozent der gesamten deutschen Agrar-Einfuhren. In die andere Richtung sind es vor allem deutsche Fleischwaren (1,4 Milliarden Euro) und Käse (1,1 Milliarden Euro), die auf Nachfrage im Süden stoßen. Deutsches Bier wird auch gerne in Italien getrunken: 3,6 Millionen Hektoliter im Wert von 331 Millionen Euro wurden 2023 eingeführt.

    Im Handel mit Lebensmitteln ist auch Dieter Weidner mit seinem Unternehmen Weidner Käse aus Friedberg bei Augsburg aktiv. Weidner importiert Spezialitäten-Käse aus vielen europäischen Ländern und beliefert damit den Fachhandel. Schon seit 1968 ist das Unternehmen in Italien aktiv und Weidner lobt die guten Beziehungen. „Wir sind ein Familienunternehmen und damit vielen unserer Partner in Italien sehr ähnlich.“ Neben der großen Bedeutung des Mittelstands sieht Weidner auch eine weitere Stärke Italiens: „Italien liegt bei uns mittlerweile auf Platz drei im Einkauf, vor Frankreich. Das liegt daran, dass die Betriebe dort innovativ sind und immer wieder mit Neuerungen kommen“, sagt der Händler.

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