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Ausbildung: Warum zwei junge Frauen trotz allem Bankerinnen werden wollen

Ausbildung

Warum zwei junge Frauen trotz allem Bankerinnen werden wollen

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    Lisa Jessica Kleinheinz (links), 15, und Daniela Caleta, 19, beginnen eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Damit könnten ihre Karrieren beginnen.
    Lisa Jessica Kleinheinz (links), 15, und Daniela Caleta, 19, beginnen eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Damit könnten ihre Karrieren beginnen. Foto: Michael Hochgemuth

    Eine gute Ausbildung beginnt mit einem guten Frühstück – das ist zumindest bei der Commerzbank so. Das Unternehmen fährt an diesem bewölkten Augustmorgen auf: Joghurt, Kaffee, Bananen, Körnersemmeln, Äpfel. Für zwei Auszubildende, die heute ihren ersten Tag bei der Bank haben. Im ersten Stock in der Filiale im Augsburger Zentrum plaudern sie mit ihrem Chef und der Ausbildungsleiterin. Es geht um Werte, Struktur und Strategie der Bank.

    Als sei dieser erste Tag nicht schon besonders genug für die beiden Lehrlinge, darf unsere Redaktion zuschauen. Das scheint die Frauen nicht zu stören. Eine der beiden sagt: "Das ist ungewohnt, aber kein Problem." Die Lehrlinge stehen dem Reporter Rede und Antwort – und für ein Foto parat. Vor ihrem Chef reden sie über das, was sie nach Feierabend machen.

    9000 Auszubildende starten an Deutschlands Banken ihre Karriere

    Lisa Jessica Kleinheinz, 15, und Daniela Caleta, 19, sind zwei von etwa 9000 Frauen und Männern, die in Deutschland diesen Sommer eine Ausbildung zur Bankkauffrau, zum Bankkaufmann beginnen. Wie viele Azubis genau, ist noch nicht klar. Die Zahl 9000 bezieht sich auf das vergangene Jahr und stammt vom Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes. Sie umfasst Azubis bei privaten und genossenschaftlichen Banken, bei Sparkassen sowie Landesbanken. Das sind beinahe 1000 Einstellungen mehr als zwei Jahre zuvor.

    Die Nachfrage nach den Plätzen sei nach wie vor hoch, wie ein Mitarbeiter des Verbandes sagt. Bei der Commerzbank fangen in Bayern in diesem Sommer 33 Azubis in drei Ausbildungsberufen an.

    Das Image der Banker hat gelitten, die Institute bauen ab

    Schon drängt sich die Frage nach dem Warum auf. Wieso wollen Lisa Jessica Kleinheinz und Daniela Caleta Bankkauffrauen werden? Ein Job, dessen Image seit der Wirtschafts- und Finanzkrise Ende der 2000er Jahre gelitten hat. Serien wie Bad Banks, in der es um Bilanzmanipulation geht, und Filme wie The Wolf of Wall Street über Profitgier entstanden. Dazu kommen reihenweise Meldungen über Personalabbauprogramme bei ganz vielen deutschen Banken. Doch junge Leute denken anders: "Ich finde, der Job ist nach wie vor hoch angesehen. Alle fanden es gut, dass ich bei einer Bank anfange", sagt Daniela Caleta.

    Der Slogan der Commerzbank: "Schock deine Freunde und werde Banker"

    Sie möchte einen Job machen, bei dem sie Kontakt zu Menschen hat. "Ich helfe ihnen gerne." Dennoch lautet ein Slogan der Commerzbank "Schock deine Freunde und werde Banker". Das ist weniger auf das Bild des Bankangestellten bezogen, sondern macht Werbung für einen traditionellen Beruf. In dem Daniela Caletas Schwester seit acht Jahren arbeitet, ebenfalls bei der Commerzbank, ebenfalls in der Filiale in Augsburg. Sie ist Beraterin für Unternehmen. Die Schwestern tauschten sich viel über die Ausbildung aus. Ist die große der kleinen Schwester ein Vorbild? Für Daniela Caleta ist das so.

    Geschockt waren Daniela Caletas Freunde weniger, als sie von ihrem Vorhaben erzählte. Eher fragten sie, warum Caleta nach ihrem Abitur am Maria-Ward-Gymnasium nicht an die Uni gehe, wie es so viele Abiturienten machen. Mit einem Notendurchschnitt von 2,5 käme sie in viele Studiengänge. "Ich will erst mal das Arbeitsleben kennenlernen", sagt Daniela Caleta. Ihre Eltern sind Kroaten, stammen aus der Mittelmeerstadt Split im Süden des Landes. Daniela Caleta ist Deutsche, spricht Kroatisch, Französisch, Englisch.

    Bank-Azubis verdienen im ersten Jahr 1036 Euro brutto

    Während ihrer Schulzeit verdient Daniela Caleta bis zu 400 Euro im Monat mit Nebenjobs. Kellnert, arbeitet im Büro, im Lager. Was hat die Bank-Auszubildende für ein Verhältnis zu Geld? "Viele haben mich früher als geizig bezeichnet", sagt Caleta, die im Augsburger Stadtteil Herrenbach wohnt. "Ich hatte nie Probleme, Geld zu sparen. Wenn man genug spart, kann man das Geld auch ausgeben", sagt sie. Bei der Commerzbank steigt Caletas Gehalt. Im ersten Jahr verdienen Auszubildende zwischen 1036 und 1160 Euro brutto im dritten Lehrjahr. 39 Stunden die Woche, 30 Tage Urlaub, Konditionen des Tarifvertrags für das Bankgewerbe.

    Geht es nach Daniela Caleta, steigt ihr Gehalt in den Jahren nach der Ausbildung. Aufstiegsmöglichkeiten waren für sie auch ein Grund, bei der Commerzbank anzufangen. "Wenn ich ein Ziel vor Augen habe, will ich es unbedingt erreichen", sagt Daniela Caleta. Filialleiter Stefan Roßmayer, 54, ist beeindruckt, mit welcher Bestimmtheit, Klarheit und welchem Ehrgeiz Caleta auftritt. "Sie will sich entwickeln."

    Digitalisierung: Wie erklärt man Kunden das Tan-Verfahren?

    Eine neue Herausforderung wartet nächste Woche auf die Auszubildenden Caleta und Kleinheinz. Sie beraten am Schalter. Aber auch die Digitalisierung im Bankwesen spielt in den zwei- bis zweieinhalb Jahren Ausbildung eine große Rolle. Die Auszubildenden müssen Kunden geduldig erklären, wie die Commerzbank-App und das Tan-Verfahren funktionieren. Wegen der Corona-Pandemie erledigen Kunden Bankgeschäfte öfter mit dem Handy.

    Wer der gebürtigen Augsburgerin Caleta zuhört, merkt schnell, dass sie ambitioniert ist. Besonders wenn sie über ihre Stärken redet. Welche das sind? "Disziplin und Durchhaltevermögen", sagt sie. Diese Tugenden lernte sie während ihrer Zeit als Leistungssportlerin. Mehrere Jahre betrieb sie Sportakrobatik. Eine Sportart, die Kunstkraftsport und Bodenturnen miteinander verbindet.

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